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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe IX. Nieren- und Blasenkrankheiten

[5. Blasenkatarrh]

5. Blasenkatarrh entsteht durch Beimischung von scharfen Substanzen zum Urin, wie dies nach dem Genuß von jungem, unvergorenem Bier, saurem Wein oder dem Mißbrauch gewisser Arzneien, wie Kopaivabalsam oder Terpentinöl der Fall ist; ferner nach Erkältung oder Durchnässung der Füße; schließlich ist dieses Leiden oft eine Begleiterscheinung von Krankheiten der Geschlechtsorgane, besonders des Trippers. Die Beschwerden bestehen in dumpfen, drückenden Schmerzen im Unterleib, oft wiederholtem Harndrang und Schmerz beim Wasserlassen; zuweilen ist auch Fieber vorhanden. Die Krankheit kann bei geeigneter Behandlung meistens in kurzer Zeit geheilt werden, geht jedoch nicht selten infolge unzweckmäßiger Behandlung oder verkehrter Lebensweise in die chronische Form über, welche besonders bei älteren Leuten oft jahrelang anhalten kann. Der Urin ist in solchen Fällen trübe und enthält Schleim oder Eiter, zuweilen auch Blut.

Bei der Behandlung ist in akuten Fällen Bettruhe und strenge Diät (s. S. 242) unerläßlich. Empfehlenswert sind warme Aufschläge auf den Unterleib, heiße Sitzbäder von 36° C. Das Hauptmittel für den Anfang ist Bellad. 4, welches 1—2 stündlich eingenommen werden muß; Nux vomica 4 ist angezeigt, wenn der Katarrh durch das Trinken kalten oder jungen, unvergorenen Biers oder sauren Weins verursacht ist; Canthar. 6 bei heftigen brennenden Schmerzen beim Wasserlassen; Mercur. corros. 5, wenn Tripper die Ursache ist. In chronischen Fällen braucht nicht eine solch strenge Diät eingehalten zu werden; geboten ist es jedoch, Alkohol in jeder Form, scharfe Gewürze, Essig und Pökelfleisch zu vermeiden. Wichtig ist es, den Unterleib warm zu halten (am besten durch eine wollene Leibbinde), für geregelten Stuhlgang zu sorgen und den Drang zum Wasserlassen nicht zu unterdrücken. Tritt Harnverhaltung, welche länger als 12 Stunden dauert, ein, dann muß der angesammelte Urin mittels eines eingeführten Katheters entfernt werden. Von den homöopathischen Mitteln bei chronischem Blasenkatarrh nennen wir: Lycopod. VI bei sandigem Bodensatz im Urin; Hep. sulf. VI, wenn der Urin Schleim und Eiter enthält; Canthar. 6 bei heftigen Schmerzen beim Wasserlassen; Terebinth. 4 und Uva ursi 2 bei brennendem und blutigem Urin; Benz. acid. VI bei stinkendem Urin. In veralteten Fällen ist zuweilen Pareira brava 2, 3 mal täglich 5 Tropfen in warmem Wasser, von Nutzen. Es können sich jedoch auch Blasenausspülungen mit desinfizierenden Flüssigkeiten, welche vom Arzte ausgeführt werden müssen, nötig erweisen.



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