Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
16. Schrothsche Trockenkur. Diese Kur, welche nur auf ärztlichen Rat und unter ärztlicher Aufsicht gebraucht werden sollte, hat bei veralteten und hartnäckigen Exsudaten, rheumatischen und syphilitischen Affektionen, Hautkrankheiten und chronischen Vergiftungen, z. B. Quecksilbervergiftung, gute Wirkung und ist deshalb trotz ihrer Unbequemlichkeit in Fällen, die andern Heilmethoden trotzen, ins Auge zu fassen. Der Gedanke, welcher dieser Kur zugrunde liegt, ist der, durch Beschränkung der Nahrungsund speziell der Flüssigkeitszufuhr den Stoffwechsel energisch zu beeinflussen, damit die Ausscheidung krankhafter Stoffe schneller vor sich geht. Die Kur erfordert sowohl seitens des Kranken als des Arztes viel Ausdauer, da sie unangenehm ist und sehr angreift; dafür lohnt aber auch der Erfolg sehr oft die angewendete Mühe. Dieses Verfahren beruht hauptsächlich auf 4 Heilfaktoren; diese sind: 1. feuchte Wärme, welche durch nasse Einpackungen des ganzen Körpers oder bestimmter Körperteile während der Nacht erzielt wird; 2. eine Diät, welche so wenig Eiweißstoffe als nur irgend möglich enthält, und hauptsächlich aus trockenem Weißbrot, dickem Hafergrütze-, Gries- oder Reisbrei und Kartoffeln besteht, während an bestimmten Tagen etwas Fleisch, frisches Gemüse und Obst genossen werden darf; 3. systematische Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr, wobei nicht mehr als ½—¾ Liter Flüssigkeit pro Tag erlaubt ist; 4. Trinken genau bestimmter Mengen Weins (hauptsächlich Mosel-, Rhein- oder Apfelweins) an bestimmten Tagen (sog. Trinktagen). Die eigentliche Hauptkur dauert 4 Wochen und es muß ihr eine 8-tägige Übergangskur vorangehen und folgen.