Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
Die Diät während der Schwangerschaft ist nicht nur für Mutter und Kind von großer Wichtigkeit, sondern kann auch dazu beitragen, eine leichte Entbindung herbeizuführen. Die Nahrung der Schwangeren muß leicht verdaulich sein und reichlich Nährsalze enthalten, während scharfe Genußmittel und zu vieles Trinken vermieden werden müssen. Wenn die Schwangere eine derartige Diät einhält, wird sie sich wohl und frei von allerhand Beschwerden, wie volles Gefühl im Magen, Aufstoßen u. s. w. fühlen; das Kind wird sich kräftig entwickeln und die Entbindung meistens leicht vonstatten gehen. Besonders durch die Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr hält sich die Menge des Fruchtwassers in normalen Grenzen, während die Frucht selbst nicht übermäßig schwer und groß wird, sodaß die Geburt leichter erfolgt.
Die beste Diät während der Schwangerschaft ist demnach folgende: Mäßigkeit im Trinken, reichlicher Genuß von Obst und Gemüse (auf die richtige Weise zubereitet, s. S. 68), mäßiger Genuß von Fleisch und Eiern. Man trinke nie ohne Durst zu haben, befriedige auch den Durst niemals gänzlich und suche ihn lieber durch saftiges Obst oder Obstkompott zu löschen. Suppe genieße man nur zweimal wöchentlich. Senf, Pfeffer, Essig, Zwiebeln, starker Kaffee und Tee und schwere Weine sind verboten. Erlaubt sind: Gemüse, wie Spinat, Blumenkohl, Salat mit Zitronensaft oder saurem Rahm zubereitet; nicht zu viel Kartoffeln; Eierspeisen; Brot, besonders Grahambrot mit Butter; dicke Milch oder Buttermilch; Reis, Sago, Griesmehl oder Hafergrütze; frisches sowohl wie auch getrocknetes und eingemachtes Obst. Fleisch darf einmal täglich in mäßiger Menge und leichtes Bier dann und wann genossen werden. Diese Diät muß mehr oder weniger während der ganzen Dauer der Schwangerschaft, besonders aber während der letzten 3 Monate streng befolgt werden. Dieselbe wird von den meisten Frauen gut vertragen und kann auf Grund guter Erfahrung in zahlreichen Fällen bestens empfohlen werden.
Für Frauen mit verengtem Becken, welche so oft künstlich entbunden werden müssen, aber auch für ältere Erstgebärende mit normalem Becken, bei welchen erfahrungsgemäß eine schwierige Entbindung in Aussicht steht, hat Dr. Prochownick eine noch strengere Diät angegeben, wodurch eine sehr kleine Leibesfrucht erzielt wird. Nach dem Erfinder ist diese Diät die folgende: Morgens eine kleine Tasse Kaffee (Malz- oder Gesundheitskaffee ist jedenfalls noch besser) und 25 Gramm Zwieback; mittags alle Sorten Fleisch, Ei und Fisch, mit ganz wenig Sauce, etwas fett zubereitetes Gemüse, Salat, Obst und Käse; abends ein Ei mit 40—50 Gramm Brot und beliebig Butter. Gänzlich verboten sind: Wasser, Suppe, Kartoffeln, Mehlspeisen und Zucker. Als Getränk wird gestattet: täglich 300—400 Gramm Mosel- oder Rotwein. Diese Diätkur eignet sich am besten während der letzten 8—10 Wochen der Schwangerschaft. Sie hat sich bei Frauen, die schon schwere Geburten durchgemacht hatten, wiederholt bewährt.