Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
7. Wochenbettfieber ist die gefährlichste Krankheit des Wochenbetts, der früher 10—15 % der Wöchnerinnen erlagen, während gegenwärtig infolge der antiseptischen Behandlung die Sterblichkeit auf ½ % zurückgegangen ist.
Die Symptome dieser durch Eiterungsbazillen verursachten und gewöhnlich zwischen dem 3. und 10. Tage nach der Entbindung auftretenden Krankheit sind hohes Fieber, Schüttelfrost, rascher Puls, große Schwäche, zuweilen von Phantasieren begleitet; der Unterleib ist aufgetrieben und sehr schmerzhaft, der Wocheüfluß stockt oder wird eitrig und sehr übelriechend. Der Tod kann innerhalb einiger Tage eintreten, meistens dauert jedoch die Krankheit länger; zuweilen geht sie in völlige Heilung über.
Die besten Vorbeugungsmaßregeln sind peinliche Reinlichkeit vor, während und nach der Entbindung (besonders achte man darauf, daß die Hebamme vor jeder Untersuchung der Gebärenden ihre Hände sorgfältig mit warmem Wasser, Seife und Bürste reinigt), öfters wiederholte Reinigung der Geschlechtsteile während des Wochenbetts und die auf Seite 267 genannten T-Umschläge.
Die Behandlung dieser gefährlichen Krankheit muss selbstverständlich dem Arzt überlassen werden. Für diejenigen, welche ärztliche Hilfe durchaus nicht erlangen können, nennen wir als die wirksamsten Mittel, sofort im Anfang zu geben: Aconit. 4 bei trockener Haut, großer Unruhe und Angst, und Bellad. 4 bei rotem Gesicht und Schweiß an einzelnen Körperteilen, welche man stets im Wechsel mit Arnica 3 verabreicht; außerdem mache man alle 3 Stunden zu erneuernde Prießnitzsche T-Umschläge und Scheidenausspülungen mit abgekochtem, lauwarmem Wasser, dem etwas Lysol (1 Teelöffel auf 1 Liter Wasser) zugesetzt wird. Die Diät muß leicht verdaulich und kräftig sein, Wein oder Kognak mit Wasser ist reichlich zu verabreichen. Hierdurch gelingt es zuweilen, die Krankheit zu brechen. Im weiteren Verlauf kommen noch Arsen. alb. 4, Lachesis 12, Carbo veget. VI und lauwarme Vollbäder (von 30° C.) in Betracht. Zuweilen bleiben chronische Entzündungen zurück oder es bildet sich Eiter, wodurch eine Operation erforderlich wird. Siehe auch Grebärmutterentzündung im 10. Abschnitt.