Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
Der große Wert, welchen gesunde Verdauungsorgane für unser Wohlbefinden haben, ist allgemein bekannt. Diese Organe haben die Aufgabe, die Nahrungsmittel, welche wir zu uns nehmen, auf solche Weise zu verarbeiten, daß daraus ein Nährmaterial gebildet wird, welches imstande ist, das Blut, die Quelle unserer Kraft und unseres Lebens, zu bilden und zu erneuern. Sind die Verdauungsorgane gesund und vollführen sie ihre Aufgabe auf die richtige Weise, dann wird der Körper zweckmäßig ernährt. Ist dagegen auch nur eins dieser Organe schwach oder krank, dann leidet die Ernährung darunter und bis zu einem gewissen Grade auch unsere ganze Gesundheit. Durch das Fehlen von Zähnen oder durch Krankheiten der Mundhöhle können deshalb Gesundheitsstörungen ebensogut wie durch Magen- oder Darmkatarrhe, chronische Verstopfung oder Leberschwellung verursacht werden, obwohl natürlich die Art und die Heftigkeit der Erscheinungen, je nach dem angegriffenen Teile, verschiedenartig sind. Verkehrte Lebensweise, Diätfehler, der Genuß schädlicher oder schwerverdaulicher Speisen, der Mißbrauch reizender oder berauschender Getränke, Übermaß im Essen und Trinken, ungenügendes Kauen, hastiges Essen, zu heißes Essen, zu kaltes Trinken, Erkältung des Unterleibes, Mangel an Körperbewegung — das sind so ungefähr die häufigsten Ursachen von Krankheiten der Verdauungsorgane. Viele Leidende sehen dies jedoch nicht ein und wollen lieber allerlei Mittel, Mixturen und Magenliköre herunterschlucken, als mit einer schädlichen Gewohnheit brechen. Es ist deshalb nicht überflüssig darauf hihzuweisen, daß die homöopathischen Heilmittel, deren gute Wirkung in nicht wenigen akuten und chronischen Krankheiten der Verdauungsorgane über allen Zweifel erhaben ist, erst dann ihre volle Wirkung entfalten können, wenn der Patient eine vernünftige Lebensweise und Diät annimmt und auch beibehält.