Jacob Voorhoeve |
- |
Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
19. Durchfall kommt oft vor infolge von Erkältungen, besonders des Unterleibes, kalten und nassen Füßen, Diätfehlern, Überladung des Magens mit schwer verdaulichen Speisen oder unreifem Obst, Trinken von zu kaltem Bier, Einnehmen zu starker Abführmittel, ferner nach Gemütsbewegungen z. B. nach Schrecken und endlich als Begleiterscheinung verschiedener Krankheiten. Der Durchfall kann mit oder ohne Schmerzen auftreten; die Zahl der Entleerungen beträgt zuweilen 1—2, zuweilen 20—30 in 24 Stunden, wobei in schlimmen Fällen fortwährender Stuhldrang besteht.
Behandlung. In ernsten Fällen muß der Kranke das Bett aufsuchen. Heißwasser- oder Dampfkompressen, warme Umschläge, flüssige oder schleimige Nahrung, Haferschleim, Reiswasser, dünne Suppen sind sehr zu empfehlen. In weniger heftigen Fällen darf der Patient aufbleiben, muß jedoch den Unterleib warm halten und eine Diät einhalten, welche aus leicht verdaulichen Speisen, wie Haferkakao, Reisbrei, geschlagene Eier, Zwieback und Weißbrot besteht. Zu empfehlen ist das Trinken von Eichelkakao und das Kauen getrockneter Waldbeeren. Nachstehend nennen wir die wichtigsten homöopathischen Mittel mit den Anweisungen, welche sich in der Praxis oft bewährt haben:
Aloë 6, schleimiger Durchfall mit Abgang von Winden und Kollern im Leibe.
Apocyn. cann. 3, gallertartiger Durchfall, welcher unbewußt abgeht.
Argent. nitr. 4, große Mengen dünnflüssigen Stuhles gehen ab, Durchfall sofort nach dem Trinken.
Arsen. alb. 6—4, wässeriger Durchfall; Abgang kleiner, oft wiederholter, schlechtriechender Stühle; Durst, Erbrechen, große Schwäche, Durchfall nach dem Genuß von Eis oder kaltem Bier.
Bryon. 3, schmerzhafter, bräunlicher Durchfall, schlimmer durch Bewegung und Aufstehen.
Calcar. phosph. VI, langwieriger Durchfall bei Kindern, mit Abmagerung einhergehend.
Chamom. 3, gelbgrünlicher Durchfall, wie gehackte Eier aussehend, von Leibschmerzen begleitet, besonders bei Kindern während des Zahnens.
China 3, wässeriger Durchfall ohne Schmerzen, bei geschwächten Personen.
Colchic. 4, Durchfall mit Kolik, besonders bei Personen, welche an Rheumatismus leiden.
Colocynth. 4, Durchfall mit Kolik, die Schmerzen werden durch Krummsitzen oder -liegen gebessert.
Cupr. arsen. VI—IV, Durchfall bei Schwindsüchtigen.
Dulcam. 3, Durchfall nach Erkältung, bei feuchtem Wetter.
Ipecac. 4, gelblicher Durchfall mit Übelkeit und Erbrechen, Sommerdurchfall.
Mercur. solub. IV oder Mercur. corros. 5, grünlicher, zuweilen blutiger Durchfall mit Leibschmerzen, Wundheitsschmerz am After; Durchfall besonders nachts schlimmer, heftiger Stuhldrang.
Natr. sulf. VI, Durchfall ohne Schmerzen, schlimmer bei feuchtem Wetter.
Nux vom. 4, Durchfall, mit Verstopfung abwechselnd, Durchfall morgens am schlimmsten.
Opium 6, Durchfall nach Schrecken.
Phosph. 6—5, langwieriger, schwächender Durchfall ohne viel Schmerzen.
Phosph. acid. 4, langwieriger Durchfall, welcher nicht so sehr schwächt.
Podophyl. 6—3, plötzlich auftretender, schießender Durchfall mit Aftervorfall bei Kindern.
Pulsat. 4—3, schleimiger Durchfall mit verdorbenem Magen.
Rheum 3—2, sauerriechender Durchfall bei Kindern.
Rhus tox. 4, epidemischer Durchfall bei feuchtem, kaltem Wetter, morgens am schlimmsten.
Silicea VI, chronischer, schlechtriechender Durchfall mit Abgang unverdauter Speisen.
Sulfur VI, Durchfall jagt den Kranken aus dem Bett; chronischer, übelriechender Durchfall.
Thuja 6, Durchfall nach dem Impfen.
Veratr. 4, heftiger wässeriger Durchfall mit Erbrechen, kaltem Schweiss und grosser Schwäche.