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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe V. Krankheiten der Verdauungsorgane

[25. Stuhlverstopfung und Hartleibigkeit]

25. Stuhlverstopfung und Hartleibigkeit ist ein sehr verbreitetes Übel, das durch verkehrte Behandlung mit Abführmitteln immer hartnäckiger und zuweilen unheilbar wird. Die hauptsächlichsten Ursachen sind: eine sitzende Lebensweise, verkehrte Ernährung (schwerverdauliche Speisen, zuviel Fleisch und Eier, Weißbrot, Tee und Rotwein), unzweckmäßige Kleidung (zu enge Korsetts und Gürtel), ungenügende Atmung, Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit in der Sorge für einen geregelten Stuhlgang. Auch infolge von Lageveränderungen der weiblichen Geschlechtsorgane, von Schwäche­zuständen des Darmkanales und bei Leber-, Gehirn- und Rückenmarks­krankheiten tritt langwierige Verstopfung auf. Das unnatürlich lange Verbleiben der Exkremente im Darmkanal verursacht nervöse Symptome, eingenommenen Kopf, Herzklopfen, hypochondrische Gemütsstimmung und kann zu Bildung von Hämorrhoiden oder sogar zu Blinddarmentzündung Veranlassung geben.

Die richtige Behandlung hat in den meisten Fällen den gewünschten Erfolg. Der fortgesetzte Gebrauch der verschiedensten Abführmittel ist stets nachteilig. Nur ausnahmsweise wird der homöopathische Arzt dergleichen Mittel gebrauchen. Auch Klistiere von lauwarmem Wasser, Seifenwasser, Glyzerin, Öl und dergl., obwohl im Anfang nötig und nützlich, müssen nur als eine Nothilfe betrachtet werden, welche bei fortschreitender Besserung überflüssig wird.

Homöopathische Mittel können zwar nicht sofort Stuhlgang bewirken, wohl aber in vielen Fällen die chronische Hartleibigkeit heilen, wenn wenigstens neben deren Gebrauch eine vernünftige Lebensweise und Diät eingehalten werden. Diese Mittel werden 1—2 Mal täglich einige Wochen lang eingenommen, worauf eine Pause eintritt und, je nach den Umständen, dasselbe Mittel wiederholt oder ein anderes gewählt wird.

Alumina VI paßt bei hartem, trockenem, schmerzhaftem Stuhlgang; Belladonna 4 bei Blutandrang nach dem Kopfe, rotem und heißem Gesicht;

Bryonia 3 bei Verstopfung nach Durchfall, bei trockenem, dunklem, wie verbrannt aussehendem Stuhl;

China 3 bei Schwäche des Darmkanales, wenn der Stuhlgang erst nach langem und anhaltendem Pressen erfolgt, besonders bei Frauen;

Graphites VI bei trockener Haut und dünnem wurmförmigem Stuhl;

Lycopodium VI bei Ansammlung von Gasen und Abgang harten, kuglig oder schafmistartig geformten Kotes;

Natrum muriaticum 6 bei Personen, welche an Ausschlag im Gesicht leiden;

Nux vomica 4, Hauptmittel bei Personen mit sitzender Lebensweise und hypochondrischer Gemütsstimmung; wird am besten abends eingenommen;

Opium 6 bei hartnäckiger Verstopfung, dunklem oder schwarzem Stuhl, Darmschwäche oder -lähmung;

Plumbum VI—XII bei hartem Stuhlgang, mit Leibschmerzen und Kolik verbunden; kommt besonders bei Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten in Betracht;

Sepia VI bei einem Gefühl von Schwere oder von einem Klumpen im After; der entleerte Kot ist mit Schleim umhüllt;

Silicea VI bei Verstopfung vor und nach der Menstruation;

Sulfur VI—XII in veralteten Fällen; paßt oft nach Nux vomica.

Was die Diät betrifft, so ist der Genuß von Mehlspeisen, Weißbrot, vielem Fleisch und Eiern, Waldbeeren, Kakao, Milch, starkem Tee und Rotwein verboten. Alle anderen Speisen und Getränke sind erlaubt, jedoch muß das Hauptgewicht auf Gemüse, Obst, roh und als Kompott, dunkles Brot und Grahambrot gelegt werden. Bei jeder Mahlzeit esse man Obst; als Frühstück paßt am besten Grahambrot mit Butter und Bienenhonig und ein Schüsselchen Zwetschenkompott. Morgens und abends trinke man ein Glas frisches Wasser.

In hartnäckigen Fällen genieße man einige Tage lang überhaupt kein Fleisch, sondern reichlich Gemüse, Brot und Butter, wodurch in kurzem der Stuhlgang geregelt wird. Allmählich kann man dann wieder zu der gewöhnlichen Nahrung zurückkehren. Die Lebensweise darf keine ausschließ­lich sitzende sein. Viel Körperbewegung ist nützlich: Spazierengehen, Heilgymnastik, Rudern, Kegeln, Lawntennis spielen, Radfahren. Man gewöhne sich daran, jeden Tag zu einer bestimmten Stunde zu Stuhl zu gehen. Jeden Morgen massiere man sich den Unterleib 5 Minuten lang, von rechts nach links mit kreisförmigen Reibe- und Knetbewegungen. Dreimal wöchentlich nehme man ein kaltes Sitzbad, welches 2 bis 5 Minuten dauern kann, von anfänglich 26° C., bis auf 18° C. heruntergehend.



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