Namen der neuen Philosophie
Die neue Philosophie hat sich bereits als Religionsphilosophie ebenso negativ als positiv ausgesprochen. Man darf nur die Konklusionen ihrer Analyse zu Prämissen machen, um in ihnen die Prinzipien einer positiven Philosophie zu erkennen. Aber die neue Philosophie buhlt nicht um die Gunst des Publi kums. Ihrer selbst gewiß, verschmäht sie es, das zu scheinen, was sie ist; muß aber eben deswegen unserer Zeit, welcher in den wesentlichsten Interessen der Schein für Wesen, die Illusion für Realität, der Name für die Sache gilt, das sein, was sie nicht ist. So ergänzen sich die Gegensätze! Wo das Nichts für Etwas, die Lüge für Wahrheit gilt. da muß konsequenterweise das Etwas für Nichts, die Wahrheit für Lüge gelten. Und wo man - komischerweise gerade in dem Moment, wo die Philosophie in einem entscheidenden, universalen Selbstenttäuschungsakt begriffen ist - den bisher unerhörten Versuch macht, eine Philosophie lediglich auf die Gunst und Meinung des Zeitungspublikums zu gründen, da muß man auch ehrlicher und christlicher Weise philosophische Werke nur dadurch zu widerlegen suchen, daß man sie in der Augsburger Allgemeinen Zeitung beim Publikum verleumdet. O wie ehrbar, wie sittlich sind doch die öffentlichen Zustände Deutschlands!
Ein neues Prinzip tritt immer mit einem neuen Namen auf; d.h. es erhebt einen Namen aus einem niedrigen, zurückgesetzten Stand in den Fürstenstand - macht ihn zur Bezeichnung des Höchsten. Wenn man den Namen der neuen Philosophie, den Namen Mensch mit Selbstbewußtsein übersetzt: so legt man die neue Philosophie im Sinne der alten aus, versetzt sie wieder auf den alten Standpunkt zurück, denn das Selbstbewußtsein der alten Philosophie als abgetrennt vom Menschen ist eine Abstraktion ohne Realität. Der Mensch ist das Selbstbewußtsein.