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Vorkritische Schriften


Die wichtigeren Arbeiten Kants bis zum Erscheinen der Vernunftkritik sind:

Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte. 1747 (Vermittlung zwischen der Kartesianischen und Leibnizschen Auffassung). — Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, 1755. Hier verbindet Kant die mechanistische Naturerklärung mit der teleologischen so, daß die Kräfte, die Gott in die Materie hineingelegt hat, von selbst zu geordneten, zweckmäßigen Zuständen führen. Durch Ballung der Materie sind die Himmelskörper entstanden (vgl. die Theorie von Laplace, Exposition du système du monde, 1769). — Es sei hier gleich bemerkt, daß Kant auch zu den Vorläufern der Entwicklungstheorie zu zählen ist, indem er hypothetisch von einer Verwandtschaft der Lebensformen »in der Erzeugung von einer gemeinschaftlichen: Urmutter« spricht (Krit. d. Urteilskraft, § 80). — Meditationum quarundam de igne succinta delineatio, 1755 (Doktor-Dissertation). — Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio, 1755 (Habilitationsschrift). Teilweise auf Leibnizscher Grundlage, doch nimmt Kant eine Wechselwirkung der Geister und Körper an. Oberstes Denkgesetz ist der Satz der Identität. Gewicht legt Kant auf den Satz des »bestimmenden Grundes« (ratio determinans): »Nihil est verum sine ratione determinante«. Zu unterscheiden sind Seins- und Erkenntnisgrund. Die Quantität der absoluten Realität in der Welt bleibt konstant (l. c. sct. II, prop. X). — Metaphysicae cum geometria iunctae usus in philosophia naturali, cuius specimen I. continet monadologiam physicam, 1756. Kant nimmt hier physische Monaden als Kraftzentren an, welche undurchdringlich sind und abstoßende (elastische) und anziehende Kräfte haben, durch die sie den Raum erfüllen. — Neue Anmerkungen zur Erläuterung der Theorie der Winde, 1756 (bedeutsam). — Neuer Lehrbegriff der Bewegung und Ruhe, 1755 (Relativität der Bewegung). — Versuch einiger Betrachtungen über den Optimismus, 1759 (Die Welt ist die beste der möglichen). — Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren, 1763 (Nur die erste Schlußfigur ist natürlich). — Versuch, den Begriff der negativen Großen in die Weltweisheit einzuführen, 1763. Kant unterscheidet logischen Gegensatz (auf Widersprach der Gedanken beruhend) und realen Gegensatz (Widerstreit von Kräften und anderen Prädikaten, die beide — nur nach entgegengesetzter Richtung — positiv sein können). — Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes, 1763. Kant bestimmt hier schon das Dasein als absolute Position eines Dinges, nicht Prädikat eines solchen und glaubt Gott aus der Unmöglichkeit, daß nichts existiert, und aus der Notwendigkeit, daß etwas existiert, als seiend erweisen zu können. — Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral, 1764 (Preisschrift der Berliner Akademie, Kant erhielt nur das Akzessit, Mendelssohn für seine Arbeit den ersten Preis). Hier zeigt sieh wieder der Einfluß Newtons, dessen Methode Kant für die Philosophie empfiehlt, deren analytisches Verfahren von der synthetischen Methode der Mathematik zu unterscheiden ist. In den Äußerungen über Ethik ist Kant von den Engländern (Hutcheson u. a.) beeinflußt. — Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen, 1764 (Einfluß Shaftesburys und Burkes; Gefühlsmoral).

Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik, 1766. Diese, teilweise ironisierende Schrift knüpft an die Visionen und die Geistertheorie Swedenborgs an und zeigt, zu welchen Ergebnissen eine alle Erfahrung überschreitende Spekulation gelangen kann, ohne logischen Widerspruch, aber auch ohne jede wirkliche objektive Grundlage. Eine Metaphysik als vermeintliche Wissenschaft vom Übersinnlichen enthält lauter Fiktionen und reizt zum Skeptizismus. Hingegen wird hier schon die Metaphysik mit Einschränkung auf die Grenzen unserer Erfahrung, also kritisch, aufgefaßt. »Der andere Vorteil ist der Natur des menschlichen Verstandes mehr angemessen und besteht darin: einzusehen, ob die Aufgabe aus demjenigen, was man wissen kann, auch bestimmt sei, und welches Verhältnis die Frage zu den Erfahrungsbegriffen habe, darauf sich alle unsere Urteile jederzeit stützen müssen. Insofern ist die Metaphysik eine Wissenschaft von den Grenzen der menschlichen Vernunft.« Kant meint, »daß die verschiedenen Erscheinungen des Lebens in der Natur und deren Gesetze alles seien, was uns zu erkennen vergönnt ist, das Prinzipium dieses Lebens aber... niemals positiv könne gedacht werden, weil keine Data hierzu in unseren gesamten Empfindungen anzutreffen sind«. Die Geltung der sittlichen Gesetze ist unabhängig von der Metaphysik. — Von dein ersten Grunde des Unterschiedes der Gegenden im Räume, 1768 (Existenz eines absoluten Raumes, auf den die Lage bezogen wird).

De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis, 1770 (Professursschrift). Hier nähert sich Kant schon erheblich dem Standpunkt der Vernunftkritik, doch anerkennt er noch eine Erkenntnis der Dinge an sich durch den Verstand und hält nur die raum-zeitlichen Wahrnehmungsdinge für Erscheinungen. Die Sinnlichkeit hat es mit Phänomenen, der Intellekt mit den Noumena, den intelligiblen Wesen zu tun. Form und Materie der Erkenntnis werden (wie bei Tetens und Lambert) unterschieden (l. c. § 13 ff.). Die Materie der Sinneserkenntnis ist die Mannigfaltigkeit der Empfindungen, die Formen jener sind Raum und Zeit, welche »reine Anschauungen«, subjektive Verknüpfungsweisen seitens des Geistes sind, nicht empirische, von den Dingen abstrahierte Begriffe, denn die Möglichkeit äußerer Wahrnehmungen setzt schon den Raum voraus. Die Raumvorstellung ist eine »reine Anschauung« (»intuitus purus«), nichts Objektives (»non est aliquid obiecti et realis entis vel affectionis«). sondern etwas Imaginäres (»imaginarium«), Subjektives, Ideelles (»subiectivum et ideale e natura mentis stabili lege proficiscens«), aber dennoch in bezug auf jedes mögliche Wahrnehmungsobjekt wahr (»verissimum«); analog die Zeit. Die Formen des Verstandes sind nicht angeborene Begriffe, sondern ursprüngliche Beziehungsformen (Substanz, Ursache, Notwendigkeit usw.), welche gesetzlich aus der Seele bei Gelegenheit der Erfahrung entspringen (»in ipsa natura intellectus puri, non tamquam conceptus connati, sed e legibus mentis insitis... abstracti, adeoque acquisiti«). Die Wechselwirkung der Dinge ist durch die göttliche Einheit vermittelt.


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