Ein Meister einer ländlichen Schule
1
Ein Meister einer ländlichen Schule
Erhub sich einst von seinem Stuhle,
Und hatte fest sich vorgenommen,
In bessere Gesellschaft zu kommen;
Deßwegen er im nahen Bad
In den sogenannten Salon eintrat.
Verblüfft war er gleich an der Thür’,
Als wenn’s ihm zu vornehm widerführ’;
Macht’ daher dem ersten Fremden rechts
Einen tiefen Bückling, es war nichts Schlecht’s;
Aber hinten hätt’ er nicht vorgeseh’n,
Daß da auch wieder Leute stehn,
Gab einem zur Linken in den Schooß
Mit seinem Hintern ’nen derben Stoß.
Das hätt’ er schnell gern abgebüßt;
Doch wie er eilig den wieder begrüßt,
So stößt er rechts einen Andern an,
Er hat wieder Jemand was Leids getan.
Und wie er’s diesem wieder abbittet,
Er’s wieder mit einem Andern verschüttet.
Und complimentirt sich zu seiner Qual,
Von hinten und vorn, so durch den Saal,
Bis ihm endlich ein derber Geist
Ungeduldig die Thüre weis’t.
Möge doch Mancher, in seinen Sünden,
Hievon die Nutzanwendung finden.
2
Da er nun seine Straße ging,
Dacht’ er: Ich machte mich zu gering:
Will mich aber nicht weiter schmiegen;
Denn wer sich grün macht, den fressen die Ziegen.
So ging er gleich frisch querfeldein,
Und zwar nicht über Stock und Stein,
Sondern über Aecker und gute Wiesen,
Zertrat das Alles mit latschen Füßen.
Ein Besitzer begegnet ihm so
Und fragt nicht weiter wie? noch wo?
Sondern schlägt ihn tüchtig hinter die Ohren.
„Bin ich doch gleich wie neu geboren!“
Ruft unser Wandrer hochentzückt.
„Wer bist du, Mann, der mich beglückt?
Möchte mich Gott doch immer segnen,
Daß mir so fröhliche Gesellen begegnen!“