Johann Georg Sulzer
(1720-1779)
Sulzer, Johann Georg, geb. 1720 in Winterthur, gest. 1779 in Berlin, wo er Prof. war. = S. ist ein Anhänger Chr. Wolffs (z.B. in der Teleologie ), hat aber als Psycholog und Ästhetiker eine gewisse Selbständigkeit. Unter den »Empfindungen« versteht er die lust- und unlustbetonten verworrenen Vorstellungen, die sich auf unsern eigenen Zustand beziehen, dessen Förderung oder Schwächung sie anzeigen; so stellt S. schon die Gefühle zwischen die eigentlichen, klaren Vorstellungen und die Begehrungen (vgl. Mendelssohn, Tetens, Kant). Das Schöne gefällt uns ohne Rücksicht auf den Wert des Stoffes, »wegen seiner Form und Gestalt, die sich den Sinnen oder der Einbildungskraft angenehm darstellt«. Schönheit ist Einheit in der Mannigfaltigkeit, sie beruht auf der Förderung des Vorstellens durch die einheitliche Zusammenfassung eines Mannigfaltigen. Der Zweck des Handelns ist die (eigene und fremde) Glückseligkeit (Eudämonismus). Die Seele des Menschen ist (nebst ihrem Seelenleibe) unsterblich.
Schriften: Gedanken über den Ursprung der Wissenschaften u. schönen Künste, 1762. - Vermischte philos. Schriften, 1773-85. - Allgemeine Theorie der schönen Künste, 1771-74, 1778 ff., 1786 ff. - Selbstbiographie, 1809. - Vgl. PALME, J. G. S.s Psychologie, 1905. - L. HEYM, Darstellung und Kritik der Ästhet. Ansichten S.s, 1894. - K. GROSS, S.s Allgemeine Theorie der schönen Künste, 1905.
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(Aus: Rudolf Eisler (1876-1927): Philosophen-Lexikon. Leben, Werke und Lehren der Denker, 1912)