Spekulative Psychologie - Hegel

Eine spekulative, aus dem apriorisch bestimmten Wesen des Geistes schöpfende Psychologie tritt in den Schulen Schellings und Hegels u. a. auf. So bei SCHUBERT (Gesch. d. Seele. Lehrb. d. Menschenu. Seelenkunde S. 1 ff.), C. G. CARUS, der die genetische Methode bevorzugt (Vorles. üb. Psychol. S. 21 ff.). Nach ESCHENMAYER ist die Psychologie die Lehre von der empirischen und spekulativen »Selbsterkenntnis« (»empirische« und »reine« Psychologie). Sie ist »die Elementarwissenschaft oder die Stammwurzel aller Philosophie« (Psychol. S. 2). Auch H. STEFFENS gehört hierher, der aber auch schon empirischer denkt (Üb. d. wissensch. Behandl. d. Psychol.): »Die Psychologie als Erfahrungswissenschaft ist ein Teil der Naturwissenschaft und muß schlechthin als eine solche behandelt werden« (l. c. S. 192). Die Psychologie muß »einen gesetzlichen Urtypus aller psychischen Entwicklung voraussetzen« (l. c. S. 194). Die genetische Methode ist notwendig (l. c. S. 197. vgl. S. 214). Ferner: HEINROTH (Lehrb. d. Anthropol.. Psychol. S. 4, 159), HILLEBRAND. Nach diesem enthält die Anthropologie des Geistes die Psychologie, Pragmatologie (s. d.) und Philosophie der Geschichte (Philos. d. Geist. I, S. V). Die Psychologie ist die »Theorie des Geistes in seiner subjektiven gegebenen Daseinlichkeit« (1. e. I, 84). Sie besteht aus der Metaphysik und der Physik der Seele (ib.). Nach LICHTENFELS ist die psychische Anthropologie »die gesetzrnäßige Darstellung der übersinnlichen Tätigkeit des Menschen als Bestimmungsgrundes der intellektuellen und sinnlichen« (Gr. d. Psychol. S. 14). Ähnlich ENNEMOSER (Der Geist d. Mensch. in d. Nat.), NÜSSLEIN (Gr. d. allg. Psychol.). Vgl. MUSSMANN, Lehrb. d. Seelenwissensch.. F. FISCHER, Die Naturlehre d. Seele. ESSER, Psychol.. AUTENRIETH, Ansicht. üb. Nat. u. Seelenleb.. SCHLEIERMACHER, Psychol. (WW. III, 15). J. J. WAGNER, Anthropol.. SCHEVE, Vergleichende Psychol.. CHR. KRAUSE unterscheidet empirische und metaphysische Psychologie (Vorles. üb. d. Syst. S. 79 f.. vgl. Vorles. üb. d. psych. Anthropol.). Ähnlich LINDEMANN (Die Lehre vom Mensch.), AHRENS (Cours de la psychol.), TIBERGHIEN (Psychol. 1862, 3. ed. 1872). - HEGELS Psychologie ist konstruktiv (s. d.), betrachtet die seelischen Vorgänge als Momente, Stufen der dialektischen Entwicklung des Geistes (vgl. Encykl.. Phänomenol.). Als Desiderat wird eine »psychische Physiologie« bezeichnet (Encykl. § 401). Im Geiste Hegels DAUB (Anthropol.), MICHELET (Anthropol.), SCHALLER (Psychol. I), J. E. ERDMANN: »Der Gegenstand der Psychologie ist der subjektive Geist,« die »dialektische Entwicklung des Begriffs des Geistes« (Grundr. § 1, § 5). K. ROSENKRANZ gliedert die Psychologie in Anthropologie, Phänomenologie, Pneumatologie (Psychol.3, S. 42). - Vermögenspsychologien mit teils spekulativer, teils mehr empirischenalytischer Tendenz sind die Arbeiten von: GALUPPI (Psicologia), nach welchem die Psychologie »scienza delle facoltà dello spirito« ist (Elem. di filos. I, 141). ROSMINI (Psicologia), V. COUSIN, nach welchem die Psychologie ist »l'êtude de la pensée et de l'esprit qui en est le sujet« (Du vrai p. 3), W. HAMILTON: nach welchem die Psychologie ist »the science conversant about the phenomena, or modifications, or states of the mind, or conscious-Subjekt, or soul, or spirit, or self, or ego« (Lect. VIII, p. 129). Die Psychologie zerfällt in Phänomenologie, Nomologie, Ontologie oder Metaphysik. Vgl. ferner HICKOK, Rational Psychol. 1848. Empir. Psychol. 1854. BAILEY, Letters on philos. of hum. mind. - In Frankreich treten teils gegen den Sensualismus, teils gegen den Materialismus (vgl. CABANIS, Trait.) auf: LAROMIGUIÈRE (Leçons), DESTUTT DE TRACY (Elem. d'idéol.), MAINE DE BIRAN, ROYER-COLLARD, JOUFFROY: »La psychologie est la science des faits de science« (Préf. zu Dug. Stew. 1826), der die Selbständigkeit der Psychologie betont (vgl. Mél. philos.3: »La psychologie est la science du principe intelligent, de l'homme, du moi,« l. c. p. 191). Vgl. TAINE, De l'Intellig. - COMTE bestreitet die Möglichkeit einer Subjektiven, auf innerer Beobachtung (s. d.) fußenden Psychologie (Cours de philos. pos. I2, p. 30 f.).


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