Nach SCHOPENHAUER ist der allem zugrunde liegende »Wille« (s. d.) blind, ohne Bewußtsein. Es gibt ein unbewußtes Urteilen (s. Objekt, Wahrnehmung). Letzteres auch nach L. KNAPP (Syst. d. Rechtsphilos. S. 58 f.). Das unbewußte, nicht durch das Ich apperzipierte Denken modifiziert den Inhalt des bewußten Denkens (l. c. S. 59). Das Denken wirkt »muskelerregend« (l. c. S. 61). Dem Bewußtsein selbst kommt keine besondere, ursprüngliche Kraft der Verursachung zu (l. c. S. 69), es ist »nur eine begleitende Erscheinung« der Handlungen (l. c. S. 70). Unbewußte psychische Tätigkeit nimmt ROSMINI an (Psicolog. II, 219. vgl. dagegen GALUPPI, Saggio sulla critica della conoscenza 1846/47, III, 6). Ein unbewußtes Denken (in der Wahrnehmung) lehrt JESSEN (Phys. d. menschl. Denk. S. 100 ff.). Gegen die Bezeichnung »unbewußte Vorstellung« für Dispositionen ist LOTZE (Met.2, S. 523), der aber doch unbewußte intellektuelle Funktionen annimmt (ib.). Nach FORTLAGE ist der Trieb (s. d.) ursprünglich bewußtlos (Syst. d. Psychol. II. 26 f.) Das Bewußtsein kommt zum Vorstellungsinhalt erst hinzu (l. c. I, 54). Es gibt. unbewußte Assoziationen (l. c. II, 421 f.). J. H. FICHTE betont: »Dem Bewußtsein actu muß Bewußtsein in bloßer Potentialität zugrunde liegen, d.h. ein Mittelzustand des Geistes, in dem er, noch nicht bewußt, dennoch den spezifischen Charakter der Intelligenz objektiv schon an sich trägt. aus diesen Bedingungen vorbewußter Existenz sodann muß das wirkliche Bewußtsein erklärt und stufenweise entwickelt werden« (Zur Seelenfrage, S. 20). Der erste Ursprung des Bewußtseins kann nur »das Produkt einer Gegenwirkung sein, mit welcher das reale, an sich noch nicht bewußte Seelenwesen einen äußern Reiz beantwortet« (Psychol. I, 6). Das Bewußtsein ist »innere Erleuchtung vorhandener Zustände, so daß sie nunmehr für das Wesen selber existieren, welches sie besitzt« (l. c. S. 81). Es ist als solches »nicht produktiv, bringt nichts Neues hervor, sondern es begleitet nur mit seinem Lichte gewisse reale Zustände und Veränderungen in der Seele« (l. c. S. 82). »Bewußtsein ist die entstehende und wieder verschwindende Tat der Seele, mit welcher sie gewisse (gesteigerte) Veränderungen ihres Trieblebens erleuchtet« (l. c. S. 86). Es »schlummert« schon im Triebe (l. c. S. 176 ff.). Auch nach ULRICH ist das Bewußtsein kein ursprünglicher Zustand, sondern Erfolg der Selbstunterscheidung der Seele von den Objekten (Leib u. Seele, S. 318 ff.). Vieles geschieht in der Seele unbewußt (l. c. S. 275, 281). Unbewußte Induktionsschlüsse (s. d.) nimmt HELMHOLTZ an (Phys. Opt S. 443. Vortr. u. Red. I4, 358 ff.. II4, 233). Unbewußt sind sie, »insofern der Major derselben aus einer Reihe von Erfahrungen gebildet ist, die einzeln längst dem Gedächtnis entschwunden sind und auch nur in Form von sinnlichen Beobachtungen, nicht notwendig als Sätze in Worte gefußt, in unser Bewußtsein getreten waren« (l. c. II4, 233). Nach B. CARNERI ist jede sinnliche Anschauung ein unbewußter Schluß (Sittl. u. Darwin. S. 47). VOLKMANN bemerkt: »Der Vorstellung A eben nicht bewußt sein, heißt: die Vorstellung A zwar haben, aber eben nicht wirklich vorstellen, weil das Vorstellen des A eben in seiner Wirksamkeit behindert wird.« »Des Vorstellens der Vorstellung A nicht bewußt sein, heißt: zwar A, aber nicht dessen Vorstellen wirklich vorstellen. Dieser Fall des unbewußten Vorstellens einer bewußten Vorstellung ist... der ursprüngliche, gewöhnliche und enthält keinen Widerspruch, weil die entgegengesetzten Prädikate nicht demselben, sondern Verschiedenem beigelegt werden. Unbewußtes Vorstellen aber an sich ist ebensowenig ein Widerspruch als unbewußte Vorstellung, denn so wenig eine Vorstellung, weil einmal vorgestellt, immer wirklich vorgestellt bleiben muß, ebensowenig muß das Vorstellen, das, wenn wirksam, jedesmal Bewußtsein ist, auch jedesmal Bewußtsein werden« (Lehrb. d. Psychol. I4, 169). Nach R. HAMERLING ist Bewußtsein nur Selbstbewußtsein (Atomist. d. Will. I, 239). Es gibt unbewußte Vorstellungen, Schlüsse (l. c. S. 243). DU PREL betont: »Statt uns darüber zu verwundern, daß es auch ein unbewußtes Denken gebe, sollten wir einsehen, daß es im Grunde nur ein solches gibt, nämlich zwar auch ein vom Bewußtsein begleitetes, aber kein vom Bewußtsein verursachtes Denken« (Monist. Seelenlehre, S. 75). »Das Bewußtsein ist nicht die Seele, sondern nur ein Zustand der Seele« (l. c. S. 111), es ist keine Kraft, nur Begleitung, Erleuchtung (ib.. so schon HELLENBACH, Geburt u. Tod S. 166. »das Bewußtsein ist nur der Reflex uns unbekannter und unbegreiflicher Gehirnvorgänge,« Der Individual. S. 196). Nach STEINTHAL sind »schwingende Vorstellungen« solche, »welche, ohne bewußt zu sein, dennoch wirken, apperzipieren« (Einl. in d. Psychol. I, S. 237). Vorstellungen können unbewußt ein (l. c. S. 132). Nach LAZARUS schwingt neben dem Bewußten eine unbewußte Tätigkeit mit (Leb. d. Seele II2, 228). Nach LIPPS ist alle seelische Tätigkeit zunächst eine unbewußte (Gr. d. Seelenleb. S. 695). »Jede einzelne Empfindung muß gedacht werden als Resultat eines Prozesses, dessen unbewußte Momente... sicher insofern seelische heißen können, als sie dem Flusse der von Bewußtseinsinhalt zu Bewußtseinsinhalt fortgehenden Tätigkeit unmittelbar mit angehören« (l. c. S. 128). Unbewußte Erregungen wirken weiter (l. c. S. 140 f.). Unbewußte Vorgänge liegen den bewußten zugrunde (l. c. S. 149. vgl. S. 35). Die geistige Tätigkeit als solche ist unbewußt (l. c. S. 16 ff., 466, 591). Die unbewußten Erregungen sind keine Vorstellungen (l. c. S. 36, 42, 150). Nach NIETZSCHE verläuft der größere Teil der Denkarbeit im Unbewußten. »Denn nochmals gesagt: der Mensch, wie jedes lebende Geschöpf, denkt immerfort, aber weiß es nicht. das bewußt werdende Denken ist nur der kleinste Teil: - denn allein dieses bewußte Denken geschieht in Worten, das heißt in Mitteilungszeichen, womit sich die Herkunft des Bewußtseins selber aufdeckt« (Fröhl. Wissensch. S. 354. vgl. Bewußtsein).