Gegen die unbewußten Vorstellungen ist ZIEHEN (Leitfad. d. physiol. Psychol. S. 31 u. ö.). WUNDT (früher Anhänger der Lehre von unbewußten Geistestätigkeiten, Beitr. zur Theor. d. Sinneswahrn. S. 438) anerkennt kein psychisch Unbewußtes, nur Grade des Bewußtseins (s. d.). Ein Unbewußtwerden einzelner psychischer Inhalte findet fortwährend statt und bedeutet nur deren Verschwinden als solcher. »Irgend ein aus dem Bewußtsein verschwundenes psychisches Element wird aber insofern von uns als ein unbewußt gewordenes bezeichnet, als wir dabei die Möglichkeit seiner Erneuerung, d.h. seines Wiedereintritts in den aktuellen Zusammenhang der psychischen Vorgänge, voraussetzen.« Die unbewußt gewordenen Elemente bilden »Anlagen oder Dispositionen (s. d.) zur Entstehung künftiger Bestandteile des psychischen Geschehens, die an früher vorhanden gewesene anknüpfen« (Gr. d. Psychol. S. 248. Philos. Stud. X, 41. das »Unbewußte« bei Reproduktionen ist in Wahrheit nur ein Unterbewußtes, Unbemerktes). Ähnlich lehrt G. VILLA (Einl. in d. Psychol. S. 295, 338 ff.), STÖRRING (Psychopathol. S. 246). Nach KULPE sind die unbewußten Vorgänge physiologisch (Gr. d. Psychol. S. 220), haben auf die bewußten Einfluß (l. c. S. 467. vgl. S. 211). Nach JODL ist das Unbewußte nur der neurocerebrale Vorgang oder Zustand, es gibt nur »unbewußte Hirntätigkeit« (Lehrb. d. Psychol. S. 118 f.). DUBOC versteht unter unbewußter Empfindung einen noch nicht zum Bewußtsein gekommenen physiologischen Vorgang (Der Optimism. S. 139, 141).
Für die Annahme unbewußter Vorstellungen ist W. HAMILTON (vgl. Lect. on Met. I, sct. XI, p. 182 ff.. XVIII, p. 338 ff.). ähnlich MORELL, MURPHY dagegen J. ST. MILL (Examinat. ch. 8 f.), nach welchem es nur unbewußte Nervenzustände gibt (l. c. ch. 8, 9, 15). Unbewußte Gehirntätigkeit lehrt LAYCOCK (Mind and Brain I, 1860), ferner CARPENTER (Mental Physiol. 1879, ch 13), F. P. COBBE (Darwinism in Morals and other Essays XI, 1872), MAUDSLEY, (Introduct. to mental philos. p. 38), LEWES. Nach ihm ist das Unbewußte ein »neural process« (Probl. III, 358). Das Bewußtsein ist »an ultimate fact« (l. c. p. 354). »To be conscious of a change, is to feel a change« (ib.). Zu unterscheiden ist zwischen »conscious, subconscious, unconscious« (l. c. III, 360. vgl. p. 143 ff.. Annahme niederer Bewußtseine im Organismus. vgl. BALDWIN, Handb. of Psychol. I, p. 45 ff., 141 ff.). Nach SULLY ist das Unbewußte nur »die Region vager Empfindungen und blinder nichtüberlegter Triebe oder Instinkte« (Handb. d. Psychol. S. 102. vgl. JAMES, Princ. of Psychol.. J. WARD, Encycl. Brit. XX, 47 f.). Gegen die Lehre von den unbewußten psychischen Vorgängen ist L. F. WARD (Pure Sociol. p. 123). Unbewußte Empfindungen nimmt M. DE BIRAN an. Latente Vorstellungen gibt es nach E. COLSENET (La vie inconsciente de l'esprit, 1880), so auch nach H. BERGSON (Mat. et Mém. p. 153 ff.). Latente Tendenzen gibt es nach RIBOT. Das »sentir inconscient« tritt auf als 1) »l'inconscient héréditaire ou ancestral«, 2) »l'inconscient personnel venant de la cénesthésie«, 3) »l'inconscient personnelle, résidu d'états affectifs liés à des perceptions antérieures ou à des événements de notre vie« (Psychol. d. sentim. p. 173 ff.). Von unbewußten Perzeptionen spricht A. BINET (La psychol. du raisonnem. p. 75). Keine unbewußten psychischen Vorgänge gibt es nach RABIER (Psychol. p. 67 f.). So auch nach FOUILLÉE, der nur unterbewußte, nicht unbewußte Empfindungen u.s.w. anerkennt (Psychol. des id.-forc. II, 340 ff.. Rev. d. deux mond. 1883, Tom. 60). Unbewußte Gehirntätigkeiten lehrt PAULHAN (Physiol. d. l'esprit p. 151 ff.. vgl. L'activité mentale. vgl. DELBOEUF, La psychol. comme science naturelle). - Auf physiologische Vorgänge beschränkt das Unbewußte SERGI (Psychol. p. 234). CESCA nimmt ein psychisch Unbewußtes an (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 9. Bd., S. 288 ff.). Vgl. J. VOLKELT, Das Unbewußte u. d. Pessim. 1872. - Vgl. Bewußtsein, Vorstellung, Wille, Psychologie, Disposition, Unterbewußt, Vererbung.