HEGEL betont: »Es ist... nur Bewußtlosigkeit, nicht einzusehen, daß eben die Bezeichnung von etwas als einem Endlichen oder Beschränkten den Beweis von der wirklichen Gegenwart des Unendlichen, Unbeschränkten enthält, daß das Wissen von Grenze nur sein kann, insofern das Unbegrenzte diesseits im Bewußtsein ist« (Encykl. § 60). Zu unterscheiden sind scharf das Indefinite, die »schlechte Unendlichkeit« und die »wahrhafte Unendlichkeit«. »Etwas wird ein Anderes, aber das Andere ist selbst ein Etwas, also wird es gleichfalls ein Anderes und so fort ins unendliche« (l. c. § 93). »Diese Unendlichkeit ist die schlechte oder negative Unendlichkeit, indem sie nichts ist, als die Negation des Endlichen, welches aber ebenso wieder entsteht, somit ebensosehr nicht aufgehoben ist - oder diese Unendlichkeit direkt nur das Sollen des Aufhebens des Endlichen aus. Der Progreß ins unendliche bleibt bei dem Aussprechen des Widerspruchs stehen, den das Endliche enthält, daß es sowohl Etwas ist als sein Anderes, und ist das perennierende Fortsetzen des Wechsels dieser einander herbeiführenden Bestimmungen« (l. c. § 94). »Was in der Tat vorhanden ist, ist, daß Etwas zu Anderem, und das Andere überhaupt zu Anderem wird. Etwas ist im Verhältnis zu einem Andern selbst schon ein Anderes gegen dasselbe, somit, da das, in welches es übergeht, ganz dasselbe ist, wie das, welches übergeht - beide haben keine weitere als eine und dieselbe Bestimmung, ein Anderes zu sein - , so geht hiermit Etwas in seinem Übergehen in Anderes nur mit sich selbst zusammen, und diese Beziehung im Übergehen und im Andern auf sich selbst ist die wahrhafte Unendlichkeit. Oder negativ betrachtet: was verändert wird, ist das Andere, es wird das Andere des Andern. So ist das Sein, aber als Negation den Negation. wieder hergestellt und ist das Für-sich-sein.« Das wahrhaft Unendliche erhält sich, ist das Affirmative. Das Endliche ist das Aufgehobene, seine Wahrheit ist eine »Idealität«. »Ebensosehr ist auch das Verstandes- Unendliche, welches, neben das Endliche gestellt, selbst nur eins der beiden Endlichen ist, ein unwahres, ein ideelles. Diese Idealität des Endlichen ist der Hauptsatz der Philosophie, und jede wahrhafte Philosophie ist deswegen Idealismus« (l. c. § 95. Log. I, 263 f.). Die Philosophie ist »zeitloses Begreifen« (Naturphilos. S. 26). Die unendliche Zeit ist »nur eine Vorstellung, ein Hinausgehen, das im Negativen bleibt. ein notwendiges Vorstellen, solange man in der Betrachtung des Endlichen als Endlichen bleibt« (l. c. S. 27 f.). Nach K. ROSENKRANZ ist das Etwas »durch seine unmittelbare Ursprünglichkeit wie durch sein Verhalten nach außen endlich, denn gerade, weil es diese Qualität hat, gerade, weil es sich von anderm Dasein unterscheidet, schließt es jedes andere Etwas ebenso von sich aus, als es umgekehrt von diesem ausgeschlossen wird« (Syst. d. Wissensch. S. 19). Das Dasein ist unendlich, »sofern es die noch unbestimmte Möglichkeit der Bestimmung ist«. Diese Unendlichkeit ist »nur die abstrakte des Mangels der Bestimmtheit. Sie ist die leere Unendlichkeit« (l. c. S. 21 f.). Der Progreß ins unendliche ist die Endlosigkeit, die schlechte Unendlichkeit (l. c. S. 22). »Das abstrakt Unendliche ist nur die Abwesenheit aller Beschränkung. der ohne Ende fortlaufende Übergang von Schranke zu Schranke ist nur die negative Unendlichkeit. das sich selbst beschränkende, von seinen Schranken befreiende und in dieser Tätigkeit sich gleich bleibende Dasein ist dagegen das actu infinitum, das wirkliche, nämlich in seinem Wirken Unendliche« (l. c. S. 23). Das Endliche ist »das im Unendlichen von demselben Gesetzte« (ib.). Das wahrhaft Unendliche geht nur aus sich selbst hervor (l. c. S. 24). - Nach HILLEBRAND ist das Unendliche »die überzeitliche Verhältnismäßigkeit alles Einzelnen, das Dasein der Dinge in ihrer schlechthin ewigen Immanenz« (Philos. d. Geist. I, 31). Die Endlichkeit ist »die reine Selbstexistenz der einzelnen Dinge... ohne ihre reale Beziehung auf die absolute und höchste Substanz« (l. c. I, 30). CHR. KRAUSE erklärt: »Durch das Begrenztsein ist der Teil dem Ganzen entgegengesetzt und mit ihm, als Ganzem und gleichartig. aber innerhalb seiner Grenze ist derselbe dem Ganzen gleichartig, also ähnlich. Daher ist Endlichsein nicht Schlechtsein, sondern es ist Wesentlichsein in bestimmter Grenze« (Urb. d. Menschheit3, S.326). C. H. WEISSE bestimmt: »Dasein ist Endlichkeit, ist relatives Sein, Sein in Anderem und für Anderes.« Das Daseiende wird zum Endlichen durch die »in ihm enthaltene Verneinung des Anderen«. Was kein anderes außer sich hat, ist das Unendliche, Absolute, die »Totalität des Daseienden als Totalität betrachtet« (Grdz. d. Met. S. 145 f.). Die Unendlichkeit ist, dem Endlichen gegenüber, die »Wahrheit des Seins« (l. c. S. 147). »Sein ist nur eines und eben darum, weil es eines ist, schlechthin unendlich« (l. c. S. 152). Das Unendliche ist im Endlichen, das Endliche im Unendlichen. »Denn ein Unendliches, welches ein Endliches außer sich oder neben sich hätte, würde durch dieses Endliche eben begrenzt« (l. c. S. 154). Alles Seiende kann aber seine ihm innewohnende Unendlichkeit nur dadurch betätigen, »daß es einen unendlichen Progreß daseiender Momente aus sich herausstellt, daß es sich selbst in einen solchen Progreß hineinbildet« (l. c. S. 158).