Nach A. RIEHL ist vollendete Unendlichkeit ein Widerspruch (Philos. Krit. II 2, 285 ff.). Der Raum kann wohl unbegrenzt und die räumlich angeschaute Welt doch begrenzt sein (l. c. S. 289 ff.). Materie und Kraft sind, weil unveränderlich, von endlicher Größe (l. c. S. 202 f.). Die Welt ist der Masse nach endlich (l. c. S. 303). - E.. DÜHRING betont: »Infinita quantitas data evidentissima contradictio in adiecto est« (De tempor., spat., causal. p. 35). Die Unendlichkeit ist nicht Eigenschaft der Zahl selbst, sondern nur der »synthetischen Funktion, durch welche die Zahlenreihe erzeugt wird«, sie besteht nur im unbegrenzten Zählen (Natürl. Dialekt. S. 122 f.). Es besteht das »Gesetz der bestimmten Anzahl« (s. d.). Raum und Zeit sind nur in Gedanken unendlich teilbar. Es gibt keine »wüste, sich widersprechende Unendlichkeit«. Das Geschehen, als materielle Veränderung, hat einen Anfang, zwar keinen »unbedingten«, wohl aber einen durch irgend welche Elemente ermöglichten (Log. S. 191 f.). Die bloß »subjektive Schrankenlosigkeit« der Zeit hat kein objektives Gegenstück (l. c. S. 192). Unendlichkeit besteht nur im Sinne der Unmöglichkeit, jemals zu etwas abschließend Letztem zu gelangen (Wirklichkeitsphilos. S. 52). Die Natur muß »unerschöpflich sein in radikalen Veränderungen« (l. c. S. 54). Nach MAINLÄNDER besteht die Unendlichkeit nur »in der ungehinderten Tätigkeit in indefinitum eines Erkenntnisvermögens«(Philos. d. Erlös. S. 39). Die Welt ist, als Totalität endlicher Kraftsphären, endlich (l. c. S. 35 ff.). Nach NIETZSCHE: ist das Werden (s. d.) unendlich, die Kraft aber bestimmt, endlich, so daß das Gleiche immer wieder kommen muß (WW. XV, 380. s. Apokatastasis). Das Wesen der Kraft ist flüssig, aber ihr Maß ist fest (l. c. S. 382 ff.). Die Welt muß »als bestimmte Größe von Kraft und als bestimmte Zahl von Kraftzentren« gedacht werden (l. c. S. 384. vgl. XII 1, 203 ff.). Die Welt ist »ein Ungeheuer von Kraft, ohne Anfang, ohne Ende, eine feste, eherne Größe und Kraft, welche nicht größer, nicht kleiner wird, die sich nicht verbraucht, sondern nur verwandelt, als Ganzes unveränderlich groß, ein Haushalt ohne Ausgaben und Einbußen, aber ebenso ohne Zuwachs, ohne Einnahmen, vom ›Nichts‹ umschlossen als von seiner Grenze, nichts Verschwimmendes, Verschwendetes, nichts Unendlich- Ausgedehntes [antike Wertung des Begrenzten!], sondern als bestimmte Kraft einem bestimmten Raum eingelegt« (l. c. XV, S. 384 f.).
Im Unendlichkleinen liegt nach FR. SCHULTZE das Problem der Kausalität. »Wir müssen alle Erscheinungen aus dem Unendlichkleinen erklären, und das Unendlichkleine ist selbst keine Erscheinung«, sondern ein notwendiger Gedanke, ein Unbedingtes (Philos. d. Naturwiss. I, 52 f.). Nach H. COHEN ist das Unendlichkleine »Grund und Werkzeug des realen Gegenstandes« (Princ. d. Infinites. S. 133). Es macht, als die intensive Größe (s. Intensität: Kant), das Reale aus (ib.). »In dem Unendlichkleinen wird als in seinem natürlichen Elemente und Ursprung das Endliche gegründet« (l. c. S. 133 f.). Das Unendlichkleine stellt das Sein dar. Die Einheiten, welche das Unendlichkleine zu zählen sich erkühnt, »sind von der Empfindung nicht abzulesen und mit der Empfindung nicht zu sammeln. Sie sind aus dem Ursprung des Denkens, als des Seins, erzeugt. Und sie sollen auf Grund dieses Ursprungs das Seiende selbst bedeuten« (Log. S. 113 f.). - Vgl. G. CANTOR, Zur Lehre vom Transfiniten, 1890. B. KERRY, Syst. ein. Theorie d. Grenzbegriffe, 1890. HODGSON, The conception of infinity, Mind, 1893. G. S. FULLERTON, The conception of the infinite, 1887. - Vgl. Ewigkeit, Teilbarkeit, Atom, Raum, Zeit, Werden, Sein, Substanz, Schöpfung, Welt.