Die Unsterblichkeit der Ichheit (s. d.) lehrt J. G. FICHTE. Nach SCHELLING ist der Endzweck der Welt ihre »Zernichtung als einer Welt«. Da dies nur in unendlicher Annäherung geschehen kann, ist das Ich unsterblich (Vom Ich, S. 100 f.). Die menschliche Unsterblichkeit ist das »Dämonische«. Der Tod ist die »reductio ad essentiam«, das wahre Sein des Menschen ist unsterblich (WW. I 6, 60 f.. I 7, 476 ff.). C. G. CARUS erklärt: »Die an sich als Idee überhaupt schon den Tod nicht kennende Seele gelangt durch ihr sich Darleben in Zeit und Raum mittelst des Schemas der Organisation dahin, gleichwie aus einem Spiegel aus dieser Organisation sich selbst zu erkennen und ihrer selbst als Individuum bewußt zu werden. Wird sie aber somit sich ihrer selbst bewußt, d. i. erfaßt sie ihr eigenes Wesen einmal seiner eigenen göttlichen und also unendlichen Natur nach, so ist auch hiermit die Notwendigkeit einer unendlichen Fortbildung unwiderleglich gegeben« (Vorles. üb. Psychol. S. 426 f.). Nach J. E. V. BERGER ist das Finden des Göttlichen in uns der Grund unseres Glaubens an Unsterblichkeit. Ein ewiges All bedingt ein ewiges Erkanntsein (Grdz. d. Sittenlehre, 1827). Nach ESCHENMAYER haben wir für Unsterblichkeit ein »Ahnungsvermögen« (Psychol. S. 20). Nach TROXLER ist jeder Mensch im Geiste des Lebens unsterblich (Blicke in d. Wesen d. Mensch. S. 41 ff.). - SCHLEIERMACHER bemerkt: »Mitten in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen und ewig sein in jedem Augenblicke, das ist die Unsterblichkeit der Religion« (Üb. d. Relig. 2, S. 144). Nach HEGEL ist der Geist ewig, unsterblich, »denn weil er, als die Wahrheit, selbst sein Gegenstand ist, so ist er von seiner Realität untrennbar - das Allgemeine, das sich selbst als Allgemeines darstellt« (Naturphilos. S. 693). Daß die Lehre Hegels die persönliche Unsterblichkeit nicht annehmbar mache, betont FR. RICHTER (Die neue Unsterblichkeitslehre, 1833. Veranlassung des Unsterblichkeitsstreites in der Hegelschen Schule). - Die Unsterblichkeit des allgemeinen, jedem immanenten, an sich zeitlosen Willens zum Leben (s. d.) lehrt SCHOPENHAUER. »Als ein notwendiges aber wird sein Dasein erkennen, wer erwägt, daß bis jetzt, da er existiert, bereits eine unendliche Zeit, also auch eine Unendlichkeit von Veränderungen abgelaufen ist, er aber dieser ungeachtet doch da ist: die ganze Möglichkeit aller Zustände hat sich also bereits erschöpft, ohne sein Dasein aufheben zu können. Könnte er jemals nicht sein, so wäre er jetzt schon nicht. Denn die Unendlichkeit der bereits abgelaufenen Zeit, mit der darin erschöpften Möglichkeit ihrer Vorgänge, verbürgt, daß, was existiert, notwendig existiert. Mithin hat jeder sich als ein notwendiges Wesen zu begreifen, d.h. als ein welches, aus dessen wahrer und erschöpfender Definition, wenn man sie nur hätte, das Dasein desselben folgen würde. In diesem Gedankengange liegt wirklich der allein immanente, d.h. sich im Bereich erfahrungsmäßiger Data haltende Beweis der Unvergänglichkeit unseres eigentlichen Wesens« (W. a. W. u. V. II. Bd., a. 41). - Nach HILLEBRAND ist die Unsterblichkeit der Seele »die ewige Zukunft der konkreten substantiellen Selbstheit der Seele« (Philos. d. Geist. I, 124 ff.) Unsterblich ist die Seele nach HERBART (Lehrb. zur Einl.5, S. 267), BENEKE (s. Tod), GALUPPI, V. COUSIN (Du vrai p. 418 ff.), RENOUVIER u. a.
Die persönliche Unsterblichkeit lehren C. H. WEISSE (Psychol. u. Unsterblichkeitslehre, 1869), J. H. FICHTE (Die Seelenfortdauer, 1867), ULRICI (Gott u. d. Nat. S. 734), M. CARRIERE: »Für die Realisierung des Guten wie für unsere Selbstvervollkommnung fordern wir die Unsterblichkeit« (Sittl. Weltordn. S. 334 ff.), FR. ROHMER (Wissensch. u. Leben), HELLENBACH (Der Individual. S. 261), DROSSBACH (Harm. d. Ergebn. S. 209 ff., 257), REICHENBACH, DU PREL: »Das transzendentale Subjekt läßt im Tode seine irdische Erscheinungsform fallen, kann aber damit nicht selbst verschwinden« (Monist. Seelenlehre, S. 98, vgl. S. 278 ff.), SCHMIDT (Die Unsterbl. d. Seele, 1886), SPILLER (Gott im Lichte d. Naturwiss., 1883), SCHMIDKUNZ (Suggest. S. 283), FR. SCHULTZE (Unsterblichkeit der »Psychaden«. vgl. Seelenk.), H. WOLFF (Unsterblichkeit der »Bionten«. Kosmos). Ferner G. CLASS (Untersuch. zur Phänomenol. u. Ontol. d. menschl. Geistes, 1896), G. SPICKER, nach welchem die Unendlichkeitsforderung der »in Gedanken über das Leben hinaus fortgesetzte Selbsterhaltungstrieb« ist (Vers. ein. neuen Gottesbegr. S. 282. vgl. G. RUNZE, Die Psychol. d. Unsterblichkeitsglaub. u. d. Unsterblichkeitsleugn. 1894), der ähnlich wie Kant argumentiert (l. c. B. 310), U. KRAMAR (Die Hypothese d. Seele, 1898), J. SPIEGLER (Die Unsterbl. d. Seele, 1895, S. 122), G. THIELE (Philos. d. Selbstbewußts.) u. a. Religionsphilosophen (s. d.), ferner J. D. HUBER (Die Idee d. Unsterbl., 1864), HAGEMANN (Met.2, S. 201 ff.), GUTBERLET (Met.) u. a. Nach A. DORNER ist das Ichbewußtsein nicht durch den Körper hervorgebracht, sondern die Tätigkeit des Ich nur durch den Körper in bestimmte Bahnen geleitet. daher ist gegen die Möglichkeit der Unsterblichkeit nichts einzuwenden. Um seines wertvollen Inhalts willen ist das Ich auf die Unsterblichkeit hin angelegt (Gr. d. Helig. S. 246 f.).