Nach L. KNAPP besteht die zureichende Ursache einer Erscheinung »in der vollen wirklichen Gesamtheit der als unabtrennbar erkannten vorhergehenden Erscheinungen« (Syst. d. Rechtsphilos. S. 74). Nach P. VOLKMANN ist jede Ursache ein Komplex von Ursachen (Erk. Grundz. d. Naturwiss. S. 158). Nach SCHUPPE ist Ursache »niemals eine einzige Erscheinung..., sondern immer eine Mehrzahl sehr verschiedenartiger positiver und negativer Bedingungen« (Log. S. 56). Die letzte hinzukommende Bedingung kann man als das Bewirkende bezeichnen (l. c. S. 61). Die Ursache ist nicht schon ein Ding, sondern kann auch als »Komplex bloßer Wahrnehmungsinhalte« gedacht werden (l. c. S. 73). Nach SCHUBERT-SOLDERN besteht die Ursache aus einem »Komplex von Daten (a b c d), die in den verschiedensten räumlichen und zeitlichen Beziehungen zueinander stehen können (resp. müssen) und an welche unmittelbar die Wirkung (e f g h) sich anschließt« (Gr. ein. Erk. S. 252). »Wo... nicht ein bestimmter Intensitätsgrad nötig ist, der sich in der Zeit entwickelt, da ist die Ursache gleichzeitig mit der Wirkung, aber auch wo eine bestimmte Intensität erforderlich wird, ist die Ungleichheit nur scheinbar, denn die letzte Veranlassung ist doch immer jener bestimmte Intensitätsgrad und mit diesem zugleich ist die Wirkung gegeben« (l. c. S. 250). Die Wirkung kann mit der Ursache gleichzeitig sein oder sie kann ihr folgen, aber die Ursache muß stets mit der Wirkung gleichzeitig sein (l. c. S. 255).
Nach HAGEMANN ist Ursache »der Entstehungsgrund eines von ihr wirklich verschiedenen (substantiellen oder akzidentiellen) Seins, d.h. einer Wirkung. Die Wirkung ist der Zeit oder wenigstens der Natur nach später als die Ursache« (Met.2, S. 39). »Bewirkende Ursache« ist »dasjenige Wesen, welches durch seine Wirksamkeit etwas hervorbringt oder eine Wirkung setzt« (l. c. S. 40). Sie ist: a. »unmittelbare oder mittelbare Ursache, je nachdem sie durch sich allein oder durch ein anderes die Wirkung hervorbringt. Dieses andere heißt dann werkzeugliche Ursache (causa instrumentalis)«. b. »notwendige und freie Ursache. Jene setzt, sobald die erforderlichen Bedingungen zur Tätigkeit vorhanden sind, die Wirkung mit Notwendigkeit. diese bestimmt sich selbst nach vorhergehender Wahl zur Tätigkeit«. c. »adäquate und inadäquate Ursache. Jene ist für sich allein vollgenügender Grund der Wirkung. diese kann nicht aus sich allein, sondern nur unter Mitwirkung anderer Ursachen die Wirkung setzen«. d. »erste und zweite Ursache, je nachdem sie in ihrer Wirksamkeit von einer höheren Ursache unabhängig oder davon abhängig ist«. e. »singuläre und universelle Ursache. Jene kann nur eine bestimmte Wirkung oder eine bestimmte Art von Wirkungen setzen. Diese vermag verschiedenartige Wirkungen hervorzubringen«. f. »übergeordnete und untergeordnete Ursachen. Jene wirken neben und unabhängig voneinander. diese wirken nacheinander und abhängig voneinander. Nach der Stufenfolge der Abhängigkeit lassen sich eine nächste, eine (oder mehrere) mittlere und eine letzte Ursache unterscheiden« (l. c. S. 40 f.). Formelle Ursache oder Form ist »dasjenige, was der Wirkung ihre Bestimmtheit gibt«. Die Form ist dem Dinge Grund seiner Wirklichkeit (actus primus) und daher auch seiner Wirksamkeit (actus secundus) (l. c. S. 42). Ähnlich andere neoscholastische (s. d.) Philosophen.