Nach J. G. FICHTE gibt es »dem Gehalte nach gar keine bloß analytischen Urteile« (Gr. d. g. Wissensch. S. 33). BIUNDE erklärt: »Unsere Urteile entstehen gemeiniglich durch Beziehungen von solchen Begriffen auf die vorgestellten Dinge, welche wir aus den Anschauungen anderer Dinge allmählich abgezogen haben. wir geben ihnen dann Bestimmungen, die in ihrem Begriffe nicht liegen, und erweitern so unser Denken über den Gegenstand und seinen Begriff hinaus. die so entstehenden Dinge sind synthetisch« (Empir. Psychol. I 2, 99). G. E. SCHULZE betont: »Für den einen Menschen ist... ein analytisches Urteil, was für den andern ein synthetisches ausmacht« (Üb. d. menschl. Erk. S. 196). Auch nach SCHLEIERMACHER ist der Unterschied zwischen analytischen und synthetischen Urteilen ein fließender (Dialekt. S. 264, 563). Nach CHR. KRAUSE sind die analytischen identische Urteile (Vorles. S. 291 f.). Nach TRENDELENBURG ist jedes Urteil analytisch und synthetisch zugleich (Log. Unters. II2, 241 ff.), so auch JODL (Lehrb. d. Psychol. S. 616). SCHOPENHAUER bemerkt: »Ein analytisches Urteil ist blos ein auseinandergezogener Begriff ein synthetisches hingegen ist die Bildung eines neuen Begrifs aus zweien, im Intellekt schon anderweitig vorhandenen.« »Jedes analytische Urteil enthält eine Tautologie, und jedes Urteil ohne alle Tautologie ist synthetisch« (Parerg. II, § 23). VOLKMANN bestimmt das analytische Urteil als »das Bewußtwerden einer Apperzeption« (Lehrb. d. Psychol. II4, 268.) Nach O. CASPARI gibt es echte synthetische Urteile a priori »nur in der ästhetisch-logischen Grundanschauung, innerhalb welcher sich die Ideen mit dem Empirischen und Konkreten, mit Rücksicht auf die Freiheit des Individuellen tief genug durchdringen« (Grund- u. Lebensfrag. S. 90). Wie Kant lehrt u. a. F. SCHULTZE (Philos. d. Naturwiss. II, 15 ff.). A priori ist, was »als wahr einleuchtet, auch ohne daß es des Beweises durch Induktion bedürfte« (ib.). Die Erkenntnis besteht in synthetischen Urteilen a priori (ib.). Im Sinne Kants unterscheidet die Urteile auch KROMANN (Unsere Naturerk. S. 39 ff.). Nach HAGEMANN ist ein synthetisches Urteil a priori nicht möglich (Log. u. Noët. S. 145). Nach L BUSSE gibt es nur analytische Urteile und synthetische Urteile a posteriori (Philos. I, S. 149). Wertlos ist die Unterscheidung analytischer und synthetischer Urteile nach STEUDEL (Philos. I 1, 219). Nach HEYMANS sind alle aus Definitionen aufgebauten Urteile analytisch, alle andern synthetisch (Ges. u. Elem. d. wissensch. Denk. S. 109). Ähnlich H. CORNELIUS (Psychol. S. 341 f.. Einl. in d. Philos. S. 283 ff.). Nach WUNDT entsteht das Urteil stets synthetisch, ist aber selbst ein analytischer Prozess. Analytisch sind »nur diejenigen Urteile, in denen ein Element oder einige Elemente, die im Subjekt notwendig schon mitgedacht werden müssen, zu irgend einem Zweck im Prädikat besonders hervorgehoben werden. alle übrigen Urteile sind synthetisch« (Log. I, 151). E. v. HARTMANN »Jedes Urteil ist... ein analytisches, wenn ich es auf einen Subjektbegriff oder eine Subjektwahrnehmung beziehe, die so vollständig ist, daß sie den Prädikatsbegriff bereits einschließt, dagegen synthetisch, wenn ich es auf eine noch unvollständige Subjektvorstellung beziehe, die durch den Erkenntnisakt vervollständigt wird, aus dem das Urteil vorspringt« (Kategorienlehre, S. 239). »Im diskursiven, bewußten Denken gibt a keine synthetischen Urteile« (l. c. S. 240). Nach SCHUBERT-SOLDERN ist alles Gegeben »ursprünglich analytisch, unterschieden, es ist synthetisch in räumlichem oder zeitlichem oder räumlich-zeitlichem Zusammen und in Ähnlichkeits- und Verschiedenheitsbeziehungen zu anderem gegeben« (Gr. ein. Erk. S. 206 f.). Gegen die Kantsche Auffassung der synthetischen Urteile ist ERDMANN (Log. I, 209 ff.. vgl. SIGWART, Log. I2, 128 ff., 237, 407, 411 ff.). Nach HUSSERL sind analytische Sätze »solche Sätze, welche eine von der inhaltlichen Eigenart ihrer Gegenstände (und somit auch der gegenständlichen Verknüpfungsformen) völlig unabhängige Geltung haben« (Log. Unters. II, 247). Die synthetischen Urteile a priori anerkennt RAVALSSON (Franz. Philos. S. 249). RENOUVIER unterscheidet: 1) »synthèses a priori données comme conditions à l'intelligence et à l'expérience, indémontrables par conséquent« (Nouv. monadol. p. 128). 2) »jugements synthétiques a posteriori, c'est-à-dire certaines relations konstantes qui ne nous sont connues que par l'expérience« (ib.). Analytisch ist »tout jugement qui est tel qu'il ne dépasse pas la limite de la notion primordiale, dont il ne fait qu'éclaircir ou développer le contenu propre« (ib.). Vgl. M. PALÁGYI, Kant u. Bolzano, S. 92 f.. SPICKER, K., H. u. B. S. 19.