Worte von Jean Paul, Schopenhauer und Bismarck
[Bismarck]
Bismarck:
Möge es das letzte Mal sein, dass die Errungenschaften des preußischen Schwertes mit freigiebiger Hand weggegeben werden, um die nimmersatten Anforderungen eines Phantoms zu befriedigen, welches unter dem fingierten Namen von Zeitgeist oder öffentlicher Meinung die Vernunft der Fürsten und Völker mit seinem Geschrei betäubt, bis jeder sich vor dem Schatten des anderen fürchtet und alle vergessen, dass unter der Löwenhaut des Gespenstes ein Wesen steckt von zwar lärmender, aber wenig furchtbarer Natur.
Preuß. Landtag 6. 9. 49
Ich habe einen Lieblingsgedanken in Bezug auf den Friedensschluß. Das ist, ein internationales Gericht niederzusetzen, das die aburteilen soll, die zum Kriege gehetzt haben — Zeitungsschreiber, Deputierte, Senatoren, Minister.
Busch, Tagebuchblätter (14. 10. 70)
.... er lügt wie gedruckt; es wird vielleicht auch dahin kommen zu sagen: er lügt wie telegraphiert, denn gegen den Mißbrauch, der mit diesem Beförderungsmittel getrieben wird, sind bisher die wenigsten Leute noch auf der Hut; sie denken nicht an den Reichtum von Geldmitteln, der es jemandem möglich macht, zum Telegraphieren aller in drei bis vier Sprachen übersetzten Tendenzlügen in verschiedenen Weltstädten Lektoren zu bezahlen, die nur damit beschäftigt sind, Zeitungen durchzulesen und zu sehen, ob sich eine Alarmnachricht findet; findet er keine, so hat er sie zu machen und telegraphiert sie nun als aufregendes Symptom an verschiedene ausländische Blätter.
Herrenhaus 13. 2. 69
.... Er (der Korrespondent) soll in all’ seinen Berichten etwas Neues schreiben, wichtige Nachrichten, und geschieht das nicht, so hält ihn seine Redaktion entweder für nachlässig und zu bequem, um sich ordentlich umzusehen in seinem Revier, oder sie denkt, er hat keine guten Verbindungen. Da setzt er sich dann hin und berät sich mit seiner Phantasie oder er macht sich an auswärtige Gesandtschaften, die ihn natürlich gern mit Nachrichten versehen, welche ihren Zwecken entsprechen.
Poschinger, »Bismarck und die Parlamentarier« (11. 12. 75)
Wenn jemand wie ich weiß, wie die Freiheit der Presse von prinzipienlosen gebildeten Männern, die den Wert der Wahrheit kennen oder doch kennen sollten, benützt werden kann, wie unendlich gefährlicher muß es dann sein, einen solchen Spielraum einem unerzogenen und nicht unterrichteten Volke zu gewähren.
Zu dem englischen Maler Richmond 11. 87
In ihrem gegenwärtigen Zustande gewähre die Tagespresse weder für die Regierung, noch für die politische Bildung der Bevölkerung einen Nutzen, vielmehr das Gegenteil. Die Zeitungen wären gegenwärtig kein Bildungs-, sondern ein Verbildungsmittel, das keine Begünstigung verdiene. Durch eine Aufhebung der Steuer würde der Zustand der Presse nicht besser werden, vielmehr sei der entgegengesetzte Erfolg zu erwarten .... Die Aufhebung führe zu größerer Bereicherung ihrer Besitzer ....
Aus einer Begründung gegen die Aufhebung des Zeitungsstempels 4. 3. 73
Zu beklagen ist nur die teils verständnislose, teils übelwollende Presse, welche die verschiedenen Volksklassen gegen einander ausspielt und aufreizt.
Zu einer Abordnung der Berliner Schuhmacherinnung 9. 6. 84
.... sie befinde sich zum großen Teil in den Händen von Juden und unzufriedenen, ihren Lebensberuf verfehlt habenden Leuten.
Zu einer Abordnung aus Rügen 10. 11. 62
Wenn jemand in einem anonym geschriebenen Brief verleumdet, so hält man das im allgemeinen für eine ehrlose Beschäftigung; wenn jemand aber in gedruckten Blättern verleumdet, ebenso anonym, so ist es »Freiheit der Presse«, für die einzutreten ist gegen jedermann, der sich gegen diese Verleumdungen wehren will.
Reichstag 8. 1. 85
Mut hat eigentlich nur die sozialistische Presse. Sie begreifen, dass ich jetzt von der Presse nur noch mit ironischer Geringschätzung rede.
Poschinger, Tischgespräche (9. 7. 90)
Was die Zeitungen über mich schreiben, das ist Staub, den ich mit der Bürste abwische, das ist mir gleichgültig.
Poschinger, Tischgespräche (23. 8. 90)
Jedes Land ist auf die Dauer doch für die Fenster, die seine Presse einschlägt, irgend einmal verantwortlich; die Rechnung wird an irgend einem Tage präsentiert in der Verstimmung des anderen Landes.
Reichstag 6. 2. 88
(Dann sprach er von der Macht der Presse, die viel Schaden angerichtet habe.) Sie hat die drei letzten Kriege veranlaßt. Die dänische zwang den König und die Regierung zur Einverleibung Schleswigs, und die österreichische und die süddeutsche hetzten gegen uns, die französische hat zur Verlängerung des Feldzugs beigetragen.
Busch, Tagebuchblätter (21. 10. 77)
.... und an einigen unserer und anderer Blätter vermag ein erfahrener Leser leicht zu erkennen, ob sie eine Subvention Österreichs wiederum erhalten haben, sie bald erwarten, oder sie durch drohende Winke herbeiführen wollen.
Zu dem Minister von Schleinitz 12. 5. 59
Die Presse ist hier (in Wien) schlimmer als ich mir vorgestellt hatte, und in der Tat noch übler und von böserer Wirkung als die preußische.
Immediatbericht aus Gastein 3. 8. 64
Als von politischen Wetterfahnen in der Presse gesprochen wurde, erzählte er aus seiner Erfurter Zeit, dass er damals eine sehr gewandte, aber auch sehr vielseitige Feder zur Verfügung gehabt habe. Der betreffende Publizist habe eine und dieselbe empfangene Mitteilung unter Umständen so verwertet, dass es in einem konservativen Blatte so geheißen habe: »Mit hoher Befriedigung begrüßen wir die Absicht der Regierung«, in einem liberalen Organ aber: »Mit tiefster Besorgnis erfüllt uns die Absicht der Regierung«, während in einem demokratischen Blatte schließlich der Eingang gelautet habe: »Schamlos reißt die Regierung jetzt die Maske herunter, mit der sie bisher heuchlerisch ihr Antlitz verhüllt hatte«.
Poschinger, Tischgespräche (10. 96)
Denn manches, was in den Zeitungen steht, ist denn doch wahr ....
Preuß. Landtag 29. 1. 69
.... und obgleich es in den Zeitungen steht, ist es doch wahr.
Aus derselben Rede
Druckerschwärze auf Papier.
Reichstag 6. 2. 88
Es gibt kaum eine absichtliche Entstellung, kaum eine Verdrehung, die in dieser Sache von der Presse nicht geübt worden wäre, zum großen Teil in der ohne Zweifel patriotischen Absicht, das Ausland auf die Abwege der Regierung aufmerksam zu machen ....
Preuß. Landtag 26. 2. 63
Es dürfte in der ganzen Monarchie .... von der höchsten Wichtigkeit sein, unsere Mitbürger so schleunig als möglich vor dieser moralischen Brunnenvergiftung durch die Presse zu schützen.
Preuß. Landtag 18. 2. 50
Mir aber ist es klar, dass wir heruntergekommen sind; das, was das Schwert uns Deutschen gewonnen hat, wird durch die Presse und die Tribüne wieder verdorben.
Reichstag 28. 11. 81
Mut auf dem Schlachtfelde ist bei uns Gemeingut; aber Sie werden nicht selten finden, dass es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.
Keudell, Bismarck (17. 5. 47)
Ich mache aber bei den Juden einen Unterschied. Gefährlich sind .... die noch nichts haben, besonders die von der Presse. Doch sind auch hier wohl die Christen die Schlimmsten und nicht die Juden.
Busch, Tagebuchblätter (21. 1. 81)
Ich weiß nicht, welche Vorzüge das beschnittene oder getaufte Gesindel von Börsenwucherern und bezahlten Zeitungsschreibern, welches die österreichische Staatskuh an Horn und Euter festhält, vor seinen Sinnesverwandten in Paris hat.
An General Leopold v. Gerlach 25. 8. 56
Am allermeisten aber achten wir die Meinung der uns seit einem Jahrhundert und noch heute intimsten unter den uns befreundeten Mächten, der russischen.
Reichstag 4. 12. 74
Ich begreife es durchaus nicht, wenn ich die Meinung über die Möglichkeit eines Krieges zwischen Deutschland und Rußland höre.
Poschinger, Tischgespräche (22. 7. 90)
Deutschland hat nicht das geringste Interesse daran, einen Krieg mit Rußland zu führen, und umgekehrt. Zwischen uns liegt nicht der geringste Gegensatz der lnteressen. Wir haben von einander nichts zu wünschen und von einander nichts zu gewinnen.
Poschinger, Tischgespräche (23. 6. 92)
Was wollen wir auch mit Rußland oder in Rußland suchen? Wenn wir es wirklich besiegen, dann bekämen wir höchstens wieder die unruhige polnische Nachbarschaft, welche sich so wenig zu einem selbständigen staatlichen Organismus eignet, wie die heutige Judenschaft in ein neues Reich Judäa.
Poschinger, Tischgespräche (16. 8. 90)
Zwischen Deutschland und Rußland existieren keine Verschiedenheiten der lnteressen, welche die Keime von Konflikten und eines Bruches unabweislich in sich trügen. Dagegen gewähren die übereinstimmenden Bedürfnisse in der polnischen Frage und die Nachwirkung der hergebrachten dynastischen Solidarität im Gegensatz zu den Umsturzbestrebungen Unterlagen für eine gemeinsame Politik beider Kabinette. Dieselben sind abgeschwächt worden durch eine zehnjährige Fälschung der öffentlichen Meinung seitens der russischen Presse, die in dem lesenden Teile der Bevölkerung einen künstlichen Haß gegen alles Deutsche geschaffen und genährt hat, mit dem die Diplomatie rechnen muß, auch wenn der Kaiser die deutsche Freundschaft pflegen will ....
Gedanken und Erinnerungen II
.... Endlich ist aber beinahe mit Sicherheit anzunehmen, dass die Russen, während wir im Westen beschäftigt sind, Österreich angreifen werden, dem eine Verstärkung seiner Wehrkraft noch mehr not tut als uns die der unsrigen, und das diese Pflicht bis jetzt mit sträflichem Leichtsinn vernachlässigt hat, und da müßten wir doch wohl zuletzt helfen.
Busch, Tagebuchblätter (27. 1. 87)
Was den Panslawismus betrifft, so halte ich das amtliche Rußland, ja die echten Russen überhaupt nicht für panslawistisch. Die panslawistischen Leitartikel in russischen Zeitungen, welche die Westeuropäer in solchen Schrecken jagen, werden gar nicht von Russen geschrieben, sondern hauptsächlich von Polen, deren Ziel es ist, das Slawentum und Germanentum aneinanderzuhetzen in der Hoffnung, beim Siege des einen wie des anderen ihre Rechnung, nämlich ein neues Königreich Polen zu finden.
Poschinger, Tischgespräche (31. 5. 92)
Die letzteren (Juden) sind in Rußland fast ebenso schlecht behandelt worden wie die Polen oder die baltischen Deutschen; so kommt es, dass diese drei, der Pole, der baltische Deutsche und der Jude, in der russischen Presse tätig daran arbeiten, den Haß zwischen Rußland und Deutschland zu schüren und einen Krieg anzufachen.
Poschinger, Tischgespräche (5. 92)
Rußland hat eine große Zukunft; seine höchsten Adeligen sind intelligent und ehrenwert, seine Bauern sind die besten Kerls in der Welt; in der Mitte ist es faul, der Beamtenadel ist ein giftiges Geschwür, welches seine Eingeweide hinwegfrißt.
Poschinger, Tischgespräche (7. 67)
Für vergnügungssüchtige Leute mag es recht nett hier (in Wien) sein, denn alles, was den Menschen äußerlich zerstreuen kann, ist da.
Aus Wien an die Gattin 14. 6. 52
Ich begreife nicht wie ein Mensch, der über sich nachdenkt und doch von Gott nichts weiß oder wissen will, sein Leben vor Verachtung und Langeweile tragen kann, ein Leben, das dahinfährt, wie ein Strom, wie ein Schlaf, gleichwie ein Gras, das bald welk wird; wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz.
An die Gattin 3. 7. 51
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Nr. 405, XVI. Jahr
23. Februar 1915.