Metaphysik - Husserl, Mach

Nach HUSSERL hat die Metaphysik die Aufgabe, »die ungeprüften... Voraussetzungen metaphysischer Art zu fixieren und zu prüfen, die mindestens allen Wissenschaften, welche auf die reale Wirklichkeit gehen, zugrunde liegen« (Log. Unt. I, 11). Nach HÖFFDING spricht der Metaphysiker »nur die Gedanken aus, die mehr oder weniger unbewußt dem erfahrungsmäßigen Forschen zugrunde liegen, und er führt ihre Konsequenzen durch« (Psychol.2, S. 18). Nach F. MACH beschäftigt sich die Metaphysik »nur mit der Erforschung des Wesens, des Grundes und Zweckes des wirklich Seienden« (Religions- u. Weltprobl. I, 57). UPHUES erklärt: »Die Philosophie als Metaphysik will eine Weltanschauung geben, eine Vorstellung von der Welt im ganzen« (Psychol. d. Erk. I, 13). KÜLPE versteht unter Metaphysik den »Versuch einer mit wissenschaftlichen Mitteln ausgebauten Weltanschauung« (Einl. in d. Philos.2, S. 21), so auch W. JERUSALEM (Einl. in d. Philos.2). - Nach SIMMEL hat die Metaphysik »den formalen Wert, überhaupt ein vollendetes Weltbild nach durchgehenden Prinzipien anzustreben« (Problem. d. Geschichtsphilos. S. 63). Alle Metaphysik besteht in der Zurückführung der sinnlichen Äußerlichkeit auf geistige Prinzipien (l.c. S. 99). Die metaphysische Spekulation entspringt dem Spieltriebe (l.c. S 105). Nach H. CORNELIUS wäre das Ziel der (immanenten Metaphysik) eine »einheitliche Weltanschauung, die von den Erscheinungen der Natur und des geistigen Lebens, von den Gesetzen der objektiven Welt und von den Gesetzen der menschlichen Bestrebungen in gleicher Weise Rechenschaft gäbe« (Einleit. in d. Philos. S. 12). Nach HEYMANS ist die Metaphysik » angewandte Erkenntnistheorie«, sie hat »die für unser Denken notwendigen Grundlinien des Weltbildes zu bestimmen, sofern sich dieselben aus den Gesetzen des Denkens entwickeln lassen« (Ges. u. Elem. d. wiss. Denk. S. 38). ADICKES anerkennt Metaphysik nicht als Wissenschaft des Transzendenten (Zeitschr. f. Philos. 104. Bd., S. 52), nur als abschließenden subjektiven Glauben (Zeitschr. f. Philos. 112. Bd., S. 231). Nach HODGSON ist die Hauptaufgabe der Metaphysik die Analyse des Erkennens (The Met. of Experience 1898). Nach RIEHL ist die Metaphysik nur als kritische Disziplin, als Theorie der Grenzbegriffe der Erfahrung, als »System der Erkenntnisprinzipien« berechtigt (Philos. Kritic. II 1, 4). B. ERDMANN identifiziert die Metaphysik mit der Erkenntnistheorie (Log. I, 11). So auch (mit der »Logik der reinen Erkenntnis«) H. COHEN (Log. S. 516) und andere Kantianer. - Nach M. PALÁGYI betrachtet die Metaphysik die Tatsachen der Wissenschaft unter dem Gesichtspunkte der Ewigkeit (Log. auf dem Scheidewege S. 243). Die eigentliche Metaphysik besteht aus: Metageometrie, Metadynamik, Metagenetik (l.c. S. 310).

Die Berechtigung und Möglichkeit jeder (spekulativen) Metaphysik negiert der Positivismus (s. d.). Nach E. DÜHRING hat an die Stelle der Metaphysik die »nur auf Wirklichkeiten gegründete Weltanschauungslehre« zu treten (Log. S. 9). Metaphysik ist nur eine phantastisch oder betrügerisch ausgeführte Art der Sachlogik (Wirklichkeitsphilos. S. 278). L. STEIN sieht in aller Metaphysik »nur Rauschesäußerungen einer trunken gemachten Logik, im besten Falle Gedankendichtungen großen Stiles - eine Poesie des dialektisch geschulten Verstandes« (An d. Wende d. Jahrh. S. 258). E. MACH will alle metaphysischen Elemente aus den naturwissenschaftlichen Darstellungen eliminieren (Populärwiss. Vorles. S. 363). »Die Ansicht, welche sich allmählich Bahn bricht, daß die Wissenschaft sich auf die übersichtliche Darstellung des Tatsächlichen zu beschränken habe, führt folgerichtig zur Ausscheidung aller müßigen, durch die Erfahrung nicht controllierbaren Annahmen, vor allem der metaphysischen (im Kantschen Sinne)« (Anal. d. Empfind.4, Vorw. S.V). Vgl. DILTHEY, Einl. I, 163, 165.

Außer den Systemen der Philosophen und Spezialabhandlungen vgl. über Metaphysik noch: GOCLEN, Isagoge in metaphysicam; GENOVESI Elementa scientiarum metaphysicarum 1743; FRIES, Syst. d. Met. 1824; APELT, Metaphys. 1857; K. PH. FISCHER, Wissensch. d. Met. 1834; J. E. ERDMANN, Gr. d. Log. u. Met.4, 1864; K. FISCHER, Syst. d. Log. u. Met.2, 1865; GEORGE, Syst. d. Met. 1844; H. RITTER, Syst. d. Log. u. Met. 1856; E. REINHOLD, Syst. d. Met.3, 1854; HARTENSTEIN, Die Grundprobleme und Grundlehren d. allgem. Metaphys. 1836; FOUILLEÉ, L'avenir de la métaphys. fondée sur l'expérience 1889; LACHELIER, Du fondement de l'induction2, 1896; P. JANET, Principes de métaphys. et de psychol. 1897; W. HAMILTON, Lectures on Metaphys. and Log.; MANSEL, Metaphysics 1860; J. F. FERRIER, Institut. of Met. 1854; E. CAIRD, Ess. II u. a. Vgl. R. LEHMANN, Zur Psychol. d. Met. DILLES, Weg zur Met. 1903.

Über Geschichte der Metaphysik vgl. E. v. HARTMANN, Gesch. d. Metaphys. 1899/1900. - Vgl. Philosophie Wissenschaft, Problem, Prinzipien, Substanz, Seele, Materie, Kraft, Spiritualismus, Panpsychismus, Gott, Sein, Objekt, Ding an sich, Wirklichkeit, Teleologie, Naturphilosophie.


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