Identitatis indiscernibilium, principium: Satz der Identität des Ununterscheidbaren, womit gesagt ist, daß alles Nicht-Identische, individuell Unterschiedene auch verschieden sei, so daß es nicht zwei (absolut) gleiche Dinge (Blätter u.s.w.) in der Welt gebe.
Das Prinzip ist schon bei den Stoikern bekannt (vgl. CICERO, Acad. III, 17, 18, 26). Nach SENECA gehörte zur Weltordnung die Forderung, »ut, quae alia erant, et dissimilia essent et imparia« (Epist. 113, 13, vgl. Cicero, Acad. II, 26, 85). Ferner bei NICOLAUS CUSANUS (De docta ignor. II, 11), PICO VON MIRANDOLA (vgl. RITTER IX, 307), G. BRUNO, MALEBRANCHE (Rech. III, 2, 10), insbesondere bei LEIBNIZ. Nach ihm kann es niemals zwei vollkommen gleiche Dinge geben, weil sonst hier keine Individuen unterschieden würden (Nouv. Ess. II, ch. 27, § 1, 3). Die Monaden (s. d.) müssen alle qualitativ (innerlich) voneinander verschieden sein (Monadol. 9). Das Prinzip findet sich auch erörtert bei CHR. WOLF (Cosmol. § 195 f.), BILFINGER (Diluc. I, 4, § 94), BAUMGARTEN (Met. I, c. 3, set. 1), HOLLMANN (Met. § 242), MENDELSSOHN, PLATNER (Philos. Aphor. I, § 1031 ff.). Gegen das Prinzip in dessen metaphysischen Folgerungen CLARKE, FEDER (Syst. d. Log. u. Met. S. 283 ff.), auch KANT. Wenn mehrere Dinge innerlich noch so sehr übereinstimmen, dem Orte nach aber unterschieden sind, so sind sie nicht identisch (Prinzip. prim. sct. II, prop. XI). »Der Satz des Nichtzuunterscheidenden gründete sich eigentlich auf die Voraussetzung: daß, wenn in dem Begriff von einem Dinge überhaupt eine gewisse Unterscheidung nicht angetroffen wird, so sei sie auch nicht in den Dingen selbst anzutreffen; folglich seien alle Dinge völlig einerlei (numero eadem), die sich nicht schon ihrem Begriffe (der Qualität oder Quantität nach) voneinander unterscheiden« (Krit. d. r. Vern. S. 203). Richtig wäre das aber nur, wenn nicht die »Dinge« bloße Erscheinungen wären (l.c. S. 2O5). »Inneres« und »Äußeres« ferner sind nur »Reflexionsbegriffe« (s. d.). Die Vielheit und numerische Verschiedenheit der Dinge wird auch ohne Monadologie »schon durch den Raum selbst, als die Bedingung der äußern Erscheinung, angegeben, denn ein Teil des Raums, ob er zwar einem anderen völlig ähnlich und gleich sein mag, ist doch außer ihm und eben dadurch ein vom ersteren verschiedener Teil« (l.c. S. 242). Vgl. HEGEL, Encykl. § 117. RITTER, Abr. d. ph. Log.2, 146.