Intellektualismus

Intellektualismus ist: 1) so viel wie Rationalismus (s. d.); 2) die besondere Wertung des Intellekts (s. d.), des Erkennens, der Theorie vor dem Fühlen, Wollen und Handeln. Der ethische Intellektualismus leitet das Sittliche (s. d.) aus der Vernunft ab (KANT u. a.), hält (SOKRATES) die Tugend für ein Wissen. - Eine »intellectualistische Ethik auf Grund voluntaristischer Psychologie« lehrt R. GOLDSCHEID (Zur Eth. d. Gesamtwill. I, 77 ff.). Das Denken ist vom Wollen bedingt, »aber darauf, daß unser im Unbewußten wurzelnder Wille immer mehr im Geiste unserer Gefühlsund Vorstellungselemente funktioniert, darauf allein läuft all unsere ethische Arbeit aus« (l.c. S. 79). Der metaphysische Intellektualismus hält das Logische, die Vernunft, Idee (s. d.), für das Wesen der Dinge. So HERAKLIT, PLATO, PLOTIN, SPINOZA, teilweise LEIBNIZ und J. G. FICHTE, HEGEL u. a. - Der psychologische Intellektualismus (= die intellectualistische Psychologie) betrachtet das Denken, Vorstellen als Grundkraft, Grundprozess der Seele, leitet alles Bewußtseinsgeschehen aus logischen oder Vorstellungs- (Empfindungs-)Vorgängen ab. So sagt z.B. THOMAS: »intellectus altior et nobilior voluntate« (Sum. th. I, 82, 3). SPINOZA erklärt: »Idea primum est, quod humanae mentis esse constituit« (Eth. II, prop. XL, dem.). Intellektualisten sind u. a. KANT, HEGEL (das Denken macht »die innerste wesentliche Natur des Geistes aus«, Ästhet. I, 18), HERBART, die Assoziationspsychologen (s. d.). Unter »willenspsychologischem Intellektualismus« versteht H. SCHWARZ die Ansicht, alles Vorziehen und Verwerfen sei ein Urteilsakt (Psychol. d. Will. S. 283). Vgl. Psychologie.


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