LACINIA, æ, ein Beiname der Juno, welche einen sehr berühmten Tempel sechs tausend Schritte von Krotone, in Italien hatte. Es war bei solchem ein besonderer Hain und eine Gegend, die mit lauter hohen Tannen umschlossen war, auf welcher allerhand Vieh, ohne einigen Hirten, ging, an welches sich niemals einiger Mensch oder ein wildes Tier wagte. Indessen gab es so viel Nutzen, dass davon eine Seule von dichtem Gold in den Tempel konnte gesetzt werden. In dem Vorhof war ein ganz freier Altar, und dennoch bewegte kein Wind die darauf liegende Asche. Liv. l. XXIV. c. 3. Q. Fulvius Flaccus nahm die Marmorziegel von dem Tempel, um sie auf denjenigen zu legen, welchen er der ritterlichen Fortuna zu Rom bauen lassen: sie wurden aber auf des Rates Schluß wieder dahin geschafft, jedoch fand sich kein Künstler, der sie wieder auf das Dach legen konnte. Id. l. XLII. c. 3. Fulvius kam darüber von Sinnen, verlor seine beiden Söhne in dem illyrischen Krieg und starb endlich vor Bekümmernis. Lactant. Inst. l. II. c. 7. §. 15. & Val. Max. l. I. c. 1. n. 20. Es sollen aber besagte Ziegel die Eigenschaft gehabt haben, da sie noch auf dem Tempel gelegen, daß, wenn jemand seinen Namen mit Eisen in selbige geschrieben, solcher so lange geblieben, als der Mensch gelebt, hingegen gleich vergangen sein, wann selbiger gestorben. Übrigens sollte solchen Tempel ein König, Lacinus, oder auch Herkules, da er den Straßenräuber Lacinius in dieser Gegend erlegt, der Juno erbaut haben. Serv. ad Virgil. Aen. III. 551. Die Überbleibsel davon sollen noch im vorigen Jahrhundert zu sehen gewesen sein; Nascimbæn. ap. Taubm. ad Virg. l. c. und von den noch übrigen Säulen soll das ehemalige lacinische Vorgebirge jetzt Cabo delle Colonne genannt werden. Leander ap. Merul. Cosmogr. P. II. l. 4. c. 6. p. 60.