Nach LICHTENBERG ist die Materie ein abstrakter Begriff, dem empirisch nur Kräfte entsprechen. Phänomenal ist der Begriff der Materie nach BOUTERWEK (Lehrb. d. philos. Wiss. I, 154). A. WEISHAUPT betont: »Keine Materie als solche wirkt; alle Wirkungen der Materie sind also Wirkungen der immateriellen Kräfte, aus welchen sie besteht« (Üb. Material. u. Ideal.2, S. 46). Alle Materie, alle Ausdehnung, alle Zusammensetzung ist Erscheinung (l.c. S. 183). Nach KRUG ist die Materie »ein Tätiges oder Wirksames im Raume, so da, wir von ihr eben nichts weiter als diese Wirksamkeit erkennen«. »Die Materie ist also als ein ursprünglich dynamisches Etwas zu denken« (Handb. d. Philos. I, 331). Nach J. G. FICHTE ist die (nur als Produkt des »Ich«, s. d., existierende) Materie »das, was im Raume ist und denselben ausfüllt« (Syst. d. Sittenl. S. 162). SCHELLING erklärt: »Aller Stoff ist bloßer Ausdruck eines Gleichgewichts entgegengesetzter Tätigkeiten, die sich wechselseitig auf ein bloßes Substrat von Tätigkeiten reducieren« (Syst. d. tr. Ideal. S. 101). »Alle Materie ist innerlich eins, dem Wesen nach reine Identität« (Naturphilos. I, 239). »Materie ist... etwas, was, nach drei Dimensionen ausgedehnt, den Raum erfüllt« (l.c. S. 246). Sie besteht nur »durch Wirkung und Gegenwirkung anziehender und zurückstoßender Kräfte« (l.c. S. 247), sie ist nichts »als diese Kräfte im Conflict gedacht« (l.c. S. 266). »Materie und Körper also sind selbst nichts als Produkte entgegengesetzter Kräfte, oder vielmehr selbst nichts anderes als diese Kräfte« (l.c. S. 270). Die Materie ist das erste » Etwassein« des Welt-Subjekts. Dies ist die nichtkörperliche Urmaterie, die Potenz der sinnlich wahrnehmbaren Materie (WW. I 10, 104). L. OKEN bestimmt: »Materie ist nur die sichtbar gewordene, begrenzte Tätigkeit... Es gibt keine tote Materie, sie ist durch ihr Sein lebendig, durch das Absolute in ihr.« Urmaterie ist der (göttliche) Äther (Naturphilos. I, 42 ff.). Die Materie ist ewig, grenzenlos (l.c. S. 41). Nach J. E. v. BERGER ist die Materie eine Abstraktion, ideale Prinzipien sind das Wirksame in ihr (Zur philos. Naturerk. 1821). Ähnlich LAMMENAIS. STEFFENS erklärt: »Das Absolute, insofern es die Indifferenz aller Dimensionen ist, ist die Materie.« »Die Materie ist ewig und das Absolute der Natur selbst.« »Der Raum ist von der Materie nicht verschieden, sondern ist die Materie selbst, insofern ihm die endliche Unendlichkeit der Zeit eingepflanzt ist« (Grdz. d. philos. Naturwiss. S. 23). Nach SCHLEIERMACHER ist »Materie« »nicht nur das Raumerfüllende, sondern auch das nur Zeiterfüllende, das chaotisch Materielle des Bewußtseins«. (Dial. S. 140). Nach H. RITTER gibt es keine Materie, der nicht ein inneres oder geistiges Dasein entspräche. »Der Raum wird nicht erfüllt durch materielle Substanzen. Atome u.s.w., sondern durch Tätigkeiten oder Kräfte..., welche, von verschiedenen Subjekten ausgehend, steh in einem Raume sättigen und so die Undurchdringlichkeit der körperlichen Erscheinung bilden« (Abr. d. philos. Log.2, S. 45). Nach F. BAADER ist die Materie keine Substanz, sondern die Äußerlichkeit der nichtdenkenden Natur. Die Natur integriert beständig aus »immateriellen differentialen Materiell-Wesen« (Üb. d. Incompet. unserer dermal. Philos. S. 12 f., 31; vgl. Ferm. Cognit.). Jeder Körper besteht aus einem Kräfte- Ternar (Beitr. zur Elementarphysiol. 1796). Nach HEINROTH ist die Materie nur Kraft (Psychol. S. 264), sonst nichts (l.c. S. 264). Nach HILLEBRAND besteht das Materielle in »ursprünglichen, einfach wirkenden Selbstkräften, gleichsam bloß in einem mechanischen Sich-setzen« (Philos. d. Geist. I, 49 ff.). HEGEL bestimmt die Materie als »Identität des Raumes und der Zeit, des unmittelbaren Außereinander und der Negativität oder der als für sich seienden Einzelheit« (Encykl. § 261), als »das Reale an Raum und Zeit«, die »erste Realität, das daseiende Für-sich-sein«, als »positives Bestehen des Raumes«, als »dauerndes Etwas« in der Bewegung (Naturphilos.2, S. 67). »Die Materie ist die Form, in welcher das Außer-sich-sein der Natur zu ihrem ersten In-sich-sein kommt, dem abstrakten Für-sich -sein, das ausschließend und damit eine Vielheit ist, welche ihre Einheit, als das für-sich-seiende Viele, in ein allgemeines Für-sich-sein zusammenfassend, in sich zugleich und noch außer sich hat - die Schwere« (l.c. S. 41 f.). Eine selbständige Substanz ist die Materie nicht, ihr Wesen besteht in Bewegung. K. ROSENKRANZ bemerkt: »Insofern... das Wesen, indem es sich als Existenz setzt, nach verschiedenen Seiten hin seinen Unterschied von andern Existenten verschieden auszudrucken vermag, kann es gegen diesen möglichen Wechsel der Form als die Materie erscheinen, welche gestaltet wird und als passiver Stoff gegen die active Form sich verhält« (Syst. d. Wiss. S. 67). Die Materie ist die Äußerlichkeit der Idee (l.c. S. 178). »Alle konkrete Materie ist... qualitativ und quantitativ sich unaufhörlich verändernd« (l.c. S. 221). - BRANISS bestimmt die Materie als das Sein, »welches die entgegengesetzten Kräfte als verschwindende Momente zum Inhalt, deren Bestimmungen aber, nämlich Repulsion und Attraktion, als ruhendes Außereinander und indifferente Einheit zu seiner Form hat« (Syst. d. Met. S. 324). Nach CHALYBAEUS ist die Materie das räumlichzeitlich Unendliche (apeiron), »das reale Moment im Absoluten«, das objektive Sein des Unendlichen, ein der Störungen passiv fähiges, aber nicht aktiv produktives Wesen (Wissenschaftslehre S. 105 ff.). Vgl. G. BIEDERMANN Philos. als Begriffswiss. II, 25 ff. Vgl. ROSMINI, Teosofia, V, p. 449 ff.