Eine kritische, teilweise auch eine immanente, positive (auf die allgemeinsten Erfahrungstatsachen, Erfahrungsgrundlagen gehende) Metaphysik erkennen verschiedene Philosophen an. So VOLKELT, O. LIEBMANN, welcher erklärt: »Die kritische Metaphysik... ist hypothetische Erörterung menschlicher Vorstellungen über Wesen, Grund und Zusammenhang der Dinge« (Klimax d. Theor. S. 112). »Warum hier und jetzt dies oder das ist und geschieht, - dies hat die Physik aus allgemeinen Naturgesetzen zu deducieren, und zwar womöglich auf mathematischen Wege. Warum aber dies und das überhaupt irgendwo und irgendwann ist und geschieht, - dies ist Sache der Metaphysik« (als Transzendentalphilosophie) (Anal.2 S. 351). Ferner F. SCHULTZE (Philos. d. Naturwiss.), F. ERHARDT (Met.), FECHNER, F. PAULSEN, WITTE (Wes. d. Seele S. 58, 336), K. LASSWITZ (Gl. d. Atom. I, 6), TEICHMÜLLER (Neue Grundleg. S. 16), NIETZSCHE, RENOUVIER, FOUILLÈE, J. C. S. SCHILLER, MAINLÄNDER (Philos. d. Erlös.), J. BEGMANN, nach welchem Metaphysik die Wissenschaft von der Bewußtheit oder Ichheit ist, u. a. LEWES betont: »The scientific canon of excluding from calculation all incalculable data places Metaphysics on the same level with Physics« (Probl. I, 60). Als auf Erfahrung fußende Wissenschaft faßt die Metaphysik E. ZELLER auf (Arch. f. syst. Philos. I, S. 8 f.). - P. CARUS definiert die Metaphysik als »Wissenschaft von den Prinzipien, d.h. dem letzten Grunde des Daseins und des Denkens« (Met. S. 6; vgl. S. 34 ff.). Das Transzendente ist unerkennbar. - Nach SIGWART ist die Metaphysik die Wissenschaft, welche »einerseits die letzten Voraussetzungen, von denen alles planmäßige Denken ausgeht, anderseits die Resultate, zu denen dieses gelangt, in einer einheitlichen Auffassung von dem letzten Grunde des Verhältnisses der subjektiven Gesetze und Ideale des Denkens und Wollens zu dem objektiven Inhalte der Erkenntnis zusammenzubringen hat« (Log. II2, 750). Ihr höchstes und schwierigstes Problem ist die »Bestimmung des Verhältnisses, in welchem die Notwendigkeit als Leitfaden aller Erkenntnis des Seienden zu der Freiheit steht, welche das subjektive Postulat des bewußten Wollens ist« (ib.). WUNDT versteht unter Metaphysik die » Prinzipienlehre«. Sie stellt den Inhalt des Wissens »in allgemeinen Begriffen über das Seiende und in Gesetzen über dessen Beziehungen dar... Auf diese Weise ist das, freilich oft verfehlte, Ziel der Metaphysik die Aufrichtung einer widerspruchlosen Weltanschauung, welche alles einzelne Wissen in eine durchgängige Verbindung bringt«. Ihre Hauptaufgabe ist »das Geschüft der Ergänzung der Wirklichkeit... durch Aufsteigen von dem in der Erfahrung Gegebenen zu weiteren Gründen, die nicht gegeben sind« (Log. I2, 7, 421). Die Metaphysik ergänzt die Erfahrung so, »daß sie die in der Erfahrung begonnene Verbindung nach Grund und Folge consequent und in gleicher Richtung weiter führt, bis die Einheit gewonnen ist, welche es uns möglich macht, die ganze Reihe samt den Gliedern, welche der Erfahrung angehören, als ein Ganzes zu denken«. Die negative Aufgabe der Metaphysik besteht in der Kritik der in jeder Wissenschaft steckenden metaphysischen Voraussetzungen, die positive in der Berichtigung und Ergänzung dieser. Die spezielle Metaphysik gliedert sich in Naturphilosophie (Kosmologie, Biologie, Anthropologie) und Geistesphilosophie (Ethik, Rechts-, Geschichtsphilosophie, Ästhetik, Religionsphilosophie) (Einleit. in d. Philos. S. 85; Syst. d. Philos.2, S. 30 ff.; Philos. Stüd. V, 48 ff.). Die Metaphysik ist nicht zu beseitigen. »Sobald innerhalb der Einzelforschung ein wichtiges Problem von allgemeiner Tragweite sich auftut, so wird es von selbst, indem es die Hilfe anderer Wissensgebiete und unter ihnen insbesondere auch diejenige der Psychologie und Erkenntnislehre voraussetzt, zu einer philosophischen Aufgabe. So erhebt sich aus der Mitte der Einzelwissenschaften selbst die Forderung nach einer Wissenschaft der Prinzipien, der allgemeinen Grundbegriffe und Grundgesetze, für die der Name, 'Metaphysik' beibehalten werden mag« (Ess. I, S. 20; Philos. Stud. V, 51). Nicht als » Begriffsdichtung« (wie bei F. A. LANGE), sondern als Wissenschaft, deren Methode die der Einzelwissenschaften ist, ist die Metaphysik aufzufassen (Syst. d. Philos.2, S. v). Zu betonen ist: »Wer über die Fragen, auf die allein die Erfahrung Antwort geben kann, die letzten metaphysischen Ideen zu Rate zieht, vermag höchstens die empirischen Tatsachen in Verwirrung zu bringen. Ebensowenig können endlich die metaphysischen Probleme allein aus der Erfahrung entschieden werden. Diese deutet uns aber den Weg an, den wir zu gehen haben. Denn Voraussetzungen, die über die Tatsachen der Erfahrung hinausreichen, können ihre logische Berechtigung immer nur dadurch gewinnen, daß sie sich als folgerichtige Weiterentwicklungen der auf empirischem Gebiete notwendig gewordenen Hypothesenbildungen erweisen« (Log. I2, 630 f.). Die Metaphysik hat »den gesamten Inhalt der Erfahrungswissenschaften, insofern er eine prinzipielle Bedeutung besitzt und beträgt zur Gestaltung unserer wissenschaftlichen Weltanschauung« zu ihrem Gegenstande (Ess. 1, S. 21). Metaphysik gehört aber ans Ende) nicht an den Anfang des Erkennens (Philos. Stud. XIII, 428). Metaphysisch sind alle »Annahmen, die irgendwie hypothetische Ergänzungen der Wirklichkeit sind« (ib.). Metaphysisch ist »jede Untersuchung, die sich auf die nicht unmittelbar der Erfahrung zugänglichen Voraussetzungen über das Wesen der Dinge bezieht« (Eth.2, S. 14). Metaphysisch wird eine Theorie dadurch, »daß sie irgend ein empirisch gegebenes Verhältnis über alle Grenzen der Erfahrung hinaus erweitert« (Philos. Stud. XIII, 361). Jede definitive Hypothese ist metaphysisch, jede Metaphysik hypothetisch. Metaphysischer Begriff ist ein solcher, der direct aus dem Motiv, den Weltzusammenhang zu begreifen, hervorgeht (Einleit. in d. Philos. S. 351). -