Panentheismus

Panentheismus (pan en theô): All-in-Gott-Lehre, wonach Gott (s. d.) der Welt immanent und zugleich zu ihr transzendent ist, insofern die Welt ihrerseits Gott immanent, in Gott, von Gott umfaßt ist. Der Panentheismus ist eine Synthese von Theismus und Pantheismus (s. d.). Gott gilt hier als höchste synthetische Einheit, innerhalb welcher ein vielgliederiges System von Einzelwesen, die voneinander relativ gesondert sind, unterschieden wird. Gott geht nicht in der Summe, auch nicht in der Ganzheit der Dinge auf. Gott und Welt sind nicht identisch.

Nach PLOTIN befaßt das vollendete Wesen in sich alle Wesen (Enn. VI, 6, 7). Die Valentinianer erklären, »continere omnia patrem omnium et extra pleroma esse nihil« (bei Iren. II, 4, 2). AUGUSTINUS erklärt: »Omnia igitur sunt in ipso [Deo], et tamen ipse Deus omnium locus non est« (Solil. I, 3, 4). Gott ist das Wesen, »a quo sumus, per quem sumus et in quo sumus« (De vera relig. 55. De civ. Dei IV, 12). Wie DIONYSIUS AREOPAGITA lehrt SCOTUS ERIUGENA: »In Deo immutabiliter et essentialiter sunt omnia« (De div. nat. III, 1). ECKHART bemerkt: »Got hât allîu dinc in îme selber, und ûzer Got enist niht« (Deutsche Myst. II, 631). Die Gottheit »hât in ir beslozzen alliu dinc« (l. c. S. 632). Panentheistisch ist auch die Gotteslehre des NICOLAUS CUSANUS (s. Gott) gefärbt. Nach CAMPANELLA ist und wirkt alles aus und in Gott, er ist in allem (Univ. philos. VIII, 2, 2). MALEBRANCHE erklärt: »Toutes les créatures, mêmes les plus matérielles et les plus terrestres, sont en Dieu d'une matière toute spirituelle« (Rech. II, 5). Gott ist der »Ort aller Geister« (s. Gott). - Nach LESSING kann die Welt nur als in Gott seiend gedacht werden.

Als System begründet den Panentheismus CHR. KRAUSE (von ihm der Terminus). Alles ist in Gott, Gott offenbart sich in der Welt, wir leben, weben und sind in Gott (Vorles. üb. d. Syst. S. 254 ff.). Gott ist »das eine Wesen, das an und in sich und durch sich auch alles ist, was ist, in dem wir alle sind« (l. c. S. 224). »Alles ist und lebt in, mit und durch Gott. Kein Wesen ist Gott außer allein Gott. Aber, was Gott ewig schuf, das schuf er in sich selbst, unvergänglich, zu seinem Gleichnis. Die Welt ist nicht außer Gott. denn er ist alles, was ist. sie ist ebenso wenig Gott selbst, sondern in und durch Gott. Was Gott in ewiger Folge, ohne Zeit und über alle Zeit schuf, das offenbart, in ewigem Bestehen zeitewig lebend, das ihm von Gott urangestammte Wesentliche in stetig neuer Gestaltung, und Gott, sofern er über aller Zeit ist, wirket stetig ein in das Leben aller Dinge, welches ewig ist, mit und durch ihn als ein Allleben besteht« (Urb. d. Menschh. S. 4). Alle Wesen haben teil an Gottes Wesen (ib.). Panentheistisch ist die Lehre M. CARRIEREs (Sittl. Weltordn. S. 394 ff.), J. H. FICHTEs, LOTZEs, BOSTRÖMs, FORTLAGEs, ULRICIs, WUNDTs, O. PFLEIDERERs, FECHNERs: »Es ist ein Gott, dessen unendliches und ewiges Dasein das gesamte endliche und zeitliche Dasein nicht sich äußerlich gegenüber noch äußerlich unter sich, sondern in sich aufgehoben und sich untergeordnet hat« (Tagesans. S. 65). EUCKEN betont: »Im Urphänomen der Religion liegt ein zweifaches: das absolute Leben muß sowohl weltüberlegen als innerhalb der Welt wirksam sein.« Die Gottheit ist »absolutes, zugleich weltüberlegenes und in der Welt wirksames Geistesleben« (Wahrheitsgeh. d. Relig. S.181 f., 192). Vgl. SPIEGLER (Unsterbl. d. Seele S. 120). - Vgl. Gott, Pantheismus.


 © textlog.de 2004 • 14.11.2024 07:50:07 •
Seite zuletzt aktualisiert: 14.11.2004 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  A  B  C  D  E  F  G  H  I  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  Z