Primat: Vorrang, z.B. der praktischen Vernunft (s. d.) vor der theoretischen (KANT u. a.), des Willens (s. d.) vor dem Intellekte (SCHOPENHAUER u. a.). - KANT erklärt: »Unter dem Primate zwischen zweien oder mehreren durch Vernunft verbundenen Dingen verstehe ich den Vorzug des einen, der erste Bestimmungsgrund der Verbindung mit allen übrigen zu sein. In engerer, praktischer Beurteilung bedeutet es den Vorzug des Interesses des einen, sofern ihm... das Interesse der andern untergeordnet ist« (Krit. d. prakt. Vern. S. 144). Die reine praktische Vernunft hat das (den) Primat vor der theoretischen, weil sie das, was diese nicht zu erkennen und zu beweisen vermag, die Ideen und Ideale (s. d.), als Objekte des Glaubens sicherstellt. Auch J. G. FICHTE lehrt das Primat der praktischen Vernunft, insofern alles im Dienste der Pflicht, des Sittlichen steht (Syst. d. Sittenlehre S. 113: »Alles geht aus vom Handeln, und vom Handeln des Ich«). Vgl. Ethik, Sittlichkeit. Primitiv: am Anfang der Entwicklung stehend (primitiver Mensch, primitives Bewußtsein u. dgl.).