Psychologie

Psychologie (psychê, logos): Seelenkunde, Wissenschaft von der Seele (s. d.), von den seelischen, psychischen Tatsachen und deren Gesetzmäßigkeit. Gegenstand der (empirischen) Psychologie ist das Psychische (s. d.), d.h. die Gesamtheit der unmittelbaren Erlebnisse, der Bewußtseinsvorgänge als solcher, in ihrem kausalen Zusammenhange und in ihrer Beziehung zum erlebenden Subjekt, in ihrer empirischen Unterschiedenheit von den physischen Phänomenen, ohne Ableitung aus einer hypothetischen Seele als unbekanntem Träger des Bewußtseins, wohl aber mit Heranziehung der Einheit des Bewußtseins als Quelle für die Erklärung des Zusammenhangs der Erlebnisse untereinander. Die Psychologie hat die komplexen psychischen Gebilde (durch psychologische Analyse) in Momente, Faktoren, Elemente zu zerlegen, die psychischen Verbindungen aus der Vereinigung der Elemente, das Auftreten dieser aus den Verbindungen, schließlich aus der (kausal-aktiven) Bewußtseinseinheit zu erklären, wobei sie die Aufstellung psychologischer Gesetze versucht. Der Tatbestand des Psychischen wird durch entsprechende psychologische Methoden (s. d.) bearbeitet. Die psychologische Analyse (s. d.) abstrahiert zwar die Elemente aus dem Bewußtseinsganzen, diese Elemente haben keine selbständig-konkrete Existenz, aber als Momente, Teilmöglichkeiten sind sie doch im Bewußtseinsganzen enthalten und sie werden durch die psychologische Abstraktion nicht wesentlich qualitativ alteriert, nie aber eliminiert, während die physikalische Analyse gerade vom Qualitativen der Erfahrung völlig abstrahiert. Die empirische Psychologie ist eine selbständige Disziplin, kein Teil der Physiologie (der Naturwissenschaft überhaupt), auch nicht der Metaphysik. Mit ersterer steht sie durch die physiologische Psychologie und die Psychophysik (s. d.) in Verbindung. indem sie das Psychische unter erkenntnistheoretisch- metaphysischen Voraussetzungen untersucht und deduziert, wird sie philosophische Psychologie als Ergänzung, Abschluß der empirischen. Die Psychologie ist die allgemeinste Geisteswissenschaft (s. d.), zugleich eine Basis oder Hülfsquelle der übrigen Geisteswissenschaften, auch der Philosophie, ohne, wie der extreme Psychologismus (s. d.) glaubt, selbst schon Philosophie (Erkenntniskritik, Ethik u.s.w.) zu sein, da ihr das normative, werdende, kritisierende Moment fehlt und da sie, als Spezialwissenschaft, einseitig ist. Die Psychologie gliedert sich in Individualpsychologie und Völkerpsychologie. Angewandte Psychologie findet sich in der Pädagogik, Ästhetik, Religionsphilosophie, Soziologie, Psychiatrie u.s.w.

Der Methode nach sind historisch zu unterscheiden: empirische, rationale oder spekulative Psychologie. Dem Standpunkte der Richtung nach: intellektualistische (s. d.), voluntaristische (s. d.) Psychologie. Vermögens-, Assoziations-, Apperzeptions- (Aktions-)Psychologie. spiritualistische, materialistische, identitätsphilosophische, monistische, dualistische Psychologie. Psychologie als Seelentheorie, Psychologie »ohne Seele«. substantialistische, aktualistische Psychologie. Einheits-, atomistische (s. d.) Psychologie. Psychologie des inneren Sinnes (s. d.), der »inneren« Wahrnehmung, der unmittelbaren Erfahrung, der funktionellen Beziehung (Abhängigkeit, s. d.).



Begriff und Definition der Psychologie:


Psychologie - Antike, Scholastik, Renaissance
Dualistische Psychologie - Descartes
Empirische Psychologie - Kant
Spekulative Psychologie - Hegel
Intellektualistische Psychologie - Herbart
Physiologische, biologische, genetische Psychologie
Experimentelle Psychologie
Analytische Psychologie
Voluntaristische Psychologie

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