Philosophie - Ritter, Dilthey

Als allgemeine Prinzipienwissenschaft und Wissenschaftssynthese betrachtet die Philosophie H. RITTER. Nach ihm hat sie die »Grundbegriffe der einzelnen Wissenschaften, ihre Methoden und Hülfsbegriffe« zu untersuchen, und sie sucht den Zusammenhang aller Erkenntnisse (Syst. d. Log. u. Met. I, 14 f., 27. vgl. Abr. d. philos. Log. S. 5 f.). Nach FECHNER ist sie die »Wissenschaft der Wissenschaften« (Physikal. u. philos. Atom.2, S. 141). Nach LOTZE hat sie zu ihrem Gegenstande »die Begriffe..., die in den speziellen Wissenschaften, sowie im Leben als Prinzipien der Beurteilung der Dinge und der Handlungen gelten« (Gr. d. Log. S. 94). Nach W. ROSENKRANTZ hat die Philosophie »als allgemeine Wissenschaft die Aufgabe, alle übrigen Wissenschaften unter sich zur Einheit zu verbinden, und als höchste Wissenschaft, alle übrigen Wissenschaften zu leiten und ihrer Vollendung zuzuführen« (Wissensch. d. Wiss. I, 29). Nach L. FEUERBACH ist sie »die Wissenschaft der Wirklichkeit in ihrer Wahrheit und Totalität« (WW. II, 231). »Die Philosophie ist Erkenntnis dessen, was ist« (l. c. S. 254). Nach A. COMTE ist sie »le systéme général des conceptions humaines« (Cours de philos. pos. I3, 5), die einheitliche, systematische Betrachtung des menschlichen Daseins (Einl. in d. pos. Philos. S. 6). H. SPENCER definiert die Philosophie als die total vereinheitlichte Erkenntnis: »Philosophy is completely-unified knowledge« (First Princ. § 37). - Nach ÜBERWEG ist die Philosophie die »Wissenschaft der Prinzipien« (Gr. d. Gesch. d. Philos. I9, § 1), »Wissenschaft der Prinzipien der durch die Spezialwissenschaften Erkennbaren«, »Wissenschaft des Universums, nicht nach seinen Eimzelheiten, sondern nach den alles einzelne bedingenden Prinzipien« (Log. S. 9. Üb. d. Begr. d. Philos., Zeitschr. f. Philos. Bd. 42. vgl. Welt- u. Lebensansch. S. 1 ff.). Ähnlich CZOLBE (Grenz. u. Urspr. d. menschl. Erk. S. 3). Nach C. GÖRING hat die Philosophie »die Wirklichkeit zu erklären« (Syst. d. krit. Philos. II, 251). Nach LAZARUS ist die Philosophie »die Wissenschaft der Wissenschaften, das Wissen des Wissens« (Leb. d. Seele I2, 51 f.). Nach STEINTHAL ist die Philosophie Erkenntnis des Wesens der Zusammenhänge der Dinge und das »Wissen vom Wesen und Grunde des Wissens selbst« (Einleit. in d. Psychol.2, S. 2). Die Philosophie ist nach G. GLOGAU »ihrem letzten Zwecke nach regulativ, nicht constitutiv. Sie empfängt die tatsächlichen Elemente, die sie bearbeitet, sämtlich aus den Schatzkammern der konkreten Wissenschaften, und auch die formalen werden ihr in einer bereits weit fortgeschrittenen Entwicklung überliefert« (Abr. d. philos. Grundwiss. I, 13). Nach HARMS ist die Philosophie die Wissenschaft des Absoluten aus den Grundbegriffen der Erfahrung, »die Wissenschaft von den Grundbegriffen und den objektiven Voraussetzungen der einzelnen Wissenschaften, welche das System des Erkennens und der Begriffe bildet, das aller Einzelforschung der Wissenschaften zugrunde liegt und ihren Zusammenhang vermittelt« (Psychol. S. 24. vgl. Prolegom. zur Philos. S. 1 ff.). Nach KIRCHMANN ist die Philosophie »diejenige Wissenschaft, welche die höchsten Begriffe und Gesetze des Seins und des Wissens zu ihrem Gegenstande hat« (Kat. d. Philos.3, S. 5). Nach PAULSEN ist sie der »Inbegriff aller wissenschaftlichen Erkenntnis« (Einl. in d. Philos.2, S. 19). O. CASPARI erklärt: »Die Philosophie hat die Ergebnisse aller Spezialwissenschaften von der Naturlehre an bis zu den höheren Geisteswissenschaften in eine einheitliche Vermittlung zu setzen« (Grund- u. Lebensfrag. S. 13). Nach E. ZELLER stellt die Philosophie die Grundbegriffe der Wissenschaften fest und bringt den Zusammenhang der Wissenschaften zum Bewußtsein (Üb. d. Aufgabe d. Philos., Vortr. u. Abhandl. II). Nach E. v. HARTMANN erstrebt sie »spekulative Resultate nach induktiv-naturwissenschaftlicher Methode« (Phil. d. Unbew.3, Motto), ist sie Wissenschaftssynthese und Prinzipienlehre. FR. SCHULTZE erklärt: »Wissenschaftliche Philosophie ist nur diejenige, welche im engsten, natürlichen Zusammenhange mit den empirischen Wissenschaften deren allgemeine erkenntnistheoretische Grundlagen nach kritischer Methode genau feststellt und, deren allgemeine Ergebnisse nach eben dieser Methode vergleichend, neue allgemeine Ergebnisse daraus ableitet,« zum Zwecke einer einheitlichen Weltauffassung (Philos. d. Nat. I, 10). - Nach R. AVENARIUS ist sie »das wissenschaftlich gewordene Streben..., die Gesamtheit des in der Erfahrung Gegebenen mit dem geringsten Kraftaufwand zu denken« (Philos. als Denk. d. Welt S. 21). Nach E. MACH besteht sie »nur in einer gegenseitigen kritischen Ergänzung, Durchdringung und Vereinigung der Spezialwissenschaften zu einem einheitlichen Gannzen« (Populärwissensch. Vorles. S. 277). Nach H. CORNELIUS ist sie »Streben nach letzter Klarheit« mit dem Ziel der »Lösung der Beunruhigung« (Einl. in d. Philos. S. 6 ff., 10). - Nach L. RABUS ist die Philosophie die »Wissenschaft und Lehre von der Erkenntnis Gottes und seines Reiches« (Log. S. 344). E. L. FISCHER definiert sie als »die wissenschaftliche Forschung nach den Grundlagen oder Bedingungen des Erfahrungsmäßigen« oder als die »Theorie von den Grenzbegriffen der Erfahrung« (Grundfrag. d. Erk. S. 44). Nach GUTBERLET ist die Philosophie »die Erkenntnis aller Dinge aus ihren letzten und höchsten Gründen« (Log. u. Erk.2, S. 1). Nach HAGEMANN ist sie »die Wissenschaft von dem Wesen, Grunde und Endziele aller Dinge, sofern dieses der Vernunft aus sich erreichbar ist« (Log. u. Noet. S. 3 f.). - Nach P. CARUS gestaltet sie sich zu einer »systematischen Auffassung der Welt auf Grund wissenschaftlicher Bildung« (Met. S. 9). Nach SCHUBERT- SOLDERN enthält sie »die allgemeinen Voraussetzungen aller Wissenschaften« (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 21. Bd, S. 152). R. WAHLE bestimmt: »Philosophie ist die Gruppe von Fragen nach dem Wesen des Universellen und dem Universell-Subjektiven« (Das Ganze d. Philos. S. 17). Ihr Wesen ist Agnosticismus (l. c. S. 537), da die Seinsfaktoren völlig unbekannt sind. - Nach DILTHEY ist die Philosophie »zunächst eine Anleitung, die Realität, die Wirklichkeit in reiner Erfahrung zu erfassen und in den Grenzen, welche die Kritik des Erkennens vorschreibt, zu zergliedern« (Einl. in d. Geisteswiss. I, 153). Die Metaphysik hat ihre Rolle ausgespielt (l. c. S. 453). Es bleibt nur noch die Aufgabe, »die Ergebnisse der positiven Wissenschaften in einer allgemeinen Weltansicht abzuschließen« (l. c. S. 456). Nach G. SIMMEL ist die Philosophie »eine vorläufige Wissenschaft, deren allgemeine Begriffe und Normen uns so lange zur Orientierung Über die Erscheinungen dienen, bis die Analyse derselben uns zu der Erkenntnis ihrer realen Elemente und zur exakten Einsicht in die unter diesen wirksamen Kräfte verhilft« (Probl. d. Geschichtsphilos. S. 60). Dagegen betont A. DORNER, die philosophische Spekulation habe zur Hauptaufgabe »die Erkenntnis der intelligiblen Welt« (Gr. d. Relig. S. 16) Die Philosophie ist eine selbständige Wissenschaft, »die nicht bloß die Aufgabe hat, die empirische Welt zu erklären, sondern das ihr zugrunde liegende Wesen, das über die Empirie hinausgeht, zu erfassen und von hier aus die Empirie, so weit sie sich entwickelt hat, zu verstehen, zugleich aber die Richtlinien anzugeben, in der sich ihre nächste Entwicklung zu vollziehen hat« (l. c. S. 17) Nach DEUSSEN ist die Aufgabe der Philosophie, »aus der Erforschung unseres eigenen Inneren die Mittel zu gewinnen, um das innere Wesen aller andern Erscheinungen der Natur zu ergründen« (Allgem. Gesch. d. Philos. I 1, 6). - Nach L. DILLES ist die Philosophie eine Orientierung »über das Wesentliche unserer ganzen Lebenslage überhaupt, über den Grund und das Wesen unseres Daseins in dieser Welt« (Weg zur Met. S. 86 f.). - Nach G. SPICKER ist die Philosophie »die Wissenschaft des Geistes, subjektiv betrachtet. objektiv genommen aber ist sie die Wissenschaft vom Absoluten« (K., H. u. B. S. 175). JOËL erklärt: »Die Philosophie allein ist Wissenschaft vom Geist, von seinen Funktionen, und Wissenschaft für den Geist, Vereinfachung der unendlichen Welt für den Geist durch Prinzipien« (Philosophenwege S. 290). - E. KÜHNEMANN erklärt: »Der reine Begriff ist das Problem der Philosophie« (S. 437).


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