ARISTOTELES unterscheidet verschiedene Arten der »Ursachen«: Stoff, Form, Zweck (s. Princip): aition legetai hena men tropon ex hou gignetai ti enyparchontos, hoion ho chalkos tou andriantos kai ho argyros tês phialês kai ta toutôn genê. allon de to eidos kai to paradeigma, touto d' estin ho logos tou ti ên einai ... eti hothen hê archê tês metabolês hê prôtê ê tês êremêseôs ... eti to telos (Met. V 2, 1013 a 24 squ.. vgl. I 3, 983 a 26. VI 3, 1027 a 29). Nach den Stoikern ist Ursache das, wodurch etwas geschieht (aition esti di' ho gignetai ti, Stob. Ecl. I, 336, 338. aition estin, hou prattontos ginetai to apotelesma, Sext. Empir. adv. Math. IX, 228. aition d' ho Zênôn phêsin einai di' ho, hou de aition symbebêkos kai to men aition sôma, Stob. Ecl. I, 336). CHRYSIPPUS unterscheidet synektika, synaitia, synerga, »causae adiuvantes et proximae« und »causae perfectae et principales« (Sext. Empir. Pyrrh. hypot. III, 15. Cicer., De fato 41). BOËTHIUS definiert: »Causa est, quam de necessitate sequitur aliquid, scilicet causatum.« Nach AVICENNA sind Ursache und Wirkung gleichzeitig (Met. 1494, VI, 1, 2). Die Definition des Boëthius wiederholt THOMAS (Sum. th. II, 75, 1 ob. 2). »Omnis causa vel est materia vel forma vel agens vel finis« (Contr. gent. III, 10). WILHELM VON OCCAM bestimmt: »Causae sunt quibus positis sequitur effectus.« - Nach SUAREZ ist Ursache »principium per se influens esse in aliud« (Met. disp. 12, sct. 2). Es gibt innere und äußere Ursachen. - MICRAELIUS bestimmt: »Causa est principium essendi incomplexum reale, unde esse alterius dependet.« »Kausalitas est influxus causae, quo illa attingit suum effectum« (Lex. philos. p. 211). »Causa universalis« ist z.B. Gott, der Himmel. »Causa vera« ist die Ursache, »quae vere agit« (l. c. p. 212 f.).
Nach ZWINGLI sind alle Einzelursachen sekundäre Ursachen. Gott ist die wahrhafte Ursache des Geschehens. Nach DESCARTES muß (scholastisch) in der Ursache mindestens so viel Realität als in der Wirkung sein (Med. III, p. 18). Nach HOBBES ist Ursache kein Ding, sondern ein Zustand, Geschehen »accidens« »sine quo effectus non potest produci«. Sie ist »aggregatum omnium accidentium tum agentium quotquot sunt« (De corp. C. 9, 3. C. 10, 1). Nach den Okkasionalisten (s. d.) ist Gott die eigentliche Ursache alles Geschehens. MALEBRANCHE erklärt, »cause véritable« sei »une cause entre laquelle et son effet l'esprit aperçoit une liaison nécessaire« (Rech. Il, 3). Nach GASSENDI ißt Ursache »id, quod in rei productione agens sive efficiens est« (Philos. Epic. synt. II, sct. I, 10). Nach SPINOZA ist Gott (s. d.), die »causa sui« (s. d.), die (immanente, freie) Ursache von allem (s. Kausalität. vgl. De Deo I, 3). BAYLE erklärt: »La cause est ce par la force de quoi la chose est« (Syst. d. philos. p 82). - Nach LOCKE ist Ursache das, was eine einfache oder zusammengesetzte Vorstellung hervorbringt, das, »was macht, daß etwas anderes, sei es einfache Vorstellung, Substanz oder Eigenschaft, zu sein beginnt«. Wirkung ist, was seinen Anfang von etwas anderem hat (Ess. II, ch 26, § 1 f.). Nach BERKELEY ist die einzige tätige, aktive Ursache der Geist (Princ. CII). Die sinnlichen Objekte (s. d.) sind nur Gelegenheitsursachen (vgl. Kausalität). Nach R. PRICE stammt der Begriff der Ursächlichkeit nicht aus der Erfahrung, sondern ist ein Denkprincip. »The necessity of a cause of whatever events arise an essential principal, a primary perception of the understanding« (Review of the principal quest. and difficult. in moral p. 33). - Ursache ist nach CHR. WOLF »principium, a quo existentia sive actualitas entis alterius ab ipso diversi dependet tum quatenus existit, tum quatenus tale existit« (Ontolog. § 881). Sie ist »ein Ding, welches den Grund von einem andern in sich enthält« (Vern. Ged. I, § 29). Wirkende Ursache ist jenes Ding, »welches durch sein Tun dem Möglichen zur Wirklichkeit verhilft« (l. c. § 120). BAUMGARTEN bestimmt: »Principium existentiae est causa, principiatum causae causatum« (Met. § 307). CRUSIUS unterscheidet »causae univocae« und »aequivocae« (Vernunftwahrh. § 62. vgl. Met. § 36 ff.). Nach FEDER ist Ursache »ein Ding, mit dessen Wirksamkeit der Erfolg verknüpfet ist«. Von den eigentlichen Ursachen sind zu unterscheiden die »unwirksamen Umstände, die nötigen Bedingungen« (Log. u. Met. S. 254 f.). Alle Ursachen führen schließlich auf eine letzte, eine »Grundursache« (l. c. S. 257). Es gibt mechanische (physische) und unmechanische (metaphysische) Ursachen (l. c. S. 259 ff.. vgl. H. S. REIMARUS, Vernunftlehre, § 81, 108, 276). -