Während im Altertum, bei den Griechen, infolge der hohen Wertung alles Maßes, das Unbegrenzte, Unendliche meist weniger gilt als das Begrenzte, wird seit PHILO und (seit der christlichen Philosophie) das Unendliche zunächst in Gottes Wirken, später (seit der Renaissance) auch der Welt hoch gewertet (vgl J. COHN, Gesch. d. Unendl. S. 33). Als »Aditi« tritt die Idee der Unendlichkeit in der indischen Philosophie auf. Das »Unbegrenzte« (apeiron) macht ANAXIMANDER zum Weltprinzip. Dieses muß unbegrenzt sein, weil ein endliches Prinzip sich in seinen Produktionen erschöpfen würde (Plut., Plac. I, 3). Das Apeiron scheidet unendliche Welten aus (tous hapantas apeirous ontas kosmous, Dox. D. 579). Es gibt immer noch ein Kleineres als das Kleinste, ein Größeres als das Größte (Fragm. 5). Einen unbegrenzten Urstoff nehmen ANAXIMANDER und DIOGENES von APOLLONIA an (s. Prinzipien). ANAXAGORAS lehrt die Existenz einer Unendlichkeit von »Homöomerien« (s. d.) Den Pythagoreern gilt die gerade Zahl (s. d.) als apeiron, als ein Prinzip des Seienden (Aristot., Met. I 5, 987 a 16 B. Peras). einai to exô tou ouranou apeiron - die Welt ist unbegrenzt (Arist., Phys. III 4, 203a 7). so auch ARCHELAUS (to pan apeiron, Diog. L. II 4, 17). HERAKLIT betrachtet das Werden (s. d.) als unendlich. Die Eleaten setzen die Unendlichkeit in das Sein (s. d.). Dieses ist nach MELISSUS aphtharton, apeiron (Simpl. ad Phys. 22. Diog. L. IX 4, 24). doch hat, nach PARMENIDES, das Seiende die Form einer Kugel, eines sich selbst Begrenzenden (to holon peperanthai messothen isopales, Aristot., Phys. III 6, 207 a 11 squ.. vgl. über ZENO: Antinomien). Die Existenz unendlicher Welten und unendlich vieler Atome lehrt DEMOKRIT (apeirous t' einai kosmous ... kai tas atomous d' apeirous einai kata megethos kai plêthos, Diog. L. IX 7, 44. apeira einai ta panta ... to men pan apeiron phêsin, l. c. IV 7, 30 squ.). Das Leere (kenon) ist unbegrenzt (Stob. Ecl. I 18, 380). Nach PLATON ist die Welt begrenzt (Arist., Phys. III 4, 203 a. vgl. Peras). Das apeiron ist das mallon te kai hêtton Fähige (Phileb. 466 squ.). Die Materie (s. d.) ist unbegrenzt, bestimmungslos. Nach HERAKLIDES VON PONTUS ist die Ausdehnung der Welt unendlich (Stob. Ecl. I, 440).