Nach G. GLOGAU ist die sittliche Freiheit die Freiheit von den sinnlichen Trieben (Abr. II, 186 f.). Nach PAULSEN ist die Willensfreiheit die »Fähigkeit, durch eine Idee seines Lebens die einzelnen Lebensbetätigungen zu regulieren und zu bestimmen« (Syst. d. Eth. I5, 429 ff., 439). »Freiheit des Menschen ist Herrschaft des Geistes« (l. c. S. 442). Nach UNOLD bedeutet ethische Freiheit »Bestimmbarkeit durch ethische Motive« (Gr. S. 269), Geltendwerden der Persönlichkeit (l. c. S. 271). »Das menschliche, insbesondere das bewußt-sittliche Wollen ist weder grund- und ursachlos, noch absolut bestimmt, sondern fakultativ bestimmt, und zwar von innen durch die Persönlichkeit selbst, und von außen durch willkürliche und unwillkürliche Einwirkung« (l. c. S. 267. vgl. S. 236 f.). LIPPS erklärt: »Das Wollen des Menschen hat in der Natur des Menschen seinen Grund oder seine Ursache« (Eth. Grundfr. S. 243). »Freiheit ist... Verursachtsein durch die Persönlichkeit, ihr Wesen und ihre Betätigungsweisen« (l. c. S. 245). Bei jeder einzelnen Handlung ist unser ganzes vergangenes Leben irgendwie mitbeteiligt (l. c. S. 253). »Ich bin der bestimmende Grund meines Wollens« (l. c. S. 257). Das Wollen ist inneres Abzielen meiner selbst auf irgend einen Erfolg (l. c. S. 257). Willensfreiheit ist also »Freiheit meiner selbst« (ib.). Freiheit des Willens ist auch »die Freiheit der Motive, vermöge dieser ihrer Kraft den Willensentscheid zu bestimmen« (l. c. S. 278. vgl. Grundtats. d. Seelenleb. S. 702). R. STEINER nennt eine Handlung frei, »deren Grund in dem ideellen Teil meines individuellen Wesens liegt«. »Frei ist der Mensch, der in jedem Augenblick seines Lebens sich selbst zu folgen in der Lage ist« (Philos. d. Freiheit S. 153). Nach TH. ZIEGLER ist der Inhalt des Freiheitsgefühls »nur der, daß alle meine Handlungen von mir ausgehen, daß ich die causa derselben bin« (Das Gefühl2, S. 293 ff.). Eine Illusion ist der Glaube, wir hätten anders handeln können (l. c. S. 295). Wir handeln stets auf Grund der stärksten Motive (l. c. S. 300). Nach A. SPIR ist Freiheit »Selbstbestimmung« (Denk. u. Wirkl. II, 163). Nach E. LAAS ist jede Handlung determiniert. Aber der Mensch ist durch seine Einsicht selbst ein Agens, ein selbstbestimmender Faktor. »Das Individuum ist es letzlich ganz allein, aus dessen Art und Gefühl den Motiven der dynamische Wert zufließt, aus dem die Handlung als notwendiges Ergebnis resultiert« (Die Kausal. d. Ich, Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. IV, 1880, S. 349 ff.). Nach RIEHL ist das Freiheitsgefühl die »unvollständige, völlig einseitige Auffassung des Willensvorganges«, dessen Ursachen uns nicht zum Bewußtsein kommen (Philos. Krit. II 2, 217). »Unser Handeln scheint ganz aus uns selbst zu entspringen, weil unser Selbstbewußtsein zugleich mit unserem Handeln entspringt« (l. c. S. 223). Verschiedenes kann man nicht zugleich wollen (l. c. S. 221 ff, 239 f.). »In Wahrheit... ist die Verbindung von Beweggrund und Handlung so beständig und regelmäßig wie du Verbindung einer äußern Ursache mit einer Wirkung. Ein Motiv wirkt so gesetzlich wie ein Stoß« (l. c. S. 230). Aber es wirkt nicht unwiderstehlich, es kann durch Gegenmotive aufgehoben werden (l. c. S. 232). Freiheit ist »Unabhängigkeit des Willens von der Nötigung durch unmittelbare sinnliche Antriebe und, positiv, die Abhängigkeit desselben von abstrakten selbstbewußten Antrieben« (l. c. S. 259). Ein Wesen, das unter der Idee der Freiheit handelt, wird frei, macht sich frei. »Der Wille geht nicht von der Freiheit aus, er führt zur Freiheit hin, er befindet sich zu ihr, mathematisch geredet, in asymptotischer Annäherung« (Zur Einf. in d. Philos. S. 194). SCHUPPE erklärt, alle Willensvorgänge seien determiniert. aber die Motive sind dem Willensakt gegenüber nichts Fremdes, sondern es sind Bestimmungen des Ich (Erk. Log. S. 249 ff.). »Die psychischen Vorgänge koinzidieren in dem einen unteilbaren Einheitspunkt des Ich, welches sich in ihnen findet, als handelnd oder leidend, bestimmt oder bestimmend. frei ist der Willensentschluß, wenn er aus den Überzeugungen oder Gesinnungen ebendesselben Ich hervorgeht« (Log. S. 76). Freiheit ist das »aus innerstem Motive, aus eigenstem Gefühl und eigensten Gedanken Sich-selbst-entschließen« (Grdz. d. Eth. S. 91). Nach REHMKE ist Willensfreiheit »nicht von anderem als von der Seele selbst unmittelbar bedingte ursächliche Bestimmtheit der Seele« (Allg. Psychol. S. 431 f.). Nach B. CARNERI liegt die Notwendigkeit die Handelns im Menschen selbst (Sittl. u. Darwin. S. 124 ff., 127). Der freie Wille ist der »Wille des Guten«. »Seelenstärke und moralische Freiheit sind eins« (l. c. S. 218). Nach GIZYCKI bedeutet das Freiheitsbewußtsein, »daß wir einen Willen haben und unser Handeln oder Unterlassen von unserem Willen abhängt« (Moralphilos. S. 202). Geistige Freiheit ist, »die Macht der abstrakten Motive gegenüber den auf das Nahe gehenden Trieben und Leidenschaften« (l. c. S. 203). Der Wille folgt dem stärksten Motiv (l. c. S. 228). Nach SIMMEL bedeutet die Freiheit, daß sich der »Charakter des Ich ungehindert im Wollen ausprägen kann« (Einl. in d. Moralwiss. II, 137). Im Realisieren des für uns wertvollen Wollen sind wir frei (l. c. t3. 164). »Insofern das Ich als ein Mikrokosmos gilt, losgelöst von Beziehungen zu anderem, mit dem zusammen es etwa erst ein Ganzes bildete, so ist seine Bestimmung Selbstbestimmung, also einerseits Freiheit, anderseits aber ist sie Notwendigkeit, da es nicht von sich los kann und gerade, weil es nichts außer sich hat, von dem es abhängt, nur so sein kann, wie es ist« (l. c. S. 205). Frei ist der, »den man mit Erfolg verantwortlich machen kann« (l. c. S. 207). F. W. FÖRSTER versteht unter sittlicher Freiheit die »relative Unabhängigkeit des Menschen von der Sinnenwelt, seine Abhängigkeit von seiner Gedankenwelt, insbesondere von den Vorstellungen, welche der Ausdruck der Anpassung an das soziale Leben sind« (Willensfreih. u. sittl. Verantwortlichk. S. 39). »Die seelische Freiheit ist... aufzufassen als die Wirksamkeit der Kraftvorräte, die auf Grund von sozialen Einwirkungen und individuellen Erfahrungen in der Seele in Form von Erinnerungsbildern und Vorstellungen aufgespeichert sind« (l. c. S. 40). Die Quelle unserer sittlichen Freiheit liegt »in unserer Verknüpfung mit einem höheren Wollen, welches in uns wirkt, weil wir Glieder einer überindividuellen psychischen Gemeinschaft sind und in dieser Eigenschaft unser Wollen beurteilen, es verwerfen oder billigen - ohne jede Rücksicht auf unsere persönlichen Interessen« (l. c. S. 49). Einen psychologischen Determinismus lehrt auch F. ERHARDT. Freiheit ist Bestimmung unserer Handlungen durch einen Komplex von Faktoren, die unser Ich konstituieren (Met. I, 494 f.). Nach O. KÜLPE ist das Ich an den Handlungen meist stärker beteiligt als die äußeren Umstände (Einl. in d. Psychol.2, S. 172). In unserer Organisation liegt die Möglichkeit für verschiedene Handlungen (l. c. S. 171. vgl. Gr. d. Psychol. S. 464 f.). Ähnlich lehrt OSTWALD (Vorles. üb. Naturphilos.2, S. 430).
Nach ZIEHEN sind wir insofern frei, als auch unsere Vorstellungen modifizierend Handlungen bestimmen (Leitfad. d. phys. Psychol.5, S. 248). Den psychologischen Determinismus lehren auch BRENTANO, HÖFLER (Psychol. S. 568 ff.), EHRENFELS (E. Motiv), MEINONG. Nach JODL ist Freiheit »die Fähigkeit des Menschen, nicht eindeutig durch einen äußern Antrieb zum Wollen und Handeln bestimmt zu werden, sondern durch die ganze Reihe der psychischen Antecedentien« (Lehrb. d. Psychol. S. 731). Nach KREIBIG ist der Wille durch die Wertgefühle, welche mit den Motiven verknüpft sind, durchgängig determiniert (Werttheorie, S. 83. vgl. IHERING, Zweck im Recht I, 10 ff.). W. JERUSALEM erklärt: »Der Mensch ist frei heißt... so viel als: der Mensch ist fähig, seine Willensentscheidungen auf Grund seiner erworbenen Erfahrungen und Kenntnisse zu treffen« (Lehrb. d. Psychol.2, S. 194 f.. vgl. Einl. in d. Philos.2). R. GOLDSCHEID bemerkt: »Der Mensch ist bestimmt sowohl durch seine angeborene Anlage, auf die oder in der die Naturgesetze wirken, wie auch von den Ideen, in die er hineingeboren wird, resp. von den erworbenen Ideen« (Zur Eth. d. Gesamtwill. I, 137). L. MÜFFELMANN vertritt einen psychologischen Determinismus, nach welchem Freiheit bedeutet »Determinierung der einzelnen Willensinhalte durch das Ich, durch den Charakter, durch das, was ich meine innerste Persönlichkeit nenne« (Das Probl. d. Willensfreih. in d. neuesten deutsch. Philos. 1902, S. 84. enthält viel Literatur). Ähnlich M. OFFNER: »Wir definieren... Freiheit des Willens als jenen Zustand, in dem der Mensch so und nicht anders will, als es in seiner Natur, seiner wahren, unveränderten und unbehinderten Persönlichkeit liegt, wenn er also so will, wie er will, wenn er nicht nur unter keinerlei von außen her zwingenden Einflüssen steht, sondern auch in keinem abnormen, seine Individualität verändernden Zustand sich befindet« (Die Willensfreih. 1903, S. 4. vgl. S. 3). Freiheit des Handelns ist »Verursachtsein unseres Handelns lediglich durch unser Wollen, durch unsere wollende Persönlichkeit, Freiheit des Wollens aber Verursachtsein unseres Wollens nur durch unsere unveränderte und ganze Persönlichkeit« (l. c. S. 8 f.. vgl. über Determinismus und Indeterminismus: S. 9 ff,).