DESCARTES zählt den Willen zu den »actiones animae« (Pass. anim. I, 17). Es gibt innere und äußere Willenshandlungen. »Nostrae voluntates sunt duplices. Nam quaedam sunt actiones animae, quae in ipsa anima terminantur,... Aliae sunt actiones quae terminantur ad nostrum corpus« (l. c. I, 18). Nach SPINOZA ist der Wille keine vom Intellekt verschiedene Kraft, er ist wie dieser ein Modus der »cogitatio« (s. d.). »Voluntas certus tantum cogitandi modus est sicuti intellectus« (Eth. I, prop. XXXII). »Voluntas et intellectus unum et idem sunt« (l. c. II, prop. XLIX, coroll.). Das Wollen ist eine Funktion des Intellekts. »In mente nulla datur volitio sive affirmatio et negatio praeter illam, quam idea, quatenus idea est, involvit« (l. c. II, prop. XLIX). Es gibt keinen abstrakten Willen, nur konkrete Wollungen. »In mente nulla datur absoluta facultas volendi et nolendi, sed tantum singulares volitiones, nempe haec et illa affirmatio, et haec et illa negatio« (l. c. dem.). Der Wille hat keine weitere Ausdehnung als die »facultas concipiendi« (l. c. schol.). Der Wille ist ein Vermögen der Bejahung und Verneinung (De Deo II, 16 f.). - Nach GASSENDI ist der Geist wollend, sofern er auf das als Gutes Erkannte abzielt (Philos. Ep. synt. II, sct. III, 19 f.). Nach LEIBNIZ ist der Wille ein »conatus«, auf das, was man für gut hält, loszugehen und sich vom Schlechten zu entfernen (Nouv. Ess. II, ch. 21, § 5). Er besteht in der Neigung, etwas im Verhältnis zu dem darin enthaltenen Guten zu tun (Theod. I B, § 22). Nach HOBBES ist der Wille ein abschließender »appetitus«, der aus der Überlegung entspringt. »In deliberatione, appetitus ultimus vel aversio actioni, de qua deliberatum est, immediate adhaerens, est voluntas« (Leviath. I, 6. De corp. C. 25, 13). »I conceive that in all deliberations, that is to say in all alternate succession of contrary appetites, the last is that, which we call the will« (Of liberty p. 311. vgl. De hom. XI, 2). Ein allgemeines Begehren nach Macht besteht bei den Menschen (Leviath. XI). Nach LOCKE ist der Wille ein Tun der Seele, die wissenschaftlich die Herrschaft ausübt über unsere Handlungen, eine Wahlfähigkeit (Ess. II, ch. 21, §15, 17, 29). Der Wille ist die »Kraft der Seele, vermöge deren sie die Betrachtung einer Vorstellung oder deren Nicht-Betrachtung anordnet oder die Bewegung der Ruhe eines Gliedes oder das Umgekehrte in jedem einzelnen Falle vollzieht« (l. c. II, ch. 21, § 5). Nach HARTLEY ist das Wollen ein Begehren von aktbewirkender Kraft (Observ. of man II, 50). Nach HUME ist das Wollen eine Wirkung des Gefühls, welches an die Initiation einer Bewegung geknüpft ist (On Pass.). - Nach FERGUSON ist der Wille »die Fähigkeit zu freien Bestimmungen« (Grunds. d. Moralphilos. S. 70). »Der Mensch begehrt natürlicherweise alles, was er sich als nützlich vorstellt« (l. c. S. 79 ff.). Als ein Entscheidungsvermögen bestimmt den Willen REID: »Every man is conscious of a power to determine, in things which he conceives to depend upon his determination. To this power we will give the name of will« (Ess. on the pow. III, p. 59). Nach BROWN ist Wille die ungehemmte Betätigung des Begehrens (Cause and effect, p. 52).
Nach CONDILLAC ist Wille »un désir absolu, et tel. que nous pensons qu'une chose désirée est en notre pouvoir« (Trait. d. sens. I, oh. 3, § 9. vgl. Log. p. 69). BONNET definiert: »Vouloir est cet acte d'un être sentant ou intelligent, par lequel il préfere entre plusieurs manières d'être celle qui lui procure le plus de bien ou le moins de mal« (Ess. anal. XII, 147). Der Wille hat notwendig ein Objekt, er setzt Erkenntnis oder Empfindung voraus (ib.). Der Wille ist aktiv (l. c. XII, 148). - Nach HOLBACH ist der Wille eine motorische Gehirndisposition, »une modifcation de notre cerveau, par laquelle il est disposé a l'action, c'est-à-dire à mouvoir du corps. Vouloir, c'est être disposé à l'action« (Syst. de la nat. I, ch. 8, p. 115). ROBINET bemerkt: »Une volition est, pour le cerveau, le mouvement d'un certain système des fibres. Dans l'âme c'est ce qu'elle éprouve en conséquence du mouvement des fibres, c'est une inclinaison à quelque chose, une complaisance dans cette chose-là« (De la nat. I, p. 300). - Nach DESTUTT DE TRACY ist der Wille »la faculté que nous avons de sentir ce qu'on appelle des désirs«. Er ist ein »résultat de notre organisation« (Élém. d'idéol. I, ch. 5, P. 71). Im engeren Sinne ist der Wille die Fähigkeit, etwas gut zu finden (l. c. II, ch. 9). Die Simultaneität von Wille und Bewegung lehrt M. DE BIRAN (Nouv. consid. p. 377). Im Willen wird sich das Ich (s. d.) als Kraftzentrum bewußt, im »effort voulu« der Objekte (s. d.).
Als selbständiges Vermögen faßt den Willen (das Begehren, s. d.) CHR. WOLF auf. »Appetitus rationalis dicitur, qui oritur ex distincta boni repraesentatione« (Psychol. empir. § 880 ff., 890 f.). Das Wollen besteht »in einer Bemühung, eine gewisse Empfindung hervorzubringen« (Vern. Ged. I, § 910. vgl. § 878). »Indem wir uns eine Sache als gut vorstellen, so wird unser Gemüt gegen sie geneiget. Diese Neigung des Gemütes gegen eine Sache um des Guten willen, das wir bei ihr wahrzunehmen vermeinen, ist es, was wir den Willen zu nennen pflegen« (l. c. § 492). »Der vorhergehende Wille ist, welcher entsteht, wenn noch nicht alle Bewegungsgründe beieinander sind: der nachfolgende Wille aber ist derjenige, welcher statthat, wenn die Bewegungsgründe alle beieinander sind« (l. c. § 504). BILFINGER bestimmt: »Voluntas et noluntas est conatus erga bonum vel contra malum distincte sive per intellectum repraesentativum« (Diluc. p. 292). Nach CRUSIUS ist der Wille »die Kraft eines denkenden Wesens, nach seinen Vorstellungen zu handeln« (Vernunftwahrh. § 427). Der Wille ist eine Grundkraft (Moral § 6 ff.). Nach G. F. MEIER ist der Wille das »Vermögen, etwas vernünftig zu begehren und zu verabscheuen« (Met. III, 343). Nach RÜDIGER ist der Wille ein besonderes Seelenvermögen (De sens. veri et fals. V. Phys. divin. III, 16). Nach PLATNER ist der Wille eine Wirkung der »Ideen« (s. d.), auf welcher das Begehren und Verabscheuen beruht (Philos. Aphor. II, § 353). Das Willensvermögen äußert sich »in einem Bestreben der Seele und in einer damit verbundenen Anstrengung der Werkzeuge der Phantasie, Ideen zu beleben oder zu vernichten..., je nachdem sie in der Vorhersehung ein angenehmes oder unangenehmes Verhältnis haben zu dem selbsteigenen Zustand« (l. c. § 354 ff.). »Die Willenstätigkeiten... sind Wirkungen von Ideen eines Gutes oder Übels« (l. c. § 361 ff.). Das Willensvermögen ist ein »Teil der Vorstellungskraft« (l. c. § 368 ff.: vgl. Log. u. Met. S. 11). Nach FEDER ist die »Willkür« ein Vermögen der Seele, »nach Wohlgefallen und Gutbefinden ihre Kräfte zu gebrauchen«. »Vermöge dessen öffnen wir unsere Sinnen und verschließen sie, nahen uns zu den Gegenständen und entfernen uns von ihnen, richten unsere Aufmerksamkeit von einem auf das andere, je nachdem es uns gefällt« (Log. u. Met. S. 27 f.. vgl. Willenslehre I). Nach MAASS ist der Wille »das Begehrungsvermögen, sofern es durch Vorstellungen des Verstandes bestimmt wird«. Er ist von Einfluß auf Assoziation und Erweckung der Vorstellungen (Üb. d. Einbild. S. 164 f.). »Der Wille bewirkt, teils durch Abwendung der Aufmerksamkeit, teils vermittelst stärkerer Vorstellungen, daß gewisse Vorstellungen sich nicht assoziieren, daß sie wenigstens nicht zur Klarheit kommen« (l. c. S. 165 ff.).