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1. Verwesungsgeruch

Die Leiche des entschlafenen Priestermönchs Vater Sossima wurde in der vorgeschriebenen Weise zur Beerdigung zurechtgemacht. Verstorbene Mönche werden bekanntlich nicht gewaschen, gleichgültig ob sie nach der allgemeinen oder der strengsten Regel gelebt haben. „So einer von den Mönchen zum Herrn geht«, heißt es im großen Trebnik, „reibe der dazu bestimmte Mönch den Leichnam mit warmem Wasser ab, nachdem er zuvor mit dem Schwamm ein Kreuz auf der Stirn, der Brust, den Händen und den Füßen des Verstorbenen gemacht hat; damit soll es genug sein.« Alles dies verrichtete bei dem Entschlafenen Vater Paissi selbst. Nach dem Abreiben zog er ihm sein Mönchsgewand an und umwickelte ihn mit dem Mantel, wobei er diesen gemäß der Vorschrift etwas auseinanderschnitt, um ihn kreuzförmig herumwickeln zu können. Über den Kopf zog er ihm eine Kapuze mit dem achteckigen Kreuz. Die Kapuze wurde offengelassen, das Gesicht des Toten aber mit einem schwarzen Tuch bedeckt. In die Hände wurde ihm ein Bild des Erlösers gelegt. Auf diese Weise zugerüstet, wurde er am Morgen in den Sarg gebettet, der schon lange vorher fertiggestellt war. Es bestand die Absicht, den Sarg den ganzen Tag in der Zelle stehenzulassen, das heißt in dem ersten, größeren Zimmer, in dem der verstorbene Starez die Brüderschaft und die Weltlichen empfangen hatte. Da der Entschlafene dem Rang nach ein Priestermönch strengster Regel war, hatten die Priestermönche und Diakone an seinem Sarg nicht den Psalter, sondern die Evangelien zu lesen. Mit dem Lesen begann gleich nach der Totenmesse Vater Jossif; denn Vater Paissi, der danach den ganzen Tag und die ganze Nacht selbst zu lesen wünschte, hatte wie der Vorsteher der Einsiedelei gerade noch viel zu tun und außerdem den Kopf voll Sorgen. Unter der Brüderschaft des Klosters und bei den Weltlichen, die scharenweise aus dem Klostergasthof und aus der Stadt herbeikamen, machte sich nämlich immer stärker etwas Ungewöhnliches bemerkbar, eine ganz besondere, beinahe „ungehörige« Erregung und Ungeduld. Der Vorsteher und Vater Paissi bemühten sich nach Kräften, die Menschen zu beruhigen. Als es schon hell genug geworden war, kamen sogar Leute aus der Stadt mit ihren kranken Angehörigen, namentlich Kindern, als hätten sie absichtlich diesen Augenblick abgewartet. Sie vertrauten offensichtlich auf die Heilkraft des Leichnams, die sich nach ihrem Glauben sofort äußern mußte. Und erst jetzt trat klar zutage, bis zu welchem Grade sich alle bei uns daran gewöhnt hatten, den Starez noch zu seinen Lebzeiten für einen unzweifelhaft großen Heiligen zu halten. Und die da kamen, waren keineswegs nur Leute aus dem einfachen Volk. Diese große Erwartung der Gläubigen, die sich so eilig und unverhüllt, so ungeduldig und beinahe anspruchsvoll bekundete, erschien Vater Paissi als unbestreitbares Ärgernis, das er zwar schon lange vorhergeahnt hatte, das aber in Wirklichkeit seine Erwartungen weit überstieg. Aufgeregte Mönche, denen er begegnete, schalt Vater Paissi sogar ernstlich. „So unverzüglich etwas Großes zu erwarten«, sagte er, „das ist eine Leichtfertigkeit, die nur bei Weltlichen statthaft ist, uns jedoch nicht geziemt!« Aber sie hörten wenig auf ihn, und Vater Paissi bemerkte das beunruhigt. Um allerdings die Wahrheit zu sagen: Sosehr er sich über diese gar zu ungeduldigen Erwartungen ärgerte und sie leichtfertig und voreilig fand — im stillen, im tiefsten Winkel der Seele erwartete er doch fast dasselbe wie diese erregten Menschen, und er konnte nicht umhin, sich das selbst einzugestehen. Nichtsdestoweniger waren ihm einige Begegnungen besonders unangenehm und erregten in einer Art von Vorahnung seine Bedenken. Zum Beispiel bemerkte er mit großem Widerwillen, weswegen er sich sofort Vorwürfe machte, unter der Menge, die sich in der Zelle des Entschlafenen drängte, Rakitin und den Mönch aus dem fernen Obdorsk, der sich noch immer im Kloster aufhielt. Vater Paissi hielt beide sofort aus irgendwelchem Grunde für verdächtig, obgleich sie nicht die einzigen waren, die einem in diesem Sinne auffallen konnten. Der Mönch aus Obdorsk zeichnete sich unter allen durch die größte Geschäftigkeit aus; er war überall zu sehen, an allen Orten; überall erkundigte er sich, überall horchte er, überall flüsterte er mit besonders geheimnisvoller Miene. Sein Gesicht drückte größte Ungeduld aus, und er schien gereizt, weil das lange Erwartete nicht eintrat. Rakitin hingegen hatte sich, wie sich nachher herausstellte, in speziellem Auftrag von Frau Chochlakowa so früh in der Einsiedelei eingefunden. Diese gutherzige, aber charakterlose Dame, die selbst die Einsiedelei nicht betreten durfte, hatte nach dem Aufwachen kaum vom Tod des Starez gehört, als sie auch schon von so brennender Neugier gepackt wurde, daß sie sofort Rakitin mit dem Auftrag in die Einsiedelei abkommandierte, alles zu beobachten und ihr etwa alle halbe Stunden brieflich zu melden, was dort vorging. Sie hielt Rakitin nämlich für einen höchst gottesfürchtigen jungen Mann — so gut verstand er mit den Leuten umzugehen und jedem in dem Licht zu erscheinen, das dessen Wünschen entsprach, falls er auch nur den geringsten Vorteil für sich darin erblickte.

Es war ein klarer, heller Tag, und viele von den Anwesenden drängten sich zwischen den Gräbern, die über die ganze Einsiedelei verstreut lagen, besonders dicht aber um die Kirche herum.

Als Vater Paissi durch die Einsiedelei ging, mußte er auf einmal an Aljoscha denken; er hatte ihn lange nicht gesehen, seit der Nacht nicht. Doch kaum hatte er an ihn gedacht, sah er ihn im entferntesten Winkel der Einsiedelei auf dem Grabstein eines längst verstorbenen, durch seine Großtaten berühmten Mönchs sitzen. Er saß mit dem Rücken zur Einsiedelei und schien sich hinter dem Grabmal verbergen zu wollen. Vater Paissi trat näher und bemerkte, daß er das Gesicht mit beiden Händen bedeckt hielt und lautlos, aber bitterlich weinte, so daß sein ganzer Körper von dem Schluchzen erschüttert wurde. Vater Paissi blieb ein Weilchen neben ihm stehen.

„Hör auf, lieber Sohn! Hör auf, mein Freund!« sagte er endlich mit herzlicher Teilnahme. „Was hast du? Freue dich, weine nicht! Oder weißt du nicht, daß dieser Tag der größte seiner Tage ist? Denk doch nur daran, wo er jetzt ist!«

Aljoscha nahm die Hände vom Gesicht, das wie bei einem kleinen Kind vom Weinen geschwollen war, und sah ihn einen Augenblick an. Doch wandte er sich sogleich, ohne ein Wort zu sagen, wieder ab und bedeckte das Gesicht wieder mit den Händen.

„Nun, meinetwegen, auch gut«, sagte Vater Paissi nachdenklich. „Weine meinetwegen, Christus hat dir diese Tränen gesandt.«

‚Diese Tränen der Rührung werden deiner Seele zur Erholung dienen und dein liebes Herz wieder fröhlich machen!‘ fügte er für sich hinzu, als er Aljoscha verließ. Übrigens tat er das absichtlich, möglichst schnell, denn er fühlte, auch er könnte bei Aljoschas Anblick am Ende noch anfangen zu weinen.

Unterdessen verging die Zeit; die Gottesdienste und Totenmessen für den Entschlafenen nahmen in der vorgeschriebenen Ordnung des Klosters ihren Fortgang. Vater Paissi löste Vater Jossif am Sarg wieder im Lesen des Evangeliums ab. Aber es war noch nicht drei Uhr nachmittags geworden, als sich das ereignete, worauf ich schon am Ende des vorigen Buches hingewiesen habe: etwas, das für alle so unerwartet kam und den allgemeinen Hoffnungen so sehr zuwiderlief, daß dieser Vorgang mit allen nebensächlichen Einzelheiten im Gedächtnis der Bewohner unserer Stadt und der ganzen Umgegend bis auf den heutigen Tag lebendig geblieben ist. Ich füge hier nochmals von mir aus hinzu: Es widerstrebt mir eigentlich, dieses nichtige, ärgerliche Ereignis zu erwähnen, das in Wirklichkeit gar keine Bedeutung und ganz natürliche Ursachen hatte. Ich würde es in meiner Erzählung sicherlich ganz übergehen, wenn es nicht in bestimmter Weise stark auf Seele und Herz des Haupthelden, wenigstens des künftigen Haupthelden meiner Erzählung, nämlich Aljoschas, gewirkt hätte, indem es in seiner Seele gleichsam einen Umschwung herbeiführte, wodurch sein Geist zwar erschüttert, aber auch endgültig fürs Leben gekräftigt und zum Streben nach einem bestimmten Ziel befähigt wurde.

Als man noch vor Tagesanbruch den zur Beerdigung zurechtgemachten Leichnam in den Sarg gelegt und in das frühere Empfangszimmer gebracht hatte, warf jemand von den Anwesenden die Frage auf, ob das Fenster im Zimmer geöffnet werden sollte. Doch diese nur nebenbei gestellte Frage blieb unbeantwortet und beinahe unbeachtet; und wer sie gehört hatte, dachte im stillen, daß es reine Torheit sei, von dem Leichnam eines solchen Toten Verwesung und Verwesungsgeruch zu erwarten, und daß der geringe Glaube und die Leichtfertigkeit des Fragenden nur Mitleid, wenn nicht Spott, verdiene. Denn man erwartete das genaue Gegenteil davon.

Und siehe da, kurz nach Mittag begann etwas, was die Anwesenden anfangs nur schweigend und still für sich wahrnahmen, wobei man jedem ansehen konnte, daß er sich scheute, jemandem diese Wahrnehmung mitzuteilen. Gegen drei Uhr nachmittags jedoch wurde dieses Etwas schon so deutlich bemerkbar, daß sich die Nachricht davon schnellstens bei den Bewohnern der Einsiedelei und den Besuchern verbreitete, dann auch im Kloster unter den Mönchen und endlich in ganz kurzer Zeit auch in der Stadt, wo sie bei allen, Gläubigen wie Ungläubigen, eine starke Erregung hervorrief. Die Ungläubigen freuten sich; und was die Gläubigen betraf, so fanden sich unter ihnen manche, die sich sogar noch mehr freuten als die Ungläubigen: „Die Menschen freuen sich über den Fall und die Schmach des Gerechten«, wie der verstorbene Starez selbst in einer seiner Belehrungen gesagt hatte.

Die Sache war die, daß von dem Sarg allmählich ein Verwesungsgeruch ausging, der sich immer stärker bemerkbar machte. Und nun trug sich infolge dieses Ereignisses unter den Mönchen ein grober Skandal zu, wie er lange nicht dagewesen war; ja aus der ganzen bisherigen Geschichte unseres Klosters konnte man sich auf dergleichen nicht besinnen — und in einem anderen Fall wäre so etwas auch undenkbar gewesen. Wenn sich später, noch nach vielen Jahren, einige Verständige unter unseren Mönchen an diesen ganzen Tag mit allen Einzelheiten erinnerten, dann waren sie erstaunt und entsetzt darüber, wie das Ärgernis damals einen solchen Grad hatte erreichen können. Denn auch früher waren Mönche von beispielhaftem Lebenswandel gestorben, gottesfürchtige Starzen, deren Gerechtigkeit allen vor Augen gestanden hatte, und doch war von ihren bescheidenen Särgen in ganz natürlicher Weise, wie bei allen Toten, ein Verwesungsgeruch ausgegangen. Und das hatte kein Ärgernis, ja nicht einmal die geringste Aufregung hervorgerufen.

Allerdings gab es auch bei uns einige Tote, deren Andenken sich im Kloster lebendig erhalten hatte und deren Überreste, nach der Überlieferung auch nach langer Zeit keine Spuren von Verwesung erkennen ließen; das übte auf die Brüderschaft eine erbauliche, geheimnisvolle Wirkung aus und haftete in ihrem Gedächtnis als etwas Herrliches und Wunderbares: als die Verheißung, von den Särgen dieser Toten würden künftig noch größere Ruhmestaten ausgehen, sobald nach Gottes Willen die Zeit dafür gekommen war. Es hatte sich besonders die Erinnerung an den Starez Hiob erhalten, einen großen Faster und Schweiger, der im Alter von einhundertundfünf Jahren vor langer Zeit, schon im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts, gestorben war, und dessen Grab man mit außerordentlicher Ehrfurcht allen Pilgern, die zum erstenmal in die Einsiedelei kamen, unter geheimnisvollen Andeutungen gewisser großer Hoffnungen zu zeigen pflegte. Das war übrigens jenes Grab, auf dem Vater Paissi am Vormittag Aljoscha angetroffen hatte. Außerdem war eine solche Erinnerung noch an einen anderen Starez lebendig geblieben, an den vor nicht allzu langer Zeit verstorbenen Priestermönch Vater Warsonofi, von welchem Vater Sossima die Starezwürde übernommen hatte und den zu seinen Lebzeiten alle Andächtigen, die ins Kloster kamen, geradezu für einen religiösen Irren gehalten hatten. Von ihnen beiden hatte sich die Überlieferung erhalten, sie hätten in ihren Särgen wie lebend dagelegen und seien völlig unverwest begraben worden, und es habe sogar geschienen, als ob ihre Gesichter im Sarg leuchteten. Manche erinnerten sich sogar mit aller Bestimmtheit, daß von ihren Leichen ein deutlich wahrnehmbarer Wohlgeruch ausgegangen sei. Doch trotz dieser bedeutsamen Erinnerungen fällt es schwer, die Ursache anzugeben, warum sich am Sarg des Starez Sossima so eine leichtfertige, absurde, böse Szene abspielen konnte.

Ich nehme an, hier kam gleichzeitig noch vieles andere hinzu, und viele verschiedene Ursachen wirkten zusammen. Zu diesen gehörte zum Beispiel auch jene festgewurzelte Feindschaft gegen das Starzentum als eine schädliche Neuerung, eine Feindschaft, die noch immer tief im Herzen vieler Mönche des Klosters verborgen lag. Ferner war die Hauptsache natürlich der Neid auf die Heiligkeit des Entschlafenen, an die man zu seinen Lebzeiten so fest geglaubt hatte, daß es damals unerlaubt schien, auch nur ein Wort dagegen zu sagen. Obgleich sich der Starez weniger durch Wunder als vielmehr durch seine Liebe viele Anhänger erworben und um sich gleichsam eine ganze Gemeinde liebender Verehrer gebildet hatte, besaß er doch auch Neider und erbitterte Feinde, offene und heimliche, und nicht nur unter den Klosterleuten, sondern auch unter den Weltlichen. Niemandem hatte er jemals Schaden zugefügt; trotzdem hieß es: „Warum hält man ihn für einen Heiligen?« Und allein diese oft wiederholte Frage erzeugte schließlich einen Abgrund von unersättlichstem Zorn. Das war meiner Ansicht nach der Grund, weshalb viele sich maßlos freuten, als sie den Verwesungsgeruch wahrnahmen, der von seinem Leichnam ausging, und zwar so bald, denn es war noch nicht einmal ein Tag seit seinem Tode vergangen; und andererseits fühlten sich einige von denen, die dem Starez ergeben gewesen waren und ihn bisher geachtet hatten, durch dieses Ereignis beinahe persönlich gekränkt.

Der Verlauf der Sache war im einzelnen folgender: Kaum hatte sich der Verwesungsgeruch bemerkbar gemacht, konnte man auch schon an der Miene der hereinkommenden Mönche erkennen, wieso sie kamen. So einer trat herein, stand einen Augenblick und ging wieder hinaus, um den anderen, die dicht gedrängt draußen warteten, die bereits gehörte Nachricht zu bestätigen. Manche von den Wartenden wiegten betrübt die Köpfe; andere aber versuchten nicht einmal mehr, ihre Freude zu verbergen, die deutlich in ihren boshaften Blicken leuchtete. Und niemand schalt sie, niemand legte ein gutes Wort für den Verstorbenen ein, was recht verwunderlich war; immerhin bildeten jene, die dem Starez ergeben gewesen waren, im Kloster die Mehrheit. Offenbar ließ es Gott jedoch selbst zu, daß diesmal die Minderheit eine Zeitlang die Oberhand hatte. Bald erschienen in der Zelle auch Weltliche, größtenteils gebildete Leute. Einfache Menschen kamen nur wenige, obgleich sich viele am Tor der Einsiedelei drängten. Unzweifelhaft nahm gleich nach drei Uhr der Andrang der weltlichen Besucher stark zu, und zwar eigens infolge der aufsehenerregenden Kunde. Solche, die vielleicht an diesem Tage überhaupt nicht gekommen wären, kamen nun gerade, unter ihnen einige Personen von hohem Rang. Übrigens wurde der Anstand äußerlich noch nicht verletzt, und Vater Paissi las mit fester, deutlicher Stimme und strenger Miene weiter laut das Evangelium, wie wenn er nichts bemerkte, obwohl er schon längst etwas Ungewöhnliches wahrgenommen hatte. Aber da drangen auch an sein Ohr Stimmen, zuerst noch ganz leise, doch allmählich fester und dreister: „Also ist Gottes Urteil ein anderes als das der Menschen!« hörte Vater Paissi auf einmal jemand sagen. Der dies als erster laut sagte, war ein Beamter aus der Stadt, ein älterer und bekanntermaßen sehr gottesfürchtiger Mann; er wiederholte damit nur, was die Mönche einander schon längst ins Ohr gesagt hatten. Das Schlimmste war, daß diese Äußerungen einen beinahe triumphierenden Beiklang hatten, der mit jeder Minute stärker wurde. Bald darauf jedoch schienen sich alle gewissermaßen berechtigt zu fühlen, nun auch nach außen hin den Anstand zu verletzen.

„Wie konnte denn das geschehen?« fragten einige Mönche, anfangs wie bedauernd. „Er hatte doch nur einen kleinen, hageren Körper, und das Fleisch war an den Knochen angetrocknet. Woher kann da nur der Geruch kommen?«

„Man sieht, daß Gott absichtlich einen Hinweis geben wollte«, fügten andere eilig hinzu, und ihre Meinung wurde sofort ohne Widerspruch akzeptiert.

Es wurde wiederum darauf hingewiesen, das Auftreten von Geruch sei zwar natürlich wie bei jedem Toten, doch erst später, nicht mit so offenkundiger Beschleunigung, frühestens nach vierundzwanzig Stunden. „Dieser hier ist aber der Natur vorausgeeilt, also ist das Gottes Werk, ein absichtlicher Fingerzeig von Ihm: Er wollte einen Hinweis geben.« Dieses Urteil machte einen unwiderstehlichen Eindruck.

Der sanfte Priestermönch und Bibliothekar Vater Jossif, der Liebling des Verstorbenen, erwiderte einigen, die solche häßlichen Reden führten, daß die Leiber der Gerechten nicht verwesen könnten, sei kein Dogma in der rechtgläubigen Kirche, sondern nur eine Meinung; sogar in den rechtgläubigsten Gegenden, zum Beispiel auf dem Berg Athos, nehme man an Verwesungsgeruch keinen Anstoß; als Hauptkriterium der Verherrlichung der Erlösten gelte dort nicht das Ausbleiben der Verwesung, sondern die Farbe ihrer Knochen, wenn die Leichen schon viele Jahre in der Erde gelegen haben: Wenn die Knochen gelb wie Wachs geworden seien, so sei dies das wichtigste Zeichen dafür, daß Gott den entschlafenen Gerechten verherrlicht habe. Seien sie jedoch schwarz geworden, so bedeute dies, Gott habe den Betreffenden nicht dieses Ruhmes gewürdigt. „So ist das auf dem Athos, an dem heiligen Ort, wo sich der rechte Glaube von alters her unerschütterlich und in hellster Reinheit erhalten hat!« schloß Vater Jossif.

Aber die Worte des demütigen Vaters machten keinen Eindruck, sondern riefen sogar höhnischen Widerspruch hervor.

„Das sind alles nur gelehrsame Neuerungen, das sollte man sich gar nicht erst anhören!« urteilten die Mönche unter sich. „Bei uns geht es nach altem Brauch zu! Was kommen jetzt nicht alles für Neuerungen auf — soll man die alle nachmachen? Bei uns hat es nicht weniger heilige Väter gegeben als bei denen da!«

„Die leben da unter türkischem Joch und haben alles vergessen. Auch die Rechtgläubigkeit ist bei ihnen schon längst getrübt! Und sie haben nicht einmal Glocken!« fügten die schlimmsten Spötter noch hinzu.

Vater Jossif ging bekümmert beiseite, zumal er seine Meinung auch nicht mit allzu großer Festigkeit vorgetragen hatte, als ob er selbst nicht recht daran glaubte. Und mit Bestürzung gewahrte er, daß etwas sehr Ungebührliches seinen Anfang nahm und daß wirklicher Ungehorsam sein Haupt erhob.

Allmählich verstummten auch alle anderen vernünftigen Stimmen. Und es schien, als hätten alle, die den verstorbenen Starez geliebt und die Institution des Starez gehorsam gebilligt hatten, auf einmal wegen irgend etwas einen furchtbaren Schreck bekommen, als würden sie einander nur scheu und flüchtig ansehen, wenn sie sich begegneten. Diejenigen aber, die dem Starzentum als einer Neuerung feind waren, erhoben nun stolz das Haupt.

„Von dem verstorbenen Starez Warsonofi ging kein Verwesungsgestank, sondern Wohlgeruch aus«, sagten sie schadenfroh. „Doch das hatte er nicht dadurch verdient, daß er ein Starez war, sondern dadurch, daß er ein Gerechter war.«

Und Schmähreden und sogar schärfste Verdammungsurteile ergossen sich jetzt geradezu über den toten Starez: „Er hat Irrlehren verbreitet! Er lehrte, das Leben sei heitere Freude und keine tränenvolle Schule der Demut!« sagten einige besonders Törichte. „Er glaubte nach der neuen Mode und leugnete das materielle Feuer in der Hölle«, pflichteten ihnen noch Törichtere bei. „Er hielt die Fasten nicht streng ein, erlaubte sich Süßigkeiten, aß Kirschkompott zum Tee, das liebte er sehr, die Damen schickten ihm oft welches. Darf ein Mönch strengster Regel überhaupt Tee trinken?« ließen sich einige Neider vernehmen. „Voller Stolz thronte er auf seinem Stuhl!« bemerkten die Schadenfrohen mit grausamer Freude. „Für einen Heiligen hielt er sich. Auf die Knie fielen die Menschen vor ihm, und das nahm er hin, als ob es ihm zustände!« — „Das Sakrament der Beichte hat er mißbraucht«, fügten die eifrigsten Gegner des Starzentums boshaft hinzu, und sie gehörten meist zu den bejahrtesten und pflichtstrengsten München, zu den echten Fastern und Schweigern. Zu Lebzeiten des Entschlafenen hatten sie geschwiegen, jetzt öffneten sie auf einmal ihre Lippen. Und das war besonders bedenklich, da ihre Worte auf die jungen, noch ungefestigten Mönche eine starke Wirkung ausübten.

Sehr eifrig horchte auf alles auch der Gast aus Obdorsk, der Mönch vom heiligen Silvester. Er seufzte tief und wiegte den Kopf hin und her. ‚Ja, da hat Vater Ferapont gestern offenbar doch richtig geurteilt‘, dachte er im stillen, und gerade in diesem Augenblick erschien Vater Ferapont — wie absichtlich, um die Erregung noch zu steigern.

Ich habe bereits erwähnt, daß er seine kleine hölzerne Zelle am Bienenstand nur selten verließ, daß er oft sogar lange Zeit nicht in der Kirche erschien und daß man ihm dies wie einem religiösen Irren durchgehen ließ und ihn nicht an die für alle gültige Regel band. Doch um die ganze Wahrheit zu sagen, man ließ ihm dies alles mit einer gewissen Notwendigkeit durchgehen. So einen großen Faster und Schweiger, der Tag und Nacht betete und sogar im Knien schlief, mit der allgemein verbindlichen Regel zu belästigen, wenn er sich ihr nicht selbst unterordnen wollte — das hätte Anstoß erregt. „Er ist ohnehin frömmer als wir alle und erfüllt Schwereres, als die Regel verlangt«, hätten die Mönche gesagt. „Wenn er nicht in die Kirche geht, wird er schon wissen warum — er hat seine eigenen Regeln.« Und so ließ man denn Vater Ferapont in Ruhe. Den Starez Sossima hatte Vater Ferapont, wie allen bekannt war, überhaupt nicht leiden können; und nun war auch in seine Zelle die Kunde gedrungen, Gottes Urteil weiche von dem der Menschen ab, und der Starez sei sogar der Natur vorausgeeilt. Es ist wohl anzunehmen, daß einer der ersten, die ihm diese Nachricht überbrachten, der Gast aus Obdorsk war, der ihn am vorherigen Tag besucht hatte und so befremdet von ihm weggegangen war. Ich habe auch erwähnt, daß Vater Paissi, der fest und unerschütterlich am Sarg stand und las, zwar nicht sehen und hören konnte, was außerhalb der Zelle vorging, doch das Wesentlichste richtig erahnte: Er kannte seine Umgebung durch und durch. In Angst ließ er sich dadurch nicht versetzen; er erwartete furchtlos alles, was sich noch ereignen konnte, und verfolgte mit scharfem Blick den weiteren Verlauf der Erregung, der sich seinem geistigen Auge bereits darbot.

Aus dem Flur ertönte plötzlich ungewöhnlicher Lärm, der schon offenkundig den Anstand verletzte. Die Tür wurde weit aufgerissen, und auf der Schwelle erschien Vater Ferapont. Hinter ihm, an den Stufen vor der Eingangstür, drängten sich, wie man von der Zelle aus deutlich, sehen konnte, viele Mönche und mit ihnen auch Weltliche. Diese Begleiter traten jedoch nicht ein und stiegen auch nicht die Stufen hinauf, sondern blieben stehen und warteten ab, was Vater Ferapont weiter tun würde, denn sie ahnten — und befürchteten es bei aller Vermessenheit sogar —, daß er nicht ohne besondere Absicht gekommen war. Auf der Schwelle stehenbleibend, hob Vater Ferapont die Arme; unter seinem rechten Arm blickten die scharfen, neugierigen Augen des Gastes aus Obdorsk hervor, der aus übergroßer Neugier als einziger hinter Vater Ferapont mit heraufgelaufen war. Die übrigen waren plötzlich angstvoll noch weiter zurückgewichen, als die Tür geräuschvoll aufgerissen wurde.

Vater Ferapont brüllte mit erhobenen Armen: „Ich treibe dich aus!« und begann abwechselnd nach allen vier Himmelsrichtungen zu den Wänden und allen vier Ecken der Zelle Kreuze zu schlagen. Dies verstanden seine Begleiter sogleich; sie wußten, daß er das tat, wohin immer er kam, daß er sich nicht setzte und kein Wort redete, bevor er den Teufel ausgetrieben hatte.

„Weiche von hinnen, Satanas, weiche von hinnen!« wiederholte er bei jedem Kreuz, das er schlug. „Ich treibe dich aus!«

Er trug seine grobe Kutte, umgürtet mit einem Strick . Unter dem Hanfhemd war seine nackte, mit grauen Haaren bewachsene Brust sichtbar. Seine Füße waren vollständig nackt. Bei jeder Armbewegung klirrten die schweren Büßerketten, die er unter der Kutte trug.

Vater Paissi unterbrach das Lesen, trat ihm entgegen und blieb abwartend vor ihm stehen.

„Warum bist du gekommen, ehrwürdiger Vater? Warum verletzt du den Anstand? Warum verwirrst du die friedliche Herde?« sagte er endlich mit strengem Blick.

„Warum ich gekommen bin? Das fragst du noch? Was glaubst du?« schrie Vater Ferapont wie ein Irrsinniger. „Ich bin gekommen, eure Gäste, die unreinen Teufel, auszutreiben. Ich sehe, es haben sich in meiner Abwesenheit ihrer viele angesammelt. Mit einem Birkenbesen will ich sie ausfegen.«

„Du treibst den Teufel aus und dienst ihm vielleicht selbst!« fuhr Vater Paissi furchtlos fort. „Wer kann von sich sagen: Ich bin heilig. Du etwa, Vater?«

„Unrein bin ich, nicht heilig. Aber auf einen Lehnstuhl setze ich mich nicht, und ich lasse nicht zu, daß die Leute vor mir niederfallen wie vor einem Götzenbild!« donnerte Vater Ferapont. „Heutzutage richten die Menschen den heiligen Glauben zugrunde. Der Verstorbene, euer Heiliger«, wandte er sich an die Menge und deutete mit dem Finger auf den Sarg, „hat die Teufel geleugnet. Gegen die Teufel hat er ein Abführmittel gegeben. Da haben sie sich nun bei euch eingenistet wie die Spinnen in den Ecken. Aber heute hat er selbst angefangen zu stinken. Wir sehen darin einen bedeutungsvollen Fingerzeig Gottes!«

Das war zu Vater Sossimas Lebzeiten wirklich einmal geschehen. Einer der Mönche hatte oft vom Teufel geträumt, und zuletzt hatte er ihn auch in wachem Zustand zu sehen geglaubt. Als er dies in der größten Angst dem Starez gestanden hatte, hatte der ihm ununterbrochenes Gebet und verstärktes Fasten empfohlen. Und als auch das nicht half, hatte er ihm zusätzlich zu einem Abführmittel geraten. Daran hatten damals viele Anstoß genommen, und am meisten Vater Ferapont, dem einige Unzufriedene schleunigst von diesem ungewöhnlichen Rat des Starez Mitteilung gemacht hatten.

„Geh hinaus, Vater!« sagte Vater Paissi gebieterisch. „Gott ist Richter, nicht die Menschen. Vielleicht haben wir hier einen Fingerzeig vor Augen, den weder du noch ich, noch sonst jemand verstehen kann. Geh hinaus, Vater, und verwirre nicht die Herde!« wiederholte er nachdrücklich.

„Die Fasten hielt er nicht so ein, wie er als Mönch strengster Regel gesollt hätte. Das ist klar, und es verbergen zu wollen wäre Sünde!« rief der Fanatiker, der sich nicht beruhigen ließ und in seinem sinnlosen Eifer außer sich geriet. „Von Konfekt hat er sich verführen lassen, die Damen haben ihm welches in ihren Taschen mitgebracht! Tee hat er geschleckt und seinem Bauch gefrönt! Mit Süßigkeiten hat er ihn gefüllt, seinen Geist aber mit hochmütigen Gedanken! Darum hat er jetzt diese Schmach erlitten …«

„Leichtfertig sind deine Worte, Vater!« erwiderte Vater Paissi, nun ebenfalls mit erhobener Stimme. „Dein Fasten und deine strenge Askese bewundere ich — doch leichtfertig sind deine Worte, als ob sie draußen in der Welt ein haltloser, unreifer Jüngling spräche. Geh hinaus, Vater! Ich befehle es dir!«

„Ich werde schon gehen!« sagte Vater Ferapont, nunmehr wohl etwas verlegen, ohne jedoch in seinem Zorn, nachzulassen. „O ihr Gelehrten! Infolge eures großen Verstandes dünkt ihr euch über mich geringen Menschen erhaben. Als ich seinerzeit hierher in die Einsiedelei kam, konnte ich nur wenig lesen und schreiben. Und hier habe ich das, was ich wußte, auch noch vergessen: Gott der Herr hat mich Geringen vor eurer Weisheit behütet …«

Vater Paissi stand vor ihm und wartete in unbeugsamer Haltung.

Vater Ferapont schwieg eine Weile; dann wurde er plötzlich traurig, legte die rechte Handfläche an die Backe, blickte zum Sarg des entschlafenen Starez hinüber und sagte in singendem Ton: „Über ihm wird man morgen ‚Helfer und Beschützer‘ singen, das ist ein herrlicher Hymnus, über mir aber wenn ich verrecke, nur das kleine Lied ‚Welche irdische Süße‘!« sagte er, sich selbst bedauernd, in weinerlichem Ton. „Ihr seid stolz geworden und habt euch überhoben! Leer ist diese Stätte!« brüllte er plötzlich wie ein Wahnsinniger, drehte sich mit einer wegwerfenden Handbewegung um und stieg schnell die Stufen vor der Eingangstür hinab. Die wartende Menge geriet in Bewegung; einige folgten ihm, andere zauderten, denn die Zelle war immer noch offen, und Vater Paissi, der hinter Vater Ferapont herausgetreten war, stand da und beobachtete die Anwesenden. Doch der Alte hatte jede Beherrschung verloren und war noch immer nicht am Ende. Nachdem er etwa zwanzig Schritte gegangen war, wandte er sich plötzlich zur untergehenden Sonne, hob die Arme über den Kopf und stürzte laut schreiend auf die Erde.

„Mein Gott hat gesiegt! Christus hat die untergehende Sonne besiegt!« schrie er rasend und reckte die Arme zur Sonne empor. Dann warf er sich mit dem Gesicht auf die Erde und weinte laut wie ein kleines Kind, so daß sein ganzer Körper von dem Schluchzen erschüttert wurde; die Arme lagen ausgestreckt auf der Erde.

Nun stürzten alle zu ihm, Ausrufe des Staunens ertönten, einige Mönche fingen bei seinem Anblick ebenfalls an zu schluchzen. Eine Art Verzückung hatte sie alle ergriffen.

„Da sieht man, wer ein Heiliger ist! Da sieht man, wer ein Gerechter ist!« riefen viele nun bereits ohne Scheu.

„Der müßte Starez werden!« fügten andere zornig hinzu. „Er wird nicht Starez werden wollen. Er ist selber ein Gegner dieser Einrichtung. Er wird dieser verfluchten Neuerung nicht dienen, wird ihre Dummheiten nicht nachäffen!« fielen wieder andere ein, und wie weit das noch gegangen wäre, konnte man sich schwer vorstellen.

Doch in diesem Augenblick begann die Glocke zu läuten, die zum Gottesdienst rief, und alle fingen an, sich zu bekreuzigen. Auch Vater Ferapont erhob sich, bekreuzigte sich und ging, ohne sich umzusehen, zu seiner Zelle. Mit seinen Ausrufen war er noch immer nicht zu Ende gekommen, es war aber nichts Zusammenhängendes mehr. Einige zogen hinter ihm her, allerdings nur wenige, die meisten trennten sich von ihm und begaben sich zum Gottesdienst.

Vater Paissi übergab das Amt des Vorlesers an Vater Jossif und stieg die Stufen hinab. Das verzückte Geschrei der Fanatiker hatte ihn nicht irremachen können, doch sein Herz war plötzlich traurig geworden und grämte sich über irgend etwas Besonderes, das fühlte er. Er blieb stehen und fragte sich: ‚Woher kommt diese Traurigkeit, die mich sogar mutlos macht?‘ Und er begriff, daß sie allem Anschein nach eine kleine, ganz besondere Ursache hatte: In der Menge, die sich eben am Eingang zur Zelle gedrängt hatte, war ihm auch Aljoscha aufgefallen, und er hatte bei seinem Anblick sofort eine Art von Schmerz im Herzen verspürt. ‚Hat denn dieser Jüngling jetzt wirklich für mein Herz so eine große Bedeutung?‘ fragte er sich plötzlich.

In diesem Augenblick ging Aljoscha an ihm vorbei, als wenn er es eilig hätte, irgendwohin zu kommen, allerdings nicht zur Kirche. Ihre Blicke begegneten sich. Aljoscha wandte seine Augen schnell ab, und schon allein an der Miene des Jünglings erkannte Vater Paissi, was für eine starke Veränderung in diesem Augenblick in ihm vorging.

„Hast auch du dich verführen lassen?« rief Vater Paissi. „Gehörst auch du zu den Kleingläubigen?« fügte er traurig hinzu.

Aljoscha blieb stehen und sah Vater Paissi eigentümlich unsicher an, schlug dann aber die Augen erneut rasch nieder. Er stand halb abgewandt da und wandte sein Gesicht dem Fragenden nicht zu.

Vater Paissi beobachtete ihn aufmerksam.

„Wohin eilst du denn? Es wird zum Gottesdienst geläutet.« fragte er weiter.

Aljoscha gab wieder keine Antwort.

„Oder verläßt du die Einsiedelei? Wie kannst du das tun, ohne um Erlaubnis zu fragen und ohne um den Segen zu bitten?«

Aljoscha lächelte plötzlich mit schiefem Mund und schaute auf sehr seltsame Art den Priestermönch an, dem ihn sein einstiger Führer, der bisherige Beherrscher seines Herzens und seines Verstandes, sein geliebter Starez, sterbend anvertraut hatte. Doch dann machte er plötzlich wieder, ohne zu antworten, eine Handbewegung, als würde er alles von sich abschütteln und sich um keinen Respekt mehr kümmern, und ging mit schnellen Schritten auf das Tor der Einsiedelei zu.

„Du wirst noch zurückkehren!« flüsterte Vater Paissi und blickte ihm erstaunt und betrübt hinterher.