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ii

Werchowenski rekelte sich mit auffälliger Ungeniertheit auf einen Stuhl am oberen Ende des Tisches hin, nachdem er fast niemand begrüßt hatte. Seine Miene war mürrisch und sogar hochmütig. Stawrogin grüßte die Versammelten höflich; aber obgleich alle nur auf die beiden gewartet hatten, so taten sie doch sämtlich wie auf Kommando, als ob sie sie fast gar nicht bemerkten. Die Wirtin wandte sich in gemessenem Tone an Stawrogin, sowie derselbe Platz genommen hatte.

„Stawrogin, wollen Sie Tee?“

„Bitte!“ antwortete dieser.

„Für Stawrogin Tee!“ befahl sie ihrer Schwester, die das Einschenken besorgte. „Wollen Sie auch?“ (Die letzten Worte waren an Werchowenski gerichtet.)

„Geben Sie her! Natürlich! Wer fragt denn Gäste danach erst? Und geben Sie auch Sahne dazu; bei Ihnen bekommt man immer ein schreckliches Gesöff für Tee; und dabei wird hier doch sogar ein Namenstag gefeiert.“

„Was? Auch Sie erkennen das Feiern von Namenstagen als berechtigt an?“ rief die Studentin lachend. „Wir haben soeben darüber gesprochen.“

„Eine alte Geschichte!“ brummte der Gymnasiast vom andern Ende des Tisches her.

„Was meinen Sie mit ‚alte Geschichte‘? Vorurteile, und wenn es auch die allerunschuldigsten sind, abzulegen, ist keine alte Geschichte, sondern im Gegenteil zu allgemeiner Schande bis jetzt noch etwas Neues,“ entgegnete die Studentin sofort und bewegte sich dabei so heftig, als ob sie aufspringen wollte. „Außerdem gibt es gar keine unschuldigen Vorurteile,“ fügte sie erbittert hinzu.

„Ich wollte nur erklären,“ entgegnete der Gymnasiast in starker Aufregung, „daß Vorurteile zwar sicherlich eine alte Sache sind und ausgerottet werden müssen, daß aber, was Namenstage anlangt, alle Menschen schon wissen, daß das eine Dummheit und eine zu alte Geschichte ist, als daß man seine kostbare Zeit damit verlieren sollte, von der sowieso schon die ganze Welt zuviel verliert, so daß man seinen Scharfsinn auf notwendigere Dinge verwenden könnte …“

„Sie ziehen das zu sehr in die Länge; es ist ja nicht zu verstehen!“ rief die Studentin.

„Mir scheint, daß ein jeder das Recht der Meinungsäußerung hat, ebensogut wie der andere, und wenn ich ebenso wie jeder andere meine Meinung auszusprechen wünsche, so …“

„Niemand nimmt Ihnen das Recht der Meinungsäußerung,“ unterbrach ihn hier die Hausfrau selbst in scharfem Tone. „Man fordert Sie nur auf, nicht zu quasseln, weil Sie sonst niemand verstehen kann.“

„Aber erlauben Sie mir zu bemerken, daß Sie mich nicht respektvoll behandeln; wenn ich meinen Gedanken nicht bis zu Ende bringen konnte, so kam das nicht daher, daß ich keine Gedanken gehabt hätte, sondern eher von einer Überfülle an Gedanken …“ murmelte der Gymnasiast halb verzweifelt und geriet nun vollständig in Konfusion.

„Wenn Sie nicht zu reden verstehen, dann schweigen Sie!“ trumpfte ihn die Studentin ab.

Der Gymnasiast sprang von seinem Stuhle in die Höhe.

„Ich wollte nur bemerken,“ rief er (sein Gesicht brannte vor Scham, und er fürchtete sich, die Anwesenden anzusehen), „daß Sie nur Ihren Verstand leuchten lassen wollten, weil Herr Stawrogin hereingekommen ist. Das ist die Sache!“

„Was Sie da gesagt haben, ist schmutzig und unmoralisch und zeigt, auf einer wie niedrigen Entwicklungsstufe Sie stehen. Ich ersuche Sie, sich nicht mehr an mich zu wenden,“ erwiderte die Studentin scharf.

„Stawrogin,“ begann die Wirtin, „ehe Sie kamen, disputierte man hier über die Familienrechte, — besonders der Offizier da“ (sie deutete durch eine Kopfbewegung auf ihren Verwandten, den Major, hin). „Ich werde Sie natürlich nicht mit diesem alten Unsinn behelligen; diese Frage ist ja längst entschieden. Aber woher haben denn die Rechte und Pflichten der Familie, so wie man sie dem jetzt bestehenden Vorurteile zufolge auffaßt, entstehen können? Das ist die Frage. Wie denken Sie darüber?“

„Wie meinen Sie das: woher sie haben entstehen können?“ fragte Stawrogin.

„Das ist so gemeint: wir wissen zum Beispiel, daß das Vorurteil von der Existenz Gottes sich von dem Blitze und dem Donner herschreibt,“ mischte sich die Studentin schnell wieder ein und blickte dabei Stawrogin an, als ob ihr die Augen aus dem Kopfe springen wollten. „Es ist ganz bekannt, daß die Menschen der Urzeit, durch den Blitz und den Donner erschreckt, den unsichtbaren Feind, dem gegenüber sie sich schwach fühlten, zum Gotte erhoben. Aber woher schreibt sich das Vorurteil von der Familie? Wie hat die Familie selbst entstehen können?“

„Das ist nicht ganz dasselbe …“ versuchte die Wirtin einzuwerfen.

„Ich glaube, daß die Antwort auf diese Frage indezent herauskommen würde,“ antwortete Stawrogin.

„Wieso?“ fragte die Studentin heftig.

Aber in der Lehrergruppe ließ sich ein Kichern vernehmen, das sogleich am andern Ende bei Ljamschin und dem Gymnasiasten seinen Widerhall fand; nach ihnen brach auch der Major in ein heiseres Gelächter aus.

„Sie sollten Vaudevilles schreiben,“ sagte die Wirtin zu Stawrogin.

„Ihr Lachen macht Ihnen keine Ehre; ich weiß gar nicht, wie Sie alle eigentlich heißen,“ rief die Studentin in starker Entrüstung den Lachenden zu.

„Sei du nicht vorwitzig!“ schalt der Major. „Du bist ein junges Mädchen; du solltest dich bescheiden zurückhalten; aber dich prickelt es ja, als ob du auf Nadeln säßest.“

„Schweigen Sie still, und erlauben Sie sich nicht, sich in dieser familiären Weise mit Ihren garstigen Vergleichungen an mich zu wenden! Ich sehe Sie zum erstenmal und mag von einer Verwandtschaft mit Ihnen nichts wissen.“

„Aber ich bin ja doch dein Onkel; ich habe dich, als du noch ein Säugling warst, auf meinen Armen herumgeschleppt!“

„Was geht das mich an, was Sie da herumgeschleppt haben? Ich habe Sie damals nicht darum gebeten, mich herumzuschleppen; also muß es Ihnen, Sie unhöflicher Herr Offizier, doch wohl selbst damals Vergnügen gemacht haben. Und gestatten Sie mir noch die Bemerkung, daß Sie kein Recht haben, mich zu duzen, es müßte denn wegen unserer Stellung als Mitbürger sein, und ich verbiete Ihnen das ein für allemal.“

„Ja, so sind die Weiber alle!“ rief der Major, sich zu dem gegenübersitzenden Stawrogin wendend, und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Nein, erlauben Sie, ich liebe den Liberalismus und die moderne Richtung und höre gern verständige Gespräche mit an; aber ich muß sagen: nur von Männern. Aber was die Weiber reden, dieses moderne leichtfertige Volk, — nein, davon verspüre ich einen physischen Schmerz! Dreh dich doch nicht soviel, hin und her!“ rief er der Studentin zu, die auf dem Stuhle nicht ruhig sitzen konnte; „nein, jetzt möchte ich auch das Wort haben; ich bin beleidigt worden.“

„Sie sind nur den anderen hinderlich, wissen aber selbst nichts zu sagen,“ brummte die Hausfrau unwillig.

„Nein, nun will ich doch auch meine Meinung aussprechen,“ wandte sich der hitzig werdende Major an Stawrogin. „Ich rechne auf Sie, Herr Stawrogin, als auf einen neu Hinzugekommenen, obwohl ich nicht die Ehre habe, Sie zu kennen. Ohne Männer gehen die Weiber zugrunde wie die Fliegen; das ist meine Meinung. Und ihre ganze Frauenfrage beruht lediglich auf Mangel an Originalität. Ich versichere Sie: diese ganze Frauenfrage haben ihnen die Männer dummerweise ausgedacht und sich damit selbst eine Rute gebunden; Gott sei nur Dank, daß ich nicht verheiratet bin! Nichts, wozu ein bißchen Phantasie gehört, nicht einmal ein einfaches Stickmuster können sie sich ausdenken; selbst die Stickmuster denken die Männer für sie aus! Sehen Sie, dieses Mädchen habe ich auf den Armen getragen, und als sie zehn Jahre alt war, habe ich mit ihr Masurka getanzt; heute ist sie angekommen; ich eile ihr natürlich entgegen, um sie zu umarmen, sie aber erklärt mir gleich nach dem zweiten Worte, daß es keinen Gott gebe. Hätte sie es wenigstens erst nach dem dritten Worte getan und nicht gleich nach dem zweiten; aber sie hatte es gar zu eilig! Na, wenn verständige Leute nicht an Gott glauben, dann tun sie das infolge ihres Verstandes; aber du, sage ich, du Knirps, was verstehst du von Gott? Dir hat das doch nur ein Student beigebracht, und wenn er dich unterwiesen hätte, die Lämpchen vor den Heiligenbildern anzuzünden, dann würdest du auch das tun.“

„Sie lügen immer; Sie sind ein sehr schlechter Mensch, und ich habe Ihnen vorhin Ihren geistigen Bankerott nachgewiesen,“ antwortete die Studentin geringschätzig, wie wenn es unter ihrer Würde wäre, sich mit einem solchen Menschen in lange Auseinandersetzungen einzulassen. „Ich habe Ihnen vorhin gesagt, daß man uns alle in der Religionsstunde gelehrt hat: ‚Wenn du deinen Vater und deine Eltern ehrst, dann wirst du lange leben, und es wird dir Reichtum gegeben werden.‘ Das steht in den zehn Geboten. Wenn Gott für nötig befunden hat, für die Liebe eine Belohnung zu bieten, so ist Ihr Gott unmoralisch. Mit diesen Sätzen habe ich Ihnen das vorhin bewiesen, und übrigens auch nicht gleich nach dem zweiten Worte, sondern weil Sie als Verwandter Rechte auf mich geltend machten. Wer kann etwas dafür, daß Sie so stumpfsinnig sind und es noch nicht verstehen? Sie fühlen sich gekränkt und ärgern sich, — so erklärt sich das Verhalten Ihrer ganzen Generation.“

„Du Närrin!“ sagte der Major.

„Und Sie sind ein Narr.“

„Schimpfe nur!“

„Aber erlauben Sie, Kapiton Maximowitsch, Sie haben ja selbst zu mir gesagt, Sie glaubten nicht an Gott,“ kreischte vom Ende des Tisches her Liputin.

„Was soll hier das, was ich gesagt habe? Mit mir ist das eine ganz andere Sache! Vielleicht glaube ich auch, nur nicht so ganz. Aber obgleich ich nicht vollständig glaube, sage ich doch nicht, daß Gott erschossen werden müsse. Ich habe, als ich noch bei den Husaren diente, über Gott viel nachgedacht. In allen Gedichten heißt es herkömmlicherweise, ein Husar trinke und führe ein flottes Leben; na ja, ich habe vielleicht auch getrunken; aber, glauben Sie mir, ich bin manchmal in der Nacht in bloßen Socken aufgesprungen und habe mich vor dem Heiligenbilde bekreuzt und gebetet, daß Gott mir den Glauben geben möge, weil mich schon damals die Frage beunruhigte: gibt es einen Gott oder nicht? So sauer habe ich es mir werden lassen! Am Morgen hat man dann natürlich seine Ablenkung, und der Glaube sinkt gewissermaßen zusammen, wie ich denn überhaupt bemerkt habe, daß bei Tage der Glaube immer etwas abnimmt.“

„Wird denn bei Ihnen nicht Karte gespielt werden?“ fragte Werchowenski die Hausfrau und gähnte dabei mit weit geöffnetem Munde.

„Ich sympathisiere durchaus mit Ihrer Frage, durchaus!“ rief die Studentin, die vor Entrüstung über die Worte des Majors einen ganz roten Kopf bekommen hatte.

„Man verliert nur die goldene Zeit, wenn man diese törichten Reden mit anhört,“ sagte die Wirtin in scharfem Tone und blickte ihren Mann streng an.

Die Studentin schickte sich zum Reden an.

„Ich wollte der Versammlung von den Leiden und dem Proteste der Studenten Mitteilung machen, und da die Zeit mit unmoralischen Gesprächen vergeudet wird …“

„Es gibt weder etwas Moralisches noch etwas Unmoralisches!“ konnte der Gymnasiast sich nicht enthalten zu bemerken, sowie die Studentin angefangen hatte zu reden.

„Das habe ich viel früher gewußt, als man es Ihnen beigebracht hat, Herr Gymnasiast.“

„Und ich behaupte,“ versetzte dieser wütend, „daß Sie ein Kind sind, das aus Petersburg hergekommen ist, um uns alle über Dinge aufzuklären, die wir bereits selbst wissen. Über das Gebot ‚Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren‘, das Sie nicht aufsagen konnten, und darüber, daß es unmoralisch ist, wissen schon seit Bjelinski1 alle Leute in Rußland Bescheid.“

„Wird denn dieses Gerede nicht endlich einmal ein Ende nehmen?“ fragte Madame Wirginskaja ihren Mann in scharfem Tone.

Als Wirtin schämte sie sich über die wertlosen Gespräche, besonders da sie bei den zum ersten Male eingeladenen Gästen eine gewisse Verwunderung und ein leises Lächeln bemerkte.

„Meine Herren,“ sagte Wirginski auf einmal mit erhobener Stimme, „falls jemand wünschen sollte, über etwas mehr zur Sache Gehöriges zu reden, oder falls jemand eine Mitteilung zu machen hat, schlage ich vor, ohne weiteren Zeitverlust damit zu beginnen.“

„Ich bin so frei, eine Frage zu stellen,“ sagte in sanftem Tone der lahme Lehrer, der bis dahin schweigsam und in besonders wohlanständiger Haltung dagesessen hatte: „ich würde gern wissen, ob wir hier jetzt eine Sitzung darstellen oder einfach eine Versammlung von gewöhnlichen Sterblichen bilden, die zu Besuch gekommen sind. Ich frage mehr um der Ordnung willen, und um mich nicht in Ungewißheit zu befinden.“

Die „listige“ Frage tat ihre Wirkung; alle schauten einander an, als ob einer vom andern eine Antwort erwartete, und plötzlich richteten alle wie auf Kommando ihre Blicke auf Werchowenski und Stawrogin.

„Ich schlage einfach vor, über die Antwort auf die Frage: ‚Sind wir eine Sitzung oder nicht?‘ abzustimmen,“ sagte Madame Wirginskaja.

„Ich schließe mich diesem Vorschlag durchaus an,“ ließ sich Liputin vernehmen, „obwohl er etwas unbestimmt ist.“

„Auch ich schließe mich an! Auch ich!“ riefen mehrere Stimmen.

„Auch ich bin der Ansicht, daß dann tatsächlich mehr Ordnung sein wird,“ fügte Wirginski bekräftigend hinzu.

„Also zur Abstimmung!“ forderte die Hausfrau auf. „Ljamschin, bitte, setzen Sie sich ans Klavier; Sie können auch von dort aus Ihre Stimme abgeben, wenn die Abstimmung begonnen hat.“

„Schon wieder!“ rief Ljamschin. „Ich habe Ihnen doch schon genug vorgetrommelt!“

„Ich bitte Sie dringend: setzen Sie sich hin, und spielen Sie! Wollen Sie denn nicht der Sache nützen?“

„Aber ich versichere Ihnen, Arina Prochorowna, daß niemand horcht. Das ist Ihrerseits nur eine Einbildung. Auch liegen ja die Fenster hoch, und wer kann da etwas verstehen, selbst wenn er horchte?“

„Wir verstehen ja selbst nicht einmal, um was es sich handelt,“ brummte eine Stimme.

„Ich aber sage Ihnen, daß Vorsicht immer notwendig ist. Ich möchte es für den Fall, daß Spione da sind,“ wandte sie sich erklärend an Werchowenski. „Mögen sie von der Straße aus hören, daß bei uns ein Namenstag gefeiert und musiziert wird.“

„Na, hol's der Teufel!“ schimpfte Ljamschin, setzte sich ans Klavier und begann nachlässig und fast mit den Fäusten auf die Tasten schlagend einen Walzer zu spielen.

„Diejenigen, die da wünschen, daß eine Sitzung stattfindet, fordere ich auf, die rechte Hand in die Höhe zu heben,“ schlug Madame Wirginskaja vor.

Einige hoben die Hand in die Höhe, andere nicht. Es gab auch solche, die die Hand in die Höhe hoben und wieder sinken ließen. Sie ließen sie sinken und hoben sie wieder in die Höhe.

„Donnerwetter, ich habe nichts verstanden!“ rief ein Offizier.

„Ich verstehe es auch nicht!“ rief ein anderer.

„Doch, ich verstehe es!“ rief ein dritter. „Wenn ‚ja‘, dann die Hand in die Höhe.“

„Aber was bedeutet denn ‚ja‘?“

„Das bedeutet: Sitzung.“

„Nein, es bedeutet: nicht Sitzung.“

„Ich habe für Sitzung gestimmt,“ rief der Gymnasiast, sich an Madame Wirginskaja wendend.

„Warum haben Sie denn dann nicht die Hand in die Höhe gehoben?“

„Ich habe immer nach Ihnen hingesehen; Sie haben sie nicht in die Höhe gehoben; deshalb habe ich es auch nicht getan.“

„Wie dumm! Ich habe es deswegen nicht getan, weil ich die Abstimmung vorschlug. Meine Herren, ich schlage noch einmal das umgekehrte Verfahren vor: wer eine Sitzung will, möge sitzen bleiben und die Hand nicht in die Höhe heben, und wer sie nicht will, der möge die rechte Hand in die Höhe heben!“

„Wer sie nicht will?“ fragte der Gymnasiast.

„Sie tun das wohl mit Absicht, wie?“ rief Madame Wirginskaja zornig.

„Nein, erlauben Sie, wer will, oder wer nicht will? Denn das muß doch ganz genau bestimmt werden,“ erschollen zwei, drei Stimmen.

„Wer nicht will, wer nicht will.“

„Na ja; aber was soll der tun? Die Hand in die Höhe heben oder sie nicht in die Höhe heben, wenn er nicht will?“ rief der Offizier.

„Ach, wir sind an den Parlamentarismus noch nicht gewöhnt!“ bemerkte der Major.

„Herr Ljamschin, tun Sie uns den Gefallen, Sie pauken so darauflos, daß niemand ein Wort verstehen kann,“ sagte der lahme Lehrer.

„Es horcht wahrhaftig niemand, Arina Prochorowna!“ rief Ljamschin aufspringend. „Und ich will auch nicht mehr spielen! Ich bin als Gast zu Ihnen gekommen, und nicht um auf dem Klavier herumzutrommeln!“

„Meine Herren!“ fuhr Wirginski fort; „antworten Sie alle mündlich: sind wir eine Sitzung oder nicht?“

„Eine Sitzung, eine Sitzung!“ ertönte es von allen Seiten.

„Wenn es so ist, dann bedarf es keiner Abstimmung; das genügt. Sind Sie damit zufrieden, meine Herren, oder soll noch abgestimmt werden?“

„Nicht nötig, nicht nötig; wir haben verstanden.“

„Vielleicht wünscht jemand keine Sitzung?“

„Nein, nein, wir wollen alle!“

„Aber was ist denn eigentlich eine Sitzung?“ rief eine Stimme.

Es erfolgte keine Antwort.

„Es muß ein Präsident gewählt werden!“ wurde von verschiedenen Seiten gerufen.

„Der Hausherr, selbstverständlich der Hausherr!“

„Meine Herren, wenn es so ist,“ begann der zum Präsidenten gewählte Wirginski, „so wiederhole ich den von mir vorhin gemachten Vorschlag: falls jemand wünschen sollte, über etwas mehr zur Sache Gehöriges zu reden, oder falls jemand eine Mitteilung zu machen hat, so möge er ohne Zeitverlust damit beginnen.“

Allgemeines Schweigen. Die Blicke aller wandten sich von neuem nach Stawrogin und Werchowenski hin.

„Werchowenski, haben Sie nicht eine Erklärung abzugeben?“ fragte ihn die Hausfrau direkt.

„Absolut nicht!“ sagte er, die Silben dehnend, und rekelte sich gähnend auf seinem Stuhle. „Ich würde übrigens gern ein Glas Kognak trinken.“

„Stawrogin, wollen Sie nicht?“

„Ich danke, ich trinke nicht.“

„Ich meine, ob Sie nicht reden wollen; vom Kognak spreche ich nicht.“

„Reden? Wovon? Nein, das liegt nicht in meiner Absicht.“

„Es wird Ihnen Kognak gebracht werden,“ antwortete sie Werchowenski.

Die Studentin erhob sich. Sie war schon vorher mehrmals halb aufgesprungen.

„Ich bin hergekommen, um von den Leiden der unglücklichen Studenten Mitteilung zu machen, und davon, daß sie aller Orten zum Protest aufgerufen werden sollen …“

Aber sie brach ab; am andern Ende des Tisches war bereits ein Konkurrent erschienen, und alle Blicke wandten sich zu ihm hin. Der langohrige Schigalew hatte sich mit finsterer, mürrischer Miene langsam von seinem Platze erhoben und melancholisch ein dickes Heft mit außerordentlich kleiner Schrift auf den Tisch gelegt. Er setzte sich nicht wieder hin und schwieg. Viele blickten mit Bestürzung auf das Heft; aber Liputin, Wirginski und der lahme Lehrer schienen mit irgend etwas zufrieden zu sein.

„Ich bitte ums Wort,“ sagte Schigalew in mürrischem, aber festem Tone.

„Sie haben das Wort,“ erklärte Wirginski.

Der Redner setzte sich, schwieg etwa eine halbe Minute lang und begann dann mit gewichtigem Ernste:

„Meine Herren! …“

„Da ist der Kognak!“ sagte verdrossen und geringschätzig die Verwandte, deren Amt es war, den Tee einzuschenken; sie hatte sich entfernt gehabt, um den Kognak zu holen, und stellte jetzt vor Werchowenski die Flasche hin, sowie auch ein Glas, das sie in den bloßen Fingern gebracht hatte, ohne Untersatz und ohne Teller.

Der unterbrochene Redner hielt würdevoll inne.

„Lassen Sie sich nicht stören; fahren Sie nur fort; ich höre doch nicht zu!“ rief Werchowenski und goß sich ein Glas ein.

„Meine Herren, indem ich mich an Ihre Aufmerksamkeit wende“, begann Schigalew von neuem, „und, wie Sie weiter unten sehen werden, um Ihre Hilfe in einem Punkte von allergrößter Wichtigkeit bitte, muß ich eine Einleitung vorausschicken.“

„Arina Prochorowna, haben Sie keine Schere?“ fragte Peter Stepanowitsch auf einmal.

„Wozu brauchen Sie eine Schere?“ fragte sie und sah ihn mit weitgeöffneten Augen an.

„Ich habe vergessen, mir die Nägel zu schneiden; seit drei Tagen habe ich es mir schon vorgenommen,“ erwiderte er und betrachtete harmlos seine langen, unsauberen Nägel.

Arina Prochorowna wurde dunkelrot vor Ärger; aber Fräulein Wirginskaja schien an dieser Ungeniertheit Gefallen zu finden.

„Ich glaube, ich habe sie vorhin hier auf dem Fensterbrett gesehen,“ sagte Arina Prochorowna, stand vom Tische auf, ging hin, suchte die Schere und brachte sie alsbald.

Peter Stepanowitsch gönnte der gefälligen Hausfrau nicht einmal einen Blick, nahm die Schere hin und begann, sie zu benutzen. Arina Prochorowna sagte sich, das müsse wohl ein realistisches Benehmen sein, und schämte sich ihrer Empfindlichkeit. Die Versammelten wechselten schweigend Blicke miteinander. Der lahme Lehrer betrachtete Werchowenski voll Zorn und Haß. Schigalew fuhr fort:

„Indem ich meine Energie dem Studium der Frage widmete, wie beschaffen die sozialistische Einrichtung der künftigen Gesellschaft sein müsse, von der die jetzige abgelöst werden wird, bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß alle Begründer sozialistischer Systeme von den ältesten Zeiten bis zu unserem Jahre 187.. Phantasten, Märchenerzähler und Dummköpfe gewesen sind, die absolut nichts von der Naturwissenschaft und von jenem seltsamen Wesen, das Mensch genannt wird, verstanden. Plato, Rousseau, Fourier sind Säulen aus Aluminium; all das taugt vielleicht für Spatzen, aber nicht für die menschliche Gesellschaft. Aber da die Feststellung der künftigen Gesellschaftsform gerade jetzt, wo wir alle uns endlich zum Handeln anschicken, unumgänglich notwendig ist, damit wir nachher nicht mehr darüber nachzudenken brauchen, so schlage ich mein eigenes System der Welteinrichtung vor. Hier ist es!“ Er klopfte auf das Heft. „Ich wollte der Versammlung mein Buch nach Möglichkeit in abgekürzter Form darlegen; aber ich sehe, daß ich notwendigerweise noch eine Menge von mündlichen Erklärungen werde hinzufügen müssen, und daher wird die ganze Darlegung mindestens zehn Abende erfordern, nach der Zahl der Kapitel meines Buches.“ (Gelächter wurde vernehmbar). „Außerdem erkläre ich im voraus, daß mein System noch nicht zum Abschluß gebracht ist.“ (Wieder Lachen.) „Ich habe mich in meinen eigenen Aufstellungen verwirrt, und mein Schlußresultat steht in direktem Widerspruche mit der ursprünglichen Idee, von der ich ausgehe. Indem ich von unbeschränkter Freiheit ausgehe, schließe ich mit unbeschränktem Despotismus. Ich füge jedoch hinzu, daß es außer meiner Lösung des sozialistischen Problems keine andere geben kann.“

Das Gelächter hatte sich immer mehr gesteigert; aber es lachten vorwiegend die jungen und sozusagen noch wenig eingeweihten Gäste. Auf den Gesichtern der Hausfrau, Liputins und des lahmen Lehrers prägte sich deutlich ein gewisser Ärger aus.

„Wenn Sie selbst es nicht verstanden haben, Ihr System zurechtzumodeln, und darüber in Verzweiflung geraten sind, was sollen dann wir erst machen?“ bemerkte vorsichtig einer der Offiziere.

„Sie haben recht, Herr aktiver Offizier,“ wandte sich Schigalew in scharfem Tone zu ihm, „und besonders darin, daß Sie das Wort ‚Verzweiflung‘ gebraucht haben. Ja, ich bin zur Verzweiflung gelangt; nichtsdestoweniger ist alles, was in meinem Buche dargelegt ist, durch nichts anderes zu ersetzen, und eine andere Lösung gibt es nicht; es wird niemand eine andere erdenken können. Und darum beeile ich mich ohne Zeitverlust, die ganze Gesellschaft aufzufordern, wenn sie mein Buch im Laufe von zehn Abenden wird angehört haben, ihre Meinung zu sagen. Wenn aber die Mitglieder mich nicht anhören wollen, dann wollen wir gleich von vornherein auseinandergehen: die Männer, um im Staatsdienste tätig zu sein, die Frauen in ihre Küchen; denn nach Ablehnung meines Buches wird den einen wie den andern weiter nichts übrigbleiben. Ab-so-lut nichts! Wenn sie den richtigen Zeitpunkt vorübergehen lassen, so werden sie sich selbst schaden, da sie dann unvermeidlich zu ihrer alten Beschäftigung zurückkehren müssen.“

Es entstand eine Bewegung: „Was ist mit ihm? Er ist wohl verrückt, wie?“ wurde von mehreren gerufen.

„Also handelt es sich jetzt lediglich um Schigalews Verzweiflung,“ bemerkte Ljamschin, das Fazit ziehend. „Der Kern der Frage ist aber der: darf er in Verzweiflung sein oder nicht?“

„Schigalews an Verzweiflung grenzender Zustand ist eine rein persönliche Frage,“ äußerte der Gymnasiast.

„Ich beantrage, darüber abzustimmen, inwieweit Schigalews Verzweiflung die gemeinsame Sache berührt, und damit zugleich, ob es der Mühe wert ist, ihn anzuhören,“ schlug ein Offizier vergnügt vor.

„Es handelt sich hier um etwas anderes,“ mischte sich endlich der Lahme ein. Meist sprach er mit einer Art von spöttischem Lächeln, so daß schwer zu unterscheiden war, ob er im Ernst redete oder scherzte. „Es handelt sich hier um etwas anderes, meine Herrschaften! Herr Schigalew hat sich seiner Aufgabe mit großem Ernste gewidmet und ist dabei sehr bescheiden. Sein Buch ist mir bekannt. Er schlägt als endgültige Lösung der Frage die Zerlegung der Menschheit in zwei ungleiche Teile vor. Ein Zehntel erhält die Freiheit der Persönlichkeit und das unbeschränkte Recht über die übrigen neun Zehntel. Diese aber müssen ihre Persönlichkeit verlieren und sich in eine Art von Herde verwandeln und bei unbegrenztem Gehorsam durch eine Reihe von Wiedergeburten die ursprüngliche Unschuld, gewissermaßen das ursprüngliche Paradies wiedererlangen, obwohl sie übrigens auch werden arbeiten müssen. Die vom Verfasser vorgeschlagenen Maßregeln, um neun Zehnteln der Menschheit den Willen zu nehmen und dieselben vermittels einer umbildenden Erziehung ganzer Generationen in eine Herde zu verwandeln, sind sehr interessant, auf naturwissenschaftliche Tatsachen gegründet und streng logisch. Man kann mit einzelnen Schlußfolgerungen nicht einverstanden sein; aber an der Klugheit und den Kenntnissen des Verfassers kann man nicht leicht zweifeln. Es ist schade, daß seine Forderung von zehn Abenden mit den Umständen völlig unvereinbar ist; sonst würden wir viel Interessantes zu hören bekommen.“

„Reden Sie wirklich im Ernst?“ wandte sich Madame Wirginskaja ordentlich erregt an den Lahmen. „Wenn doch dieser Mensch nicht weiß, wo er mit den Menschen bleiben soll, und daher neun Zehntel von ihnen zu Sklaven macht? Ich habe ihn schon lange im Verdacht gehabt.“

„Sie reden von Ihrem Bruder?“ fragte der Lahme.

„Was soll dabei die Verwandtschaft? Wollen Sie sich über mich lustig machen?“

„Und außerdem sollen sie für die Aristokraten arbeiten und ihnen wie Göttern gehorchen; das ist eine Gemeinheit!“ rief die Studentin hitzig.

„Was ich vorschlage, ist nicht eine Gemeinheit, sondern ein Paradies, ein irdisches Paradies, und ein anderes ist auf der Erde nicht möglich,“ erklärte Schigalew autoritativ.

„Ich aber würde“, rief Ljamschin, „statt eines Paradieses, diese neun Zehntel der Menschheit, wenn man nun doch einmal nicht weiß, wo man mit ihnen bleiben soll, einfach nehmen und in die Luft sprengen und würde nur ein Häufchen von gebildeten Leuten übriglassen, die dann ein behagliches, der Wissenschaft gewidmetes Leben führen könnten.“

„So kann nur ein Hansnarr sprechen!“ fuhr die Studentin auf.

„Ein Hansnarr ist er, aber ein nützlicher,“ flüsterte ihr Madame Wirginskaja zu.

„Und vielleicht wäre das die beste Lösung der Aufgabe!“ wandte sich Schigalew eifrig an Ljamschin. „Sie wissen natürlich gar nicht, was für einen tiefen Gedanken auszusprechen Ihnen gelungen ist. Sie lustiger Herr! Aber da Ihr Gedanke nahezu undurchführbar ist, so müssen wir uns auf das irdische Paradies beschränken, wenn es nun einmal so genannt worden ist.“

„Aber das ist ja der reine Unsinn!“ rief Werchowenski, als ob ihm dieser Ausruf unwillkürlich entführe. Übrigens war er immer noch, ohne irgendwelche Teilnahme zu bekunden und ohne die Augen in die Höhe zu heben, damit beschäftigt, sich die Nägel zu schneiden.

„Warum soll es denn Unsinn sein?“ fiel der Lahme sofort ein, wie wenn er nur auf das erste Wort von jenem gewartet hätte, um daran anzuknüpfen. „Warum denn Unsinn? Herr Schigalew ist teilweise ein Fanatiker der Menschenliebe; aber vergessen Sie nicht, daß sich bei Fourier, besonders bei Cabet und sogar bei Proudhon selbst eine Menge der despotischsten, phantastischsten Lösungsversuche für diese Frage finden. Herr Schigalew behandelt die Frage sogar vielleicht weit nüchterner, als es jene Männer tun. Ich versichere Sie, wenn man sein Buch liest, ist es beinahe unmöglich, in einigen Punkten anderer Meinung zu sein. Er hat sich vielleicht weniger als alle anderen vom Realismus entfernt, und sein irdisches Paradies ist fast das wirkliche, eben jenes, über dessen Verlust die Menschheit seufzt, wenn anders es wirklich einmal existiert hat.“

„Na, das hatte ich mir doch gedacht, daß ich da übel ankommen würde,“ murmelte Werchowenski wieder.

„Erlauben Sie,“ fuhr der Lahme, immer hitziger werdend, fort, „über die künftige soziale Einrichtung zu urteilen und zu sprechen, das ist für alle denkenden Menschen der Jetztzeit geradezu ein Ding der Notwendigkeit. Herzen hat sich sein ganzes Leben lang ausschließlich mit diesem Gegenstande beschäftigt; Bjelinski hat, wie mir glaubwürdig bekannt geworden ist, ganze Abende mit seinen Freunden damit verbracht, sogar über die unbedeutendsten Details, sozusagen über die Küchenfragen in der künftigen sozialen Einrichtung, zu debattieren und im voraus Festsetzungen zu treffen.“

„Manche verlieren dabei sogar den Verstand,“ bemerkte auf einmal der Major.

„Man könnte doch wenigstens etwas sagen, statt diktatorhaft dazusitzen und zu schweigen,“ äußerte Liputin boshaft, als wenn er endlich Mut gefaßt hätte, den Angriff zu beginnen.

„Ich habe nicht von Schigalew gesagt, daß sein System Unsinn sei,“ murmelte Werchowenski. „Sehen Sie, meine Herren,“ (hier hob er einen Moment die Augen in die Höhe), „meiner Ansicht nach sind alle diese Bücher von Fourier, von Cabet, dieses ganze Recht auf Arbeit, der Schigalewismus, sämtlich eine Art von Romanen, deren man hunderttausend schreiben könnte. Ein ästhetischer Zeitvertreib. Ich verstehe es, daß Sie sich hier in der kleinen Stadt langweilen und sich auf das Schreibpapier stürzen.“

„Erlauben Sie,“ erwiderte der Lahme, auf seinem Stuhle hin und her zuckend, „wenn wir auch Provinzialen und somit gewiß bedauernswerte Menschen sind, so wissen wir doch, daß auf der Welt einstweilen noch nichts Neues von solcher Art geschehen ist, daß wir darüber weinen müßten, es verpaßt zu haben. Da wird uns nun in allerlei heimlich verbreiteten Blättchen ausländischen Fabrikats vorgeschlagen, wir möchten uns zusammentun und Klubs bilden ausschließlich zum Zwecke allgemeiner Zerstörung, mit der Begründung, wie man auch an der Welt herumkurieren möge, ganz gesund werde man sie doch nie machen können; wenn man aber durch ein radikales Verfahren hundert Millionen Köpfe abschneiden und sich dadurch eine Erleichterung verschaffe, so könne man besser über den Graben springen. Ohne Zweifel ein schöner Gedanke, der aber mindestens ebenso unvereinbar mit der Wirklichkeit ist wie der ‚Schigalewismus‘, über den Sie sich soeben so geringschätzig geäußert haben.“

„Na, ich bin nicht hergekommen, um zu debattieren,“ entfuhr es Werchowenski unversehens, und als ob er den von ihm geschossenen Bock gar nicht bemerkte, rückte er sich ein Licht näher heran, um für seine Beschäftigung mehr Helligkeit zu haben.

„Schade, sehr schade, daß Sie nicht hergekommen sind, um zu debattieren, und sehr schade, daß Sie jetzt mit Ihrer Toilette beschäftigt sind!“

„Was geht Sie meine Toilette an?“

„Das Abschlagen von hundert Millionen Köpfen ist ebenso schwer ausführbar wie die Umgestaltung der Welt durch Propaganda. Ja, vielleicht noch schwerer, besonders wenn es in Rußland geschehen soll,“ wagte Liputin wieder zu bemerken.

„Auf Rußland sind jetzt die Hoffnungen der Welt gerichtet,“ sagte ein Offizier.

„Das haben wir gehört, daß man auf uns hofft,“ fiel der Lahme ein. „Es ist uns bekannt, daß auf unser schönes Vaterland ein geheimnisvoller Zeigefinger hinweist als auf dasjenige Land, das zur Ausführung der großen Aufgabe am meisten befähigt ist. Nur eines möchte ich dabei bemerken: im Falle einer allmählichen Lösung der Aufgabe durch Propaganda habe ich persönlich wenigstens einen kleinen Gewinn davon, ich kann wenigstens vergnüglich darüber plaudern und erhalte von den Oberen für die Dienste, die ich der Sache des Sozialismus leiste, einen Rang und Titel. Aber im zweiten Falle, bei einer schnellen Lösung der Aufgabe mittels des Abschlagens von hundert Millionen Köpfen, welche Belohnung wird mir dabei zuteil werden? Wenn ich dafür Propaganda zu machen anfange, schneidet man mir womöglich noch die Zunge aus.“

„Die wird man Ihnen unfehlbar ausschneiden,“ sagte Werchowenski.

„Sehen Sie wohl! Und da man selbst unter den günstigsten Umständen nicht früher als in fünfzig Jahren, na, sagen wir selbst in dreißig Jahren mit einer solchen Metzelei fertig werden wird (denn die andern sind doch auch keine Hammel und werden sich nicht so ohne weiteres abschlachten lassen), wäre es da nicht besser, seine Siebensachen zusammenzunehmen und über stille Meere irgendwohin nach stillen Inseln auszuwandern und dort in Ruhe und Frieden die Augen zu schließen? Glauben Sie mir,“ schloß er und klopfte bedeutsam mit dem Finger auf den Tisch, „Sie werden durch eine solche Propaganda nur eine Auswanderung hervorrufen, weiter nichts!“

Er schwieg, sichtlich im Gefühl des Triumphes. Er war einer der stärksten Köpfe der Gouvernementsstadt. Liputin lächelte heimtückisch; Wirginski hörte mit etwas niedergeschlagener Miene zu; alle übrigen folgten dem Streite mit größter Aufmerksamkeit, besonders die Damen und die Offiziere. Alle hatten den Eindruck, daß der Agent für das Abschlagen von hundert Millionen Köpfen an die Wand gedrückt sei, und warteten, wie sich die Sache weiter entwickeln werde.

„Das war übrigens von Ihnen sehr gut gesagt,“ murmelte Werchowenski in noch gleichgültigerer Manier als vorher und sogar wie gelangweilt. „Auswandern, das ist ein guter Gedanke. Aber wenn trotz all der offenbaren Nachteile, die Sie vorhersehen, sich von Tag zu Tag immer mehr Kämpfer für die gemeinsame Sache anfinden, dann werden wir auch ohne Sie auskommen. Hier, mein Verehrter, wird eine neue Religion an die Stelle der alten treten; daher werden sich auch so viele Vorkämpfer für sie einstellen, und die Sache wird mächtig werden. Sie aber, wandern Sie immerhin aus! Und wissen Sie, ich möchte Ihnen raten, gehen Sie nach Dresden, und nicht nach den stillen Inseln. Erstens hat diese Stadt noch nie eine Epidemie in ihren Mauern gesehen, und da Sie ein geistig hochentwickelter Mensch sind, so fürchten Sie sich gewiß vor dem Tode; zweitens liegt es nicht weit von der russischen Grenze, so daß Sie schneller aus dem lieben Vaterlande Ihre Einkünfte beziehen können; drittens enthält es sogenannte Kunstschätze, und Sie sind ein ästhetisch veranlagter Mensch, ein früherer Lehrer der Literatur, wenn ich nicht irre; na, und endlich hat Dresden sogar eine eigene Schweiz im Westentaschenformat, und das ist von Wert für die poetische Begeisterung; denn Sie schreiben doch gewiß Verse. Kurz, Sie werden sich da wie in Abrahams Schoß fühlen!“

Es wurde eine lebhafte Bewegung bemerkbar; namentlich die Offiziere wurden unruhig. Noch ein Augenblick, und alle hätten gleichzeitig losgeredet. Aber der Lahme fuhr gereizt auf den Köder los:

„Nein, ich werde denn doch wohl die gemeinsame Sache nicht im Stiche lassen! Man muß diese Dinge verstehen …“

„Wenn es so ist, würden Sie dann auch in ein Fünferkomitee eintreten, wenn ich Sie dazu aufforderte?“ platzte Werchowenski plötzlich heraus und legte die Schere auf den Tisch.

Alle fuhren zusammen. Dieser rätselhafte Mensch decouvrierte sich gar zu plötzlich. Sogar von dem Fünferkomitee sprach er geradezu.

„Jeder fühlt sich als einen Ehrenmann und wird sich der gemeinsamen Sache nicht entziehen,“ erwiderte der Lahme ausweichend; „aber …“

„Nein, hier gilt kein Aber,“ unterbrach ihn Werchowenski herrisch und schroff. „Ich erkläre, meine Herren, daß ich eine offene Antwort haben muß. Ich weiß sehr wohl, daß ich, da ich Sie alle zusammengerufen habe und selbst hierhergekommen bin, Ihnen Aufklärungen schulde“ (wieder eine unerwartete Offenherzigkeit); „aber ich kann Ihnen keine Aufklärungen geben, ehe ich nicht Ihre Gesinnung kennen gelernt habe. Unter Vermeidung von Gesprächen (denn wir wollen nicht wieder dreißig Jahre lang schwatzen, wie man bisher dreißig Jahre lang geschwatzt hat) frage ich Sie: was ist Ihnen lieber: der langsame Weg, der darin besteht, daß man sozialistische Romane schreibt und die Schicksale der Menschheit für tausend Jahre in kanzleimäßiger Art auf dem Papier im voraus bestimmt, während unterdes der Despotismus die Bratenstücke verschluckt, die Ihnen von selbst an den Mund fliegen, die Sie aber an Ihrem Munde vorbeilassen; oder halten Sie es mit der schnellen Entscheidung, sie bestehe, worin sie wolle, die aber endlich die Hände freimachen und der Menschheit die Möglichkeit geben wird, sich nach Bequemlichkeit selbst in sozialistischer Form einzurichten, und zwar nun in Wirklichkeit und nicht mehr bloß auf dem Papier? Da schreit man nun: ‚Hundert Millionen Köpfe!‘ Das ist vielleicht überhaupt nur ein vager Ausdruck; aber selbst wörtlich genommen, was ist dabei Fürchterliches, wenn doch bei den langsamen, schreibseligen Träumereien der Despotismus in hundert Jahren nicht hundert, sondern fünfhundert Millionen Köpfe frißt? Beachten Sie auch, daß ein unheilbarer Kranker doch nicht geheilt wird, was für papierne Rezepte auch immer für ihn geschrieben werden, sondern vielmehr, wenn es lange dauert, dermaßen in Fäulnis übergeht, daß er auch uns ansteckt und alle frischen Kräfte verdirbt, auf die man jetzt noch rechnen kann, so daß wir schließlich alle zugrunde gehen. Ich gebe völlig zu, daß schönklingende liberale Reden zu führen sehr vergnüglich, zu handeln dagegen etwas kitzlig ist … Na, ich verstehe mich übrigens nicht darauf, zu reden; ich bin mit gewissen Mitteilungen hergekommen, und daher bitte ich die ganze verehrte Gesellschaft, nicht abzustimmen, sondern schlicht und einfach zu erklären, was Ihnen mehr Vergnügen macht: der Schildkrötengang im Sumpfe oder die Fahrt mit Volldampf durch den Sumpf hindurch?“

„Ich bin entschieden für die Fahrt mit Volldampf!“ rief der Gymnasiast entzückt.

„Ich auch,“ schloß sich Ljamschin an.

„Was man zu wählen hat, kann natürlich nicht zweifelhaft sein,“ murmelte ein Offizier, nach ihm ein anderer, nach diesem noch jemand.

Besonders überraschte es alle, daß Werchowenski „Mitteilungen“ machen wollte und selbst in Aussicht gestellt hatte, sofort zu reden.

„Meine Herren, ich sehe, daß fast alle sich im Sinne der Proklamationen entscheiden,“ sagte er, indem er seine Augen über die Anwesenden hinschweifen ließ.

„Alle, alle!“ rief die Mehrzahl.

„Ich muß gestehen, ich stehe mehr auf Seiten der humanen Lösung,“ sagte der Major; „aber da alle der andern Ansicht sind, so will ich mich ihnen anschließen.“

„Also auch Sie erheben keinen Widerspruch?“ wandte sich Werchowenski an den Lahmen.

„Ich kann eigentlich nicht sagen, daß ich …“ erwiderte dieser, ein wenig errötend; „aber wenn ich jetzt der Meinung aller beitrete, so tue ich es einzig und allein, um nicht ein störendes Element zu sein …“

„Sehen Sie wohl, so sind Sie alle! Sie, mein Herr, sind bereit, ein halbes Jahr lang als liberaler Schönredner zu debattieren; aber schließlich stimmen Sie doch mit allen! Meine Herren, überlegen Sie es sich: ist es wahr, daß Sie alle bereit sind?“

(Wozu bereit? Die Frage war unbestimmt, aber sehr verführerisch.)

„Gewiß, alle …“ wurde von vielen geantwortet.

Übrigens blickten alle einander an.

„Aber vielleicht werden Sie es nachher bereuen, so schnell zugestimmt zu haben? So geht es ja bei Ihnen fast immer.“

Der Anwesenden bemächtigte sich eine Erregung, eine Erregung in verschiedenem Sinne, aber eine starke Erregung. Der Lahme eilte auf Werchowenski zu.

„Gestatten Sie mir aber doch die Bemerkung, daß Antworten aus solche Fragen nur bedingungsweise gegeben werden. Wenn wir auch Ja gesagt haben, so vergessen Sie doch, bitte, nicht, daß eine in so seltsamer Art gestellte Frage …“

„Wieso in seltsamer Art?“

„In einer Art, in welcher ähnliche Fragen sonst nicht gestellt werden.“

„Dann bitte, belehren Sie mich! Aber wissen Sie, ich war von vornherein überzeugt, daß Sie der erste sein würden, der es bereuen werde.“

„Sie haben uns eine Bereitschaftserklärung zu sofortigem Handeln entlockt; aber welches Recht hatten Sie zu solchem Vorgehen? Welche Vollmacht, um solche Fragen zu stellen?“

„Wenn es Ihnen nur vorher eingefallen wäre, danach zu fragen! Warum haben Sie geantwortet? Sie haben zugestimmt, und nun haben Sie sich anders besonnen.“

„Meiner Ansicht nach legt die leichtfertige Offenherzigkeit Ihrer Hauptfrage den Gedanken nahe, daß Sie überhaupt keine Vollmacht und kein Recht besitzen, sondern diese neugierige Frage nur aus sich gestellt haben.“

„Wovon reden Sie? Wovon reden Sie?“ rief Werchowenski, wie wenn er anfinge sich sehr zu beunruhigen.

„Ich meine, daß die Übertragung irgendeiner Vertrauensstellung doch wenigstens unter vier Augen erfolgt und nicht in einer unbekannten Gesellschaft von zwanzig Personen!“ sagte der Lahme heftig.

Er hatte sich jetzt völlig ausgesprochen, war aber sehr gereizt. Werchowenski wandte sich mit vorzüglich erkünstelter Unruhe an die Gesellschaft.

„Meine Herren, ich halte es für meine Pflicht, Ihnen allen zu erklären, daß dieses alles nur dummes Zeug ist und unser Gespräch zu weit gegangen ist. Ich habe noch niemandem eine Vertrauensstellung übertragen, und niemand hat das Recht, von mir zu sagen, ich übertrüge Vertrauensstellungen; sondern wir haben einfach unsere Meinungen ausgetauscht. Nicht wahr? Aber wie dem auch sei,“ wandte er sich wieder an den Lahmen, „Sie versetzen mich in große Unruhe; ich hätte nicht gedacht, daß es hier erforderlich wäre, über solche beinah unschuldigen Dinge unter vier Augen zu reden. Oder befürchten Sie eine Denunziation? Kann sich wirklich jetzt ein Denunziant unter uns befinden?“

Es entstand eine gewaltige Aufregung; alle fingen an zu reden.

„Meine Herren, wenn es so ist,“ fuhr Werchowenski fort, „so bin ich derjenige, der sich am meisten von allen kompromittiert hat, und darum schlage ich Ihnen vor, auf meine Frage zu antworten, selbstverständlich nur, wenn Sie wollen. Sie haben vollständig Ihren freien Willen.“

„Was für eine Frage? Was für eine Frage?“ lärmten alle los.

„Eine Frage von der Art, daß durch ihre Beantwortung klar werden wird, ob wir zusammenbleiben können, oder ob es angezeigt ist, daß wir schweigend unsere Mützen nehmen und auseinandergehen, ein jeder seines Weges.“

„Die Frage, die Frage!“

„Wenn ein jeder von uns von einem beabsichtigten politischen Morde wüßte, würde er dann, obgleich er alle Folgen seines Schrittes voraussieht, hingehen und denunzieren, oder würde er zu Hause bleiben und die Ereignisse abwarten? Darüber können die Ansichten verschieden sein. Die Antwort auf diese Frage wird deutlich besagen, ob wir auseinandergehen müssen oder zusammenbleiben können, und zwar nicht nur für diesen einen Abend. Gestatten Sie, daß ich mich zuerst an Sie wende!“ wandte er sich an den Lahmen.

„Warum denn zuerst an mich?“

„Weil Sie die ganze Sache angefangen haben. Tun Sie mir den Gefallen und weichen Sie nicht aus! Geschicklichkeit hilft hier nichts. Aber natürlich, wie Sie wollen: Sie haben Ihren freien Willen.“

„Entschuldigen Sie, aber eine derartige Frage ist geradezu beleidigend.“

„Nein, antworten Sie recht präzise!“

„Ein Agent der Geheimpolizei bin ich nie gewesen,“ erwiderte der, noch mehr bemüht, einer geraden Antwort zu entgehen.

„Tun Sie mir den Gefallen, präziser zu antworten; halten Sie mich nicht auf!“

Der Lahme war so wütend, daß er überhaupt nicht mehr antwortete. Schweigend sah er mit zornigem Blicke durch seine Brille seinen Peiniger starr an.

„Ja oder nein? Würden Sie denunzieren oder nicht?“ rief Werchowenski.

„Selbstverständlich werde ich nicht denunzieren!“ rief der Lahme noch viel lauter.

„Und keiner wird denunzieren, selbstverständlich nicht!“ ließen sich viele Stimmen vernehmen.

„Erlauben Sie, daß ich mich an Sie wende, Herr Major! Würden Sie denunzieren oder nicht?“ fuhr Werchowenski fort. „Und beachten Sie, bitte: ich wende mich absichtlich gerade an Sie.“

„Ich werde nicht denunzieren.“

„Nun, aber wenn Sie wüßten, daß jemand einen andern, gewöhnlichen Sterblichen ermorden und berauben will, dann würden Sie denunzieren und den Betreffenden warnen?“

„Gewiß, aber das ist ein Fall aus dem bürgerlichen Leben, und vorher handelte es sich um eine politische Denunziation. Ein Agent der Geheimpolizei bin ich nie gewesen.“

„Das ist hier niemand gewesen,“ erschollen wieder mehrere Stimmen. „Die Frage war unnötig. Wir alle haben dafür dieselbe Antwort. Hier sind keine Denunzianten!“

„Warum steht dieser Herr auf?“ rief die Studentin.

„Das ist Schatow. Warum sind Sie aufgestanden, Schatow?“ rief die Wirtin.

Schatow war tatsächlich aufgestanden, er hielt seine Mütze in der Hand und blickte Werchowenski an. Er schien etwas sagen zu wollen, aber noch zu schwanken. Sein Gesicht war blaß und grimmig; aber er beherrschte sich, sagte kein Wort und ging schweigend zur Tür.

„Schatow, das ist für Sie nicht vorteilhaft!“ rief ihm Werchowenski rätselhaft nach.

„Aber für dich ist es vorteilhaft, du Spion, du Schurke!“ schrie ihm von der Tür aus Schatow zu und ging vollends hinaus.

Wieder wurde durcheinander geschrien und gerufen.

„Das war eine gute Probe!“ rief jemand.

„Die hat sich bewährt!“ rief ein anderer.

„Hat sie sich nicht zu spät bewährt?“ bemerkte ein dritter.

„Wer hat ihn eingeladen? — Wer hat ihn aufgenommen? — Was ist das für einer? — Was für ein Mensch ist dieser Schatow? — Wird er denunzieren oder nicht?“ so schwirrten nun die Fragen durcheinander.

„Wenn er ein Denunziant wäre, würde er sich verstellen; aber er hat die Sache einfach hingeworfen und ist hinausgegangen,“ bemerkte jemand.

„Da steht auch Stawrogin auf; Stawrogin hat ebenfalls nicht auf die Frage geantwortet!“ rief die Studentin.

Stawrogin war wirklich aufgestanden, und mit ihm zugleich hatte sich am andern Ende des Tisches auch Kirillow erhoben.

„Erlauben Sie, Herr Stawrogin,“ wandte sich, die Hausfrau an ihn in scharfem Tone; „wir alle haben hier auf die Frage geantwortet, und Sie gehen schweigend fort?“

„Ich sehe keine Notwendigkeit, auf eine Frage zu antworten, weil sie Sie interessiert,“ murmelte Stawrogin.

„Aber wir haben uns kompromittiert, und Sie sich nicht!“ schrien einige Stimmen.

„Was geht das mich an, daß Sie sich kompromittiert haben?“ versetzte Stawrogin lachend; aber seine Augen funkelten.

„Wie meint er das: ‚was geht es mich an?‘ Was will er damit sagen?“ wurde von verschiedenen Seiten gerufen.

Viele sprangen von den Stühlen auf.

„Erlauben Sie, meine Herren, erlauben Sie,“ rief der Lahme; „Herr Werchowenski hat ja die Frage ebenfalls nicht beantwortet, sondern sie nur gestellt.“

Diese Bemerkung brachte eine überraschende Wirkung hervor. Alle sahen sich wechselseitig an. Stawrogin lachte dem Lahmen laut ins Gesicht und ging hinaus; Kirillow folgte ihm. Werchowenski lief hinter ihnen her ins Vorzimmer.

„Was tun Sie mir da an?“ murmelte er, indem er Stawrogin bei der Hand ergriff und sie aus aller Kraft in der seinigen zusammendrückte. Der riß schweigend seine Hand los.

„Gehen Sie gleich zu Kirillow,“ fuhr Peter Stepanowitsch fort; „ich werde auch hinkommen … Ich muß notwendig mit Ihnen reden, ganz notwendig!“

„Aber ich nicht mit Ihnen,“ versetzte Stawrogin kurz.

„Stawrogin wird da sein,“ erklärte Kirillow, das Gespräch abschließend. „Sie müssen, Stawrogin. Ich werde Ihnen dort etwas zeigen.“

Sie gingen hinaus.


  1. Literarischer Kritiker und realistischer Philosoph, 1811–1848. Anmerkung des Übersetzers.