Theophrasts Kennzeichen der Sitten nebst des Herrn Johann de la Bruyere moralischen Abschilderungen der Sitten dieser Zeit


Theophrasts Kennzeichen der Sitten nebst des Herrn Johann de la Bruyere moralischen Abschilderungen der Sitten dieser Zeit. Aus dem Französischen übersetzt von einem Mitgliede der Königl. Deutscherz Gesellschaft zu Königsberg in Preußen. Zwei Teile. Regenspurg und Wien; verlegts E. Fr. Bader 1754. In 8vo. 1 Alphb. 18 Bogen. Bei der erstaunlichen Menge Bücher, die man in den neuern Zeiten aus dem Französischen übersetzt hat, ist es ein wahres Wunder, dass man nicht schon längst dem gegenwärtigen Werke diesen kleinen Dienst erwiesen. Zwanzig andre Schriften, die doch nichts als mittelmäßige Nachahmungen desselben sind, hat man deutsch lesen können, nur das Original hat man in seiner Grundsprache gelassen, und unsre Landsleute lieber zu abgeleiteten Bächen, als zu den Quellen führen wollen. Aber so geht es; gute Bücher verlangen gute Übersetzer, und diese sind unter uns seltner als man denkt. Bruyere ist einer von den schwersten Schriftstellern; seine Gedanken sind fein, und eben so fein ist auch der Ausdruck, in den er sie eingekleidet. Diese Feinheit also, und die kleinen Schattierungen die in seinen moralischen Gemälden befindlich sind, verlangen eine sehr saubre Bearbeitung, und der geschickteste Übersetzer sieht sie wohl oft unter seinen Händen verfliegen. Endlich aber haben wir in vergangner Messe auf einmal zwei Übersetzungen der gedachten Charaktere erhalten, welche beide aus Federn, die in dergleichen Dingen geübt sind, geflossen zu sein scheinen. Besonders ist die angeführte so geraten, dass man den Geist des la Bruyere überall erblickt, und dass wir wohl sagen können, er werde sich selbst nicht anders ausgedrückt haben, wenn ihn das Glück, in deutscher Sprache zu schreiben, verurteilt gehabt hätte. Der Herr Übersetzer hat fünf Jahre über seiner Arbeit zugebracht, und auch dieses erweckt schon ein sehr gutes Vorurteil, weil man sonst wohl nichts weniger, als Übersetzungen, mühsam auszufeilen gewohnt ist. Den so genannten Schlüssel hat er wohlbedächtig weggelassen. Dergleichen Dinge sind Nahrungen der Bosheit und Schadenfreude, welche sich am allerwenigsten zu einem Werke, das der allgemeinen Besserung gewidmet ist, schicken. Kostet in den Vossischen Buchläden hier und in Potsdam 16 Gr.


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