Zirkel von Kenntnissen


[D 249] Jeder Mensch hat seinen Zirkel von Kenntnissen, worin er sich besser zu finden weiß als der meiste Teil unsrer Philosophen sich in den ihrigen zu finden wissen. In diesem bemerkt er das Lächerliche, das Feine, das Dumme, das Überflüssige in einem Blick, und wie kann es anders sein, wenn ich die Absicht einer Sache kenne, und habe mir eine Kenntnis der bekannten Mittel erworben, so muß es mir leicht sein das Falsche in neuen Mitteln einzusehen. Wenn ich einem Küchen-Mädchen eine Beschreibung von einem Gericht geben will, und sagte ihr, dass es ein cürieuses Essen und von einem besondern Wohlschmack sei, und daß man Grütze auf den Rand der Schüssel streuen könne, so wird sie mich sicher auslachen. Viele Schriftsteller behandeln ihre Materien auf diese Art, das Widersinnige ist ihnen verborgen. Wenn man also Personen etwas begreiflich machen will, so muß man sich der Beispiele aus ihrem Zirkel bedienen, und wiederum kann man aus diesen Erfahrungen lernen, was man zu tun hat, um eine gewisse Wissenschaft sich zu seinem Zirkel zu machen.

 


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