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Georg Christoph Lichtenberg  
(1742-1799)


Lichtenberg, Georg Christoph, geb. 1742 in Ober-Ramstadt (bei Darmstadt), Prof. der Mathematik und Physik in Göttingen, gest. 1799.

Lichtenberg ist ein Vertreter der deutschen Aufklärung, der besonders von Kant beeinflußt ist. Er ist ein Gegner alles Dualismus; er meint, ein tieferes Studium der Natur werde zum »geläuterten Spinozismus« führen. Leib und Seele, Gott und Welt sind nur Abstraktionen von einer einzigen Wirklichkeit. Von der Materie kennen wir nichts als Kräfte, die träge Basis ist bloß Hirngespinst (vgl. die modernen Energetiker: Ostwald u. a.). Alles, was ist, ist eins. Unsere Erkenntnis ist ein Produkt der Reaktion des Subjekts auf die Einwirkungen der Dinge, deren empirische Existenz ebenso gewiß ist wie die unsrige. Aber ob die Dinge mehr sind als unsere Vorstellungen, können wir nicht wissen, denn daß wir Ursachen unserer Empfindungen denken müssen, ist eine rein subjektive Notwendigkeit. Aus uns heraus können wir nicht. Wie die Sache auch steht, wir sind und bleiben Idealisten, denn alles kann uns nur durch unsere Vorstellung gegeben werden. »Zu glauben, daß diese Vorstellungen und Empfindungen durch äußere Gegenstände veranlaßt werden, ist ja wieder eine Vorstellung. Der Idealismus ist ganz unmöglich zu widerlegen.« »Äußere Gegenstände zu erkennen, ist ein Widerspruch; es ist dem Menschen unmöglich, aus sich herauszugehen. Wenn wir glauben, wir sähen Gegenstände, so sehen wir bloß uns.« Aber auch ein Ich außer dem Bewußtsein erfassen wir nicht. Statt »ich denke« sollte man sagen, »es denkt«. Das Ich anzunehmen, zu postulieren, ist »praktisches Bedürfnis«.

 

Schriften: Über die Physiognomik wider die Physiognomen, 1778. - Vermischte Schriften, 9 Bde., 1800 ff.; 8 Bde., 1844-53. Bemerkungen vermischten Inhalts (Meyers Volksbücher). - Vgl. JÖRDENS, Lichtenbergs Ideen, Maximen und Einfälle, 1827-29. - F. SCHAEFER, Lichtenberg als Psychologe, 1898. - A. NEUMANN, Lichtenberg als Philosoph, Kantstudien IV, 1899.


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(Aus: Rudolf Eisler (1876-1927): Philosophen-Lexikon. Leben, Werke und Lehren der Denker, 1912)


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