Zeit in der Grammatik
Es gilt als selbstverständlich, dass das Zeitverhältnis eines Satzes zunächst durch die Zeitformen des Verbums ausgedrückt wird; und zwar bezieht sich das Zeitverhältnis immer auf das Subjekt, entweder auf das Subjekt des Satzes oder auf das den Satz aussprechende Subjekt. Dieses Subjekt vertritt die Gegenwart. Der Sprecher ist immer gegenwärtig, das grammatikalische Subjekt wird entweder als gegenwärtig gedacht oder mit der Gegenwart des Sprechers verglichen. So hat jeder mögliche Satz einerseits eine zeitliche Mitbedeutung; anderseits wird immer nur eine Beziehung zur Gegenwart, also Vergangenheit oder Zukunft, direkt ausgedrückt. Für die eigentliche Gegenwart, abgesehen von der erwähnten Zeitlosigkeit, hat das Verbum so wenig einen unmittelbaren Ausdruck, wie das Substantiv für den Fall der Beziehungslosigkeit. Was wir Nominativ und Präsens nennen, das ist wahrscheinlich eine höhere und spätere Bildung als Dativ und Akkusativ, als Perfektum und Futurum.
Wir haben eben gesehen, wie die Unbestimmtheit des grammatischen Sinnes auch im zeitlosen Präsens sichtbar wird.