Der Pilgrim


Noch in meines Lebens Lenze

War ich, und ich wandert aus,

Und der Jugend frohe Tänze

Ließ ich in des Vaters Haus.

 

All mein Erbteil, meine Habe

Warf ich fröhlich glaubend hin,

Und am leichten Pilgerstabe

Zog ich fort mit Kindersinn.

 

Denn mich trieb ein mächtig Hoffen

Und ein dunkles Glaubenswort,

»Wandle«, riefs, »der Weg ist offen,

Immer nach dem Aufgang fort.

 

Bis zu einer goldnen Pforten

Du gelangst, da gehst du ein,

Denn das Irdische wird dorten

Himmlisch unvergänglich sein.«

 

Abend wards und wurde Morgen,

Nimmer, nimmer stand ich still,

Aber immer bliebs verborgen,

Was ich suche, was ich will.

 

Berge lagen mir im Wege,

Ströme hemmten meinen Fuß,

Über Schlünde baut ich Stege,

Brücken durch den wilden Fluß.

 

Und zu eines Stroms Gestaden

Kam ich, der nach Morgen floß,

Froh vertrauend seinem Faden,

Werf ich mich in seinen Schoß.

 

Hin zu einem großen Meere

Trieb mich seiner Wellen Spiel,

Vor mir liegts in weiter Leere,

Näher bin ich nicht dem Ziel.

 

Ach, kein Steg will dahin führen,

Ach, der Himmel über mir

Will die Erde nie berühren,

Und das Dort ist niemals Hier.


 © textlog.de 2004 • 07.11.2024 10:59:42 •
Seite zuletzt aktualisiert: 21.07.2006 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright