Mädchen aus Samoa
Ich bin ein Mädchen aus Samoa. Wir gingen mit Schmuckketten
und einem Schurz bekleidet,
die Tiere des Waldes haben uns um unsere Schönheit beneidet –
wir waren frei wie sie.
Dann aber sind die weißen Fremden in unser Land gekommen
und haben uns unsere Götter und unsere Felder fortgenommen –
was haben sie uns dafür gegeben?
Ihre Missionare gaben uns einen Aberglauben und Plappergebete;
ihre Kaufleute gaben uns Whisky, bedruckten Kattun und Eisengeräte –
seit wir es kennen, brauchen wir das.
Ihre Soldaten gaben uns eine neue Art, zu morden und zu henken;
ihre Männer gaben uns die Syphilis benebst einigen andern Geschenken –
das haben sie uns dafür gegeben!
In meinen tiefen Augen liegt noch die Schönheit unserer Allmutter Natur;
um meine Beine schlottert schon der Rock der Zivilisation – wartet nur:
noch bin ich halb.
Eines Tages aber werden wir alle die europäischen Gaben gegen die
Ausbeuter wenden,
Telegrafen und Automobile bedienen wir mit unsern braunen Händen;
eines Tages kämpfen wir, braune und gelbe Arbeiter für unser eigenes Leben:
eines Tages werden die Kontinente sich ihre Freiheit geben –!
Denn ein Schrei geht durch die Welt, eine Sehnsucht –
aus schwer arbeitender Brust ein Gekeuch:
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
Arbeiter Illustrierte Zeitung, 1928, Nr. 34, S. 11.