Übel (lat. malum, gr. kakon) heißt dasjenige, was uns schadet und das auch Unlust oder Abscheu in uns erregt. Man unterscheidet gewöhnlich ein vierfaches Übel, das physische, das soziale, das moralische und das metaphysische. Das physische Übel umfaßt alles, was unser äußeres Wohlbefinden stört, z.B. Alter, Schwäche, Krankheit; das soziale Übel hat seinen Ursprung in den Schäden der Gesellschaft, so z.B. der Unterschied zwischen reich und arm; das moralische Übel besteht in der sittlichen Unvollkommenheit des Menschen und zeigt seine Existenz in Sünde und Verbrechen; das metaphysische Übel ist mit dem Wesen des Menschen und der Welt überhaupt gegeben und ist die damit notwendig verbundene Unvollkommenheit. Die Theodicee (s. d.) beschäftigt sich besonders mit der Frage des Ursprungs des Übels in der Welt. Meist sucht man das Wesen des Übels in dem Mangel, in der Verneinung, in der Beschränkung, so z.B. Leibniz (1646-1716) und vor ihm Albertus Magnus, Thomas v. Aquino. Schopenhauer (1788-1860) dagegen erklärt das Übel für etwas Positives. Kant (1724-1804) definiert: Das Wohl oder Übel bedeutet immer nur eine Beziehung auf unseren Zustand der Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit, des Vergnügens und Schmerzes, und, wenn wir darum ein Objekt begehren oder verabscheuen, so geschieht es nur, sofern es auf unsere Sinnlichkeit und das Gefühl der Lust und Unlust, das es bewirkt, bezogen wird (Kr. d. pr. V., S. 105). Vgl. Optimismus, gut böse.