Kabbâla (hebr.), eigtl. das Empfangene, dann die mündliche Tradition, und zwar die Überlieferung einer geheimen, göttlichen Weisheit, heißt die im Mittelalter entstandene jüdische Mystik. Auf Grundlage der Emanationslehre (vgl. Emanation) haben die Kabbalisten seit dem neunten Jahrhundert mystisch-theosophische Spekulationen ausgebildet, denen sie durch Pseudepigraphen (gefälschte Schriften) den Schein des Altertums gaben. Wie Elias will auch die Kabbâla auf den Messias hinweisen, wie jener mit feurigen Rossen in den Himmel dringen. Sie strebt, die Sinnenwelt aus dem »Ensoph« (dem Unendlichen) als dessen notwendige Selbstoffenbarung zu erklären. Vom göttlichen Ensoph und zu ihm hin entwickelt sich alles. Die zehn Sephiroth (Lichtströme), deren Inbegriff der Adam Kadmon, der Urmensch, ist (s. d.), bilden die vier Welten, nämlich Aziluth (d.h. die vollkommene, die unveränderlich ist), Beriah (die veränderliche), Jezirah (die geformte Welt) und Asiah (die lebende). Hauptquelle dieser krausen Phantastik ist das Buch Jezirah, welches im 9. Jahrh. n. Chr. abgefaßt, aber dem Rabbi Akiba (2. Jahrh.) zugeschrieben wurde, und das Buch Sohar aus dem 13. Jahrh. Im 16. und 16. Jahrh. beschäftigten sich auch christliche Gelehrte mit der Kabbâla, so Petrus Pomponatius. Marsilius Ficinus, Pico v. Mirandola, Renchlin, Agrippa, Paracelsus u. a. Vgl. Frank, Die Kabbâla (übersetzt von Jellinek, Leipzig 1844). Jellinek, Beiträge zur Gesch. der Kabbâla. 1851 -1852.