Beschluß
Möge diese Blätter ein günstiges Geschick begleiten! Sie waren bestimmt, beizutragen zur Ehrenrettung eines braven Mannes; zugleich auch diejenigen unsrer Zeitgenossen, für die es von Nutzen sein könnte, zu den Schriften desselben wieder hinzuleiten, indem sie den Gesichtspunkt, aus welchem allein dieser Schriftsteller verstanden werden und billig beurteilt werden kann, aufstellten, und einzelne Stücke daraus zur Probe gäben. Mögen sie nicht den entgegengesetzten Erfolg finden, dass auf ihre Veranlassung das Verdammungsurteil gegen den Autor nur erneuert und geschärft, und der Herausgeber dieser Blätter mit in dasselbe verflochten werde!
Zunächst fallen uns zwei Gattungen von Menschen ein, gegen die wir uns verwahren möchten, wenn wir es könnten. Zuvörderst solche, welche, so wie sie selbst mit ihren Gedanken niemals über die neueste Zeitung hinaus kommen, annehmen, dass dieß auch kein Anderer könne, dass demnach Alles, was geredet oder geschrieben werde, eine Beziehung auf diese Zeitung habe, und derselben zum Kommentar dienen solle. Diese erinnere ich, dass Macchiavelli nun fast seit drei Jahrhunderten tot ist, und dass ich, in meinen Zusätzen, einhergehend nach seinen Prinzipien, ihn nur also ergänzt habe, wie er zuweilen, wenn er noch tiefer in die Sache hätte hineingehen wollen, meistens aber, wenn er sich nicht so streng auf die damalige Beschaffenheit seines Vaterlandes beschränkt, sondern seine Betrachtung auch über die ihm wohl bekannten Länder von festerer bürgerlicher Verfassung hätte ausdehnen wollen, vor drei Jahrhunderten sich selbst gar füglich hätte ergänzen können. Sodann bitte ich sie, zu bedenken, dass keiner sagen könne: siehe, da ist dieser gemeint und dieser! - der nicht vorher bei sich selbst geurteilt habe, dass dieser und dieser wirklich und in der Tat also sei, dass er hier gemeint sein könne; dass daher Keiner einen im Allgemeinen bleibenden Schriftsteller, der in der, alle Zeit umfassenden Regel, jede besondere Zeit vergißt, der Satire beschuldigen könne, ohne zu bekennen, dass er erst selbst, als ursprünglicher und selbstständiger Urheber, diese Satire gemacht habe, und ohne höchst törichter Weise seine eigenen geheimsten Gedanken zu verraten.
Sodann gibt es solche, die vor keinem Dinge Scheu haben, wohl aber vor den Worten zu den Dingen, und vor diesen eine unmäßige. Du magst sie unter die Füße treten, und alle Welt mag zusehen; dabei ist für sie weder Schande noch Übel: wenn aber darauf ein Gespräch erhoben würde vom Treten mit Füßen, so wäre dies ein unleidliches Aergerniß, und nun erst höbe das Übel an; da doch auch überdies kein Vernünftiger und Wohlwollender ein solches Gespräch erheben wird aus Schadenfreude, sondern lediglich, um die Mittel ausfindig zu machen, dass der Fall nicht wieder eintrete. Eben so mit den zukünftigen Übeln; sie wollen nicht gestört sein in ihrem süßen Traume, und schließen darum fest zu ihr Auge vor der Zukunft. Da aber dadurch Andere, welche die Augen offen behalten, nicht verhindert werden, zu sehen, was herannaht, und in Versuchung kommen könnten, zu sagen, und mit Namen zu benennen, was sie sehen, so dünkt ihnen gegen diese Gefahr das sicherste Mittel dieses, dass sie den Sehenden dieses Sagen und Benennen verbieten; als ob nun, in umgekehrter Ordnung mit der Wirklichkeit, aus dem Nichtsagen das Nichtsehen, und aus dem Nichtsehen das Nichtsein erfolgen würde. So schreitet der Nachtwandler einher am Rande des Abgrundes; aus Barmherzigkeit, ruft ihm nicht zu, jetzt sichert ihn sein Zustand; wenn er aber erwacht, so stürzt er herab. Möchten nur auch die Träume Jener die Gabe, die Vorrechte und die Sicherheit des Nachtwandels mit sich führen, damit es ein Mittel gebe, sie zu retten, ohne ihnen zuzurufen und sie zu erwecken. So sagt man, dass der Strauß die Augen vor dem auf ihn zukommenden Jäger verschließe, eben auch, als ob die Gefahr, die ihm nicht mehr sichtbar, überhaupt nicht mehr da sei. Der wäre kein Feind des Straußes, der ihm zuriefe: öffne deine Augen, siehe, da kommt der Jäger, fliehe nach jener Seite hin, damit du ihm entrinnest.