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Peter Stepanowitsch war an diesem Tage von Geschäften sehr stark in Anspruch genommen. Von Herrn v. Lembke wollte er so schnell wie möglich nach der Bogojawlenskaja-Straße eilen; aber als er die Bykowa-Straße passierte und an dem Hause vorbeikam, in welchem Karmasinow Wohnung genommen hatte, blieb er plötzlich stehen, lächelte und trat in das Haus hinein. Auf seine Frage nach Karmasinow wurde ihm geantwortet: „Sie werden erwartet,“ was ihm sehr interessant war, da er sein Kommen in keiner Weise vorher angekündigt hatte.

Aber der große Schriftsteller erwartete ihn tatsächlich und sogar schon seit einem oder zwei Tagen. Vor drei Tagen hatte er ihm das Manuskript seines Schriftchens „ Merci“ eingehändigt, das er auf der literarischen Matinee bei dem von Julija Michailowna veranstalteten Feste vorlesen wollte, und zwar hatte er das aus Liebenswürdigkeit getan, weil er der festen Überzeugung war, er schmeichle in angenehmer Weise dem Selbstgefühl jemandes, wenn er ihm das großartige Werk vorher zum Lesen gebe. Peter Stepanowitsch hatte schon längst bemerkt, daß dieser eitle, verwöhnte, für Nichtauserwählte in beleidigender Weise unzugängliche Herr, dieser „überragende Verstand“ ganz einfach um seine Gunst buhle, und noch dazu mit großer Beflissenheit. Ich glaube, der junge Mensch hatte es schließlich erraten, daß jener ihn wenn nicht für den weiter der gesamten geheimen revolutionären Bewegung in ganz Rußland, so doch wenigstens für jemand halte, der in die Geheimnisse der russischen Revolution besonders tief eingeweiht sei und einen unbestreitbaren Einfluß auf die junge Generation ausübe. Die Anschauungen des „klügsten Mannes in Rußland“ interessierten Peter Stepanowitsch; aber einer Aussprache war er bisher aus gewissen Gründen aus dem Wege gegangen.

Der große Schriftsteller wohnte in dem Hause seiner Schwester, der Frau eines Kammerherrn und Gutsbesitzers; beide, Mann und Frau, verehrten ihren berühmten Verwandten außerordentlich, befanden sich aber bei seinem jetzigen Besuche zu ihrem großen Bedauern in Moskau, so daß die Ehre, ihn zu empfangen, einer alten Frau zufiel, einer sehr entfernten armen Verwandten des Kammerherrn, die schon lange im Hause wohnte und die ganze Hauswirtschaft leitete. Seit Herrn Karmasinows Ankunft ging jedermann im Hause auf den Fußspitzen. Die alte Frau erstattete fast täglich nach Moskau Bericht darüber, wie er geschlafen und was er gespeist habe, und hatte einmal ein Telegramm mit der Nachricht abgesandt, daß er nach einem Diner beim Bürgermeister genötigt gewesen sei, einen Löffel voll Medizin einzunehmen. In sein Zimmer zu ihm hineinzugehen wagte sie nur selten, obwohl er mit ihr höflich verkehrte; sein Ton ihr gegenüber war allerdings ziemlich trocken, und er redete mit ihr nur so viel, wie nötig war. Als Peter Stepanowitsch hereinkam, nahm er gerade sein aus einem Kotelett und einem halben Glase Rotwein bestehendes Frühstück ein. Peter Stepanowitsch war auch früher schon einige Male bei ihm gewesen und hatte ihn immer bei diesem Frühstückskotelett getroffen, das er in seiner Gegenwart weiter aß, ohne ihm selbst jemals etwas anzubieten. Nach dem Kotelett wurde noch eine kleine Tasse Kaffee serviert. Der aufwartende Diener war in Frack und Handschuhen und trug weiche, unhörbare Stiefel.

„A-ah!“ machte Karmasinow, erhob sich vom Sofa, wischte sich mit der Serviette den Mund und näherte mit dem Ausdruck der reinsten Freude dem Besucher sein Gesicht, um sich mit ihm zu küssen, — eine charakteristische Gewohnheit der Russen, wenn sie bereits sehr berühmt sind.

Aber Peter Stepanowitsch erinnerte sich von seiner früheren Erfahrung her, daß jener sich zwar anzunähern pflegte, als ob er sich mit dem andern küssen wolle, dann aber nur seine Backe hinhielt; und daher machte er selbst es diesmal ebenso; die Backen beider trafen zusammen. Karmasinow tat, als ob er das nicht bemerkt hatte, setzte sich wieder auf das Sofa und wies den Besucher liebenswürdig auf einen gegenüberstehenden Lehnstuhl hin, auf dem dieser es sich auch sofort bequem machte.

„Sie mögen nicht … Wollen Sie nicht frühstücken?“ fragte der Wirt, diesmal von seiner Gewohnheit abgehend, aber selbstverständlich mit einer Miene, die dem andern eine höflich ablehnende Antwort in deutlicher Art nahelegte.

Peter Stepanowitsch sprach sofort den Wunsch aus zu frühstücken. Ein Schatten der Verwunderung und Empfindlichkeit verdunkelte das Gesicht des Wirtes, aber nur für einen Augenblick; er klingelte nervös dem Diener und sprach, als er befahl, noch ein Frühstück zu bringen, trotz all seiner Erziehung mit erhobener Stimme und in verdrießlichem Tone.

„Was wünschen Sie, ein Kotelett oder Kaffee?“ erkundigte er sich noch einmal.

„Sowohl ein Kotelett als auch Kaffee, und lassen Sie doch auch Wein bringen; ich bin ganz ausgehungert,“ antwortete Peter Stepanowitsch und musterte dabei mit ruhiger Aufmerksamkeit das Kostüm seines Wirtes.

Herr Karmasinow trug eine Art von wattierter Hausjacke mit Perlmutterknöpfen; sie hatte die Fasson eines Jaketts, war aber so kurz, daß sie nicht bis an seinen ziemlich feisten Bauch und bis an die prallen, rundlichen Teile am Anfang der Beine reichte; aber der Geschmack ist eben verschieden. Auf den Knien hatte er ein ausgebreitetes, wollenes, kariertes Plaid liegen, obgleich es im Zimmer warm war.

„Sie sind wohl krank?“ bemerkte Peter Stepanowitsch.

„Nein, ich bin gesund; aber ich fürchte, in diesem Klima krank zu werden,“ antwortete der Schriftsteller mit seiner kreischenden Stimme, wobei er nach jeder Silbe eine kleine Pause machte und in vornehmer Art anmutig lispelte. „Ich hatte Sie schon gestern erwartet.“

„Wieso denn? Ich hatte doch nichts versprochen.“

„Nein, aber Sie haben mein Manuskript. Haben Sie es durchgelesen?“

„Manuskript? Was für ein Manuskript?“

Karmasinow war höchlichst erstaunt.

„Aber Sie werden es doch mitgebracht haben?“ fragte er in solcher Aufregung, daß er sogar zu essen aufhörte, und blickte Peter Stepanowitsch ganz erschrocken an.

„Ach so, das über ‚ Bonjour‘, nicht wahr?“

„‚ Merci‘.“

„Na, das tut nichts. Ich habe es ganz vergessen und es nicht gelesen; ich hatte keine Zeit. Wahrhaftig, ich weiß nicht, in den Taschen habe ich es nicht; also muß es bei mir zu Hause auf dem Tische liegen. Seien Sie unbesorgt; es wird sich schon finden.“

„Nein, das Beste ist doch wohl, daß ich sofort zu Ihnen hinschicke. Es könnte verloren gehen; oder es könnte es am Ende jemand stehlen.“

„Na, wer kann das brauchen? Aber warum sind Sie denn so erschrocken? Julija Michailowna hat mir ja gesagt, Sie hätten von Ihren Schriften immer mehrere fertige Abschriften, eine bei einem Notar im Auslande, eine zweite in Petersburg, eine dritte in Moskau, und eine schicken Sie ja wohl noch an die Bank, nicht wahr?“

„Aber Moskau kann ja doch auch abbrennen und mit ihm mein Manuskript. Nein, ich werde doch lieber gleich hinschicken.“

„Halt, da ist es!“ rief Peter Stepanowitsch und zog aus der hinteren Rocktasche ein Päckchen Briefbogen. „Es ist ein bißchen zerknittert; denken Sie sich: wie ich es damals bei Ihnen bekommen habe, so hat es die ganze Zeit über mit dem Taschentuche zusammen in der hinteren Rocktasche gesteckt! Ich hatte es ganz vergessen.“

Karmasinow griff eifrig nach dem Manuskripte, betrachtete es sorgsam, zählte die Blätter durch und legte es respektvoll einstweilen neben sich auf ein besonderes Tischchen, aber so, daß er es fortwährend im Auge hatte.

„Sie lesen nicht sehr viel, wie es scheint?“ konnte er sich nicht enthalten mit seiner zischenden Aussprache zu fragen.

„Nein, nicht sehr viel.“

„Und auf dem Gebiete der russischen Belletristik wohl gar nichts?“

„Auf dem Gebiete der russischen Belletristik? Erlauben Sie, ich habe etwas gelesen … ‚Auf dem Wege‘ hieß es … oder ‚Auf dem Weg‘ … oder ‚Am Kreuzwege‘, ich besinne mich nicht mehr. Es ist schon lange her, daß ich es gelesen habe, etwa fünf Jahre. Ich habe keine Zeit.“

Es trat ein längeres Stillschweigen ein.

„Seit ich hierher kam,“ begann Karmasinow von neuem, „habe ich allen Leuten hier versichert, daß Sie ein außerordentlich kluger Mensch seien, und jetzt scheinen ja auch alle ganz entzückt von Ihnen zu sein.“

„Ich danke Ihnen,“ erwiderte Peter Stepanowitsch ruhig.

Das Frühstück wurde gebracht. Peter Stepanowitsch machte sich mit großem Appetit über das Kotelett her, aß es im Handumdrehen auf, trank den Wein aus und schlürfte den Kaffee.

„Dieser Grobian,“ dachte Karmasinow, indem er ihn von der Seite betrachtete und dabei von seinem eigenen Frühstück den letzten Bissen aß und das letzte Schlückchen trank, „dieser Grobian hat wahrscheinlich die Stichelei, die in meiner Bemerkung lag, sofort vollständig verstanden … und auch das Manuskript hat er gewiß begierig durchgelesen und lügt jetzt nur in besonderer Absicht. Möglich aber auch, daß er nicht lügt, sondern ganz ohne Verstellung dumm ist. Ich habe es gern, wenn ein genialer Mensch ein bißchen dumm ist. Und ob die Stadt nicht wirklich an ihm ein Genie besitzt? Hol ihn übrigens der Teufel!“

Er stand vom Sofa auf und begann im Zimmer von einer Ecke nach der andern auf und ab zu gehen, um sich Bewegung zu machen, was er jeden Tag nach dem Frühstück tat.

„Werden Sie die Stadt bald wieder verlassen?“ fragte Peter Stepanowitsch von seinem Lehnsessel aus, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte.

„Ich bin eigentlich hergekommen, um ein Gut zu verkaufen, und hänge jetzt von meinem Verwalter ab.“

„Sie sind ja doch, wie es scheint, hergekommen, weil man dort im Auslande nach dem Kriege eine Epidemie befürchtete?“

„N-nein, doch nicht ganz deswegen,“ fuhr Herr Karmasinow fort, indem er in vornehmer Weise die Silben voneinander trennte und bei jeder Umdrehung von einer Ecke nach der andern forsch mit dem rechten Beine schlenkerte, übrigens nur ein ganz klein wenig. „Ich beabsichtige tatsächlich,“ sagte er mit einem Lächeln, das nicht frei von Bosheit war, „möglichst lange zu leben. Die russischen Adligen nutzen sich außerordentlich schnell ab, in jeder Beziehung. Aber ich möchte mich möglichst spät abnutzen und werde daher jetzt ganz und gar ins Ausland übersiedeln; dort ist das Klima besser, und die Häuser und Staaten sind aus Stein gebaut und fester als bei uns. Solange ich lebe, wird Westeuropa wohl vorhalten, meine ich. Wie denken Sie darüber?“

„Woher soll ich das wissen?“

„Hm … Wenn es da wirklich dazu kommt, daß Babel zusammenbricht und sein Fall ein großer wird (worin ich mit Ihnen vollständig einer Meinung bin, wiewohl ich glaube, daß es noch so lange, wie ich lebe, vorhalten wird), so ist bei uns in Rußland überhaupt nichts vorhanden, was zusammenstürzen könnte, relativ gesprochen. Bei uns werden nicht Steine zusammenstürzen, sondern alles wird in Schmutz zerfließen. Weniger als irgendein anderes Land auf der Welt ist das heilige Rußland in der Lage, einem Stoße Widerstand zu leisten. Das einfache Volk hält sich noch so zur Not durch den russischen Gott aufrecht; aber der russische Gott ist nach den letzten Erfahrungen sehr unzuverlässig und hat sogar der bäuerlichen Reform gegenüber kaum standgehalten; wenigstens hat er stark gewackelt. Und dazu kommen noch die Eisenbahnen und Ihre Tätigkeit … an den russischen Gott glaube ich überhaupt nicht mehr.“

„Aber an den westeuropäischen?“

„Ich glaube an keinen. Man hat mich bei der russischen Jugend verleumdet. Ich habe immer mit allen Bestrebungen derselben sympathisiert. Man hat mir die hiesigen Proklamationen gezeigt. Man sieht sie mit verständnislosem Staunen an, weil alle Leute ihre Form erschreckt; aber doch sind alle Leute von der Macht derselben überzeugt, wenn sie es auch nicht eingestehen. Alle Leute sind hier schon längst dem Fallen nahe, und alle wissen längst, daß sie sich an nichts halten können. Ich bin schon deswegen von dem Erfolge dieser geheimen Propaganda überzeugt, weil gerade Rußland jetzt auf der ganzen Welt dasjenige Land ist, wo man alles Beliebige tun kann, ohne den geringsten Widerstand zu finden. Ich verstehe sehr wohl, warum die vermögenden Russen alle nach dem Auslande geströmt sind und dies von Jahr zu Jahr in größerem Umfange tun. Das ist ganz einfach Instinkt. Wenn ein Schiff untergeht, so sind die Ratten die ersten, die aus ihm auswandern. Das heilige Rußland ist sozusagen ein hölzernes Land, ein armes Land und … ein gefährliches Land, ein Land eitler Bettler in seinen höchsten Schichten; aber die überwältigende Mehrzahl hockt abwartend in elenden Hütten. Das russische Volk freut sich über jede Möglichkeit, aus dieser Lage herauszukommen; man braucht sie ihm nur klarzumachen. Nur die Regierung will noch Widerstand leisten; aber sie schlägt im Dunkeln mit dem Knittel um sich und trifft ihre eigenen Leute. Hier ist alles verurteilt und dem Tode geweiht. Rußland, wie es ist, hat keine Zukunft. Ich bin ein Deutscher geworden und rechne mir dies zur Ehre an.“

„Sie fingen da vorhin von den Proklamationen an zu reden; sprechen Sie sich doch ganz aus: wie denken Sie darüber?“

„Diese Proklamationen werden allgemein gefürchtet; folglich sind sie mächtig. Sie decken den Betrug offen auf und zeigen, daß man sich bei uns an nichts halten und auf nichts stützen kann. Sie reden laut da, wo alle andern schweigen. Was ihnen (trotz ihrer Form) am meisten zum Siege verhilft, das ist die bisher unerhörte Kühnheit, mit der sie der Wahrheit gerade ins Gesicht sehen. Diese Fähigkeit, der Wahrheit gerade ins Gesicht zu sehen, ist der russischen Rasse ausschließlich eigen. Nein, in Westeuropa ist man noch nicht so kühn; dort ist das Königtum von Stein; dort ist noch etwas, worauf man sich stützen kann. Soweit ich sehe, und soweit ich es beurteilen kann, besteht der eigentliche Kern des russischen revolutionären Gedankens in der Verneinung der Ehre. Es gefällt mir, daß dies so kühn und furchtlos ausgesprochen wird. Nein, in Westeuropa hat man dafür noch kein Verständnis; aber bei uns legt man gerade darauf den Nachdruck. Dem Russen erscheint die Ehre nur als eine überflüssige Last. Und sie ist ihm auch immer eine Last gewesen, in seiner ganzen Geschichte. Mit dem offen verkündeten ‚Recht auf Ehrlosigkeit‘ kann man ihn am leichtesten anlocken und mit sich ziehen. Ich gehöre zur alten Generation und bin noch, wie ich gestehe, ein Verteidiger der Ehre, aber nur aus Gewohnheit, nur weil mir die alten Formen gefallen, allerdings infolge einer Schwäche; man muß doch seinem Leben irgendwie einen Abschluß geben.“

Er blieb auf einmal stehen.

„Aber“, dachte er, „ich rede und rede, und er schweigt immer dabei und sieht mich an. Er ist hergekommen, damit ich ihm eine offene Frage vorlege. Nun, das werde ich tun.“

„Julija Michailowna hat mich gebeten,“ sagte plötzlich Peter Stepanowitsch, „irgendwie durch List von Ihnen herauszubekommen, was das für eine Überraschung ist, die Sie für den übermorgen stattfindenden Ball vorbereiten.“

„Ja, es wird wirklich eine Überraschung sein, und ich werde wirklich die Gesellschaft in Erstaunen versetzen,“ erwiderte Karmasinow wichtig und würdevoll; „aber ich werde Ihnen nicht verraten, worin sie besteht.“

Peter Stepanowitsch drang nicht weiter in ihn.

„Hier lebt ein gewisser Schatow,“ erkundigte sich der große Schriftsteller; „und denken Sie sich: ich habe ihn noch nicht zu sehen bekommen.“

„Ein Mensch von sehr gutem Charakter. Wieso?“

„Ich frage nur so; er sucht hier gewisse Ideen zu verbreiten. Er ist es doch gewesen, der Stawrogin auf die Backe geschlagen hat?“

„Ja.“

„Und wie denken Sie über Stawrogin?“

„Ich weiß nicht; er ist ein Weiberfreund.“

Karmasinow hatte einen Haß auf Stawrogin, weil dieser die Gewohnheit hatte, ihn gar nicht zu bemerken.

„Wenn bei Ihnen“, sagte er kichernd, „einmal das, was die Proklamationen predigen, verwirklicht wird, dann wird dieser Weiberfreund wahrscheinlich der erste sein, den man an einem Aste aufhängt.“

„Vielleicht auch schon früher,“ erwiderte Peter Stepanowitsch.

„Und das wäre nur in der Ordnung,“ stimmte ihm Karmasinow, nicht mehr lachend, sondern sehr ernst, bei.

„Sie haben das schon früher einmal ausgesprochen, und wissen Sie, ich habe es ihm wiedergesagt.“

„Wie? Haben Sie es ihm wirklich wiedergesagt?“ fragte Karmasinow, jetzt wieder lachend.

„Er erwiderte, wenn er an einem Ast aufgehängt wurde, dann würde es für Sie genügen, wenn man Sie durchpeitschte, aber nicht, um Ihnen eine Unehre anzutun, sondern schmerzhaft, wie man einen Bauer durchpeitscht.“

Peter Stepanowitsch nahm seinen Hut und stand auf. Karmasinow streckte ihm zum Abschied beide Hände hin.

„Aber wie ist es?“ flötete er plötzlich mit honigsüßer Stimme und einem besonders herzlichen Klange, während er immer noch die Hände des Gastes in den seinigen hielt, „wie ist es? Wenn nun alledem, was da geplant wird, beschieden ist verwirklicht zu werden, … wann könnte das dann wohl vorgehen?“

„Woher soll ich das wissen?“ versetzte Peter Stepanowitsch in etwas grobem Tone.

Beide blickten einander scharf in die Augen.

„Nun, beispielsweise? Annähernd?“ flötete Karmasinow noch süßer.

„Sie werden noch Zeit haben, Ihr Gut zu verkaufen und auch sich davonzumachen,“ murmelte Peter Stepanowitsch noch gröber.

Beide blickten einander noch schärfer an.

Es folgte ein Stillschweigen, das wohl eine Minute lang dauerte.

„Zu Anfang des nächsten Mai wird es beginnen, und zu Mariä Fürbitte1 wird alles beendet sein,“ sagte Peter Stepanowitsch plötzlich.

„Ich danke Ihnen aufrichtig,“ erwiderte Karmasinow warm und drückte ihm die Hände.

„Du wirst noch Zeit haben, du Ratte, aus dem Schiffe auszuwandern!“ dachte Peter Stepanowitsch, als er auf die Straße trat. „Na, wenn sogar dieser ‚überragende Verstand‘ sich mit solcher Überzeugung von dem Gelingen nach Tag und Stunde erkundigt und sich respektvoll für die erhaltene Auskunft bedankt, dann brauchen wir an unserer Kraft nicht zu zweifeln.“ (Er lächelte.) „Hm … Aber sie haben an ihm wirklich keinen dummen Parteigänger, und … er ist doch nur eine auswandernde Ratte; eine solche denunziert nicht.“

Er begab sich eilig nach der Bogojawlenskaja-Straße, nach dem Filippowschen Hause.


  1. Am 1. Oktober. Anmerkung des Übersetzers.