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Sechstes Kapitel

Die mühevolle Nacht

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Wirginski hatte im Laufe des Tages ein paar Stunden darauf verwandt, bei den sämtlichen »Unsrigen« herumzulaufen und sie davon zu benachrichtigen, daß Schatow aller Wahrscheinlichkeit nach nicht denunzieren werde, da seine Frau zurückgekehrt sei und ein Kind bekommen habe; »auf Grund der Kenntnis des menschlichen Herzens« sei nicht anzunehmen, daß er in diesem Augenblicke gefährlich sein könne. Aber zu seiner unangenehmen Überraschung traf er außer Erkel und Ljamschin niemand zu Hause. Erkel hörte ihn schweigend an und sah ihm klar in die Augen; auf die direkte Frage, ob er denn nun doch um sechs Uhr hingehen werde, antwortete er mit demselben klaren Lächeln, selbstverständlich werde er hingehen.

Ljamschin lag, anscheinend sehr ernstlich krank, im Bette und hatte sogar den Kopf in die Decke eingehüllt. Vor dem eintretenden Wirginski bekam er einen großen Schreck, und sobald dieser zu reden anfing, machte er mit den Händen unter der Decke hervor abwehrende Bewegungen und bat flehentlich, er möchte ihn in Ruhe lassen. Indes hörte er die Nachrichten über Schatow alle an; aber über die Mitteilung, daß niemand zu Hause sei, war er aus irgendwelchem Grunde außerordentlich betroffen. Es stellte sich auch heraus, daß er über Fedkas Tod bereits unterrichtet war (durch Liputin), und er erzählte selbst seinem Besucher Wirginski eilig in unzusammenhängender Weise von dieser Sache, wodurch er seinerseits letzteren in Unruhe versetzte. Auf Wirginskis direkte Frage aber, ob man unter diesen Umständen hingehen solle oder nicht, begann er auf einmal wieder unter starken Gestikulationen zu beteuern, er könne nichts dafür und wisse von nichts, und zu bitten, man möge ihn in Ruhe lassen.

Niedergeschlagen und in starker Aufregung kehrte Wirginski nach Hause zurück; peinlich war ihm auch, daß er die Angelegenheit vor seiner Familie geheimhalten mußte; er war gewohnt, alles seiner Frau mitzuteilen, und wenn nicht in seinem entzündeten Gehirn in diesem Augenblicke ein neuer Gedanke, ein neuer, versöhnender Plan für die weitere Tätigkeit aufgeblitzt wäre, so hätte er sich vielleicht ebenso wie Ljamschin ins Bett gelegt. Aber der neue Gedanke verlieh ihm wieder Kraft; ja er wartete nun sogar mit Ungeduld auf das Heranrücken der bestimmten Stunde und brach sogar früher, als nötig gewesen wäre, zu dem Rendezvousplatze auf.

Es war dies ein sehr düsterer Ort am Ende des gewaltigen Stawroginschen Parkes. Ich bin später expreß hingegangen, um ihn mir anzusehen; was für einen unheimlichen Eindruck muß er erst an jenem rauhen Herbstabend gemacht haben! Hier begann der alte fiskalische Wald; die riesigen alten Fichten hoben sich als undeutliche dunkle Flecke in der Finsternis ab. Die Finsternis war so groß, daß man einander kaum auf zwei Schritt erkennen konnte; aber Peter Stepanowitsch, Liputin und dann auch Erkel brachten Laternen mit. Man weiß nicht, wozu und wann vor undenklicher Zeit hier aus rohen, unbehauenen Steinen eine ziemlich lächerlich aussehende Grotte erbaut worden ist. Der Tisch und die Bänke im Innern der Grotte waren schon längst verfault und auseinandergefallen. Etwa zweihundert Schritte rechts davon endete der dritte Parkteich. Diese drei Teiche, die dicht beim Hause begannen, zogen sich, einer nach dem andern, über eine Werst weit hin, bis ganz zum Ende des Parkes. Es war schwer anzunehmen, daß irgendwelcher Lärm, ein Schrei oder selbst ein Schuß zu den Bewohnern des fast verlassenen Stawroginschen Hauses hätte dringen können. Nachdem am vorhergehenden Tage Nikolai Wsewolodowitsch abgereist war und auch Alexei Jegorowitsch sich entfernt hatte, waren im ganzen Hause nicht mehr als fünf oder sechs Bewohner zurückgeblieben, die sämtlich sozusagen etwas Invalides hatten. Jedenfalls konnte man mit größter Wahrscheinlichkeit annehmen, daß, wenn auch einer von diesen einsamen Bewohnern ein Geschrei oder einen Hilferuf hören sollte, dies doch nur Furcht erregen, keiner von ihnen aber sich zum Zwecke der Hilfeleistung vom warmen Ofen und der warmen Ofenbank wegrühren werde.

Zwanzig Minuten nach sechs hatten sich bereits alle an dem Versammlungsplatze eingefunden, mit Ausnahme des zu Schatow abkommandierten Erkel. Peter Stepanowitsch verspätete sich diesmal nicht; er kam mit Tolkatschenko. Tolkatschenko machte ein finsteres, sorgenvolles Gesicht; seine ganze erkünstelte, frech prahlerische Entschlossenheit war verschwunden. Er wich fast nicht von Peter Stepanowitschs Seite, bekundete auf einmal eine grenzenlose Ergebenheit gegen diesen und flüsterte ihm häufig und eifrig etwas zu; der aber antwortete ihm fast gar nicht oder murmelte ärgerlich etwas, um von ihm loszukommen.

Schigalew und Wirginski waren sogar etwas früher erschienen als Peter Stepanowitsch und gingen bei dessen Erscheinen sogleich in tiefem und offenbar absichtlichem Schweigen ein wenig beiseite. Peter Stepanowitsch hob die Laterne in die Höhe und musterte sie mit ungenierter, beleidigender Aufmerksamkeit. »Die wollen etwas sagen,« ging es ihm schnell durch den Kopf.

»Ist Ljamschin nicht da?« fragte er Wirginski. »Wer sagte doch, daß er krank sei?«

»Ich bin hier,« antwortete Ljamschin, der plötzlich hinter einem Baume hervortrat.

Er trug einen warmen Überzieher und hatte sich fest in ein Plaid gewickelt, so daß es selbst mit einer Laterne schwer war, sein Gesicht zu erkennen.

»Also fehlt nur Liputin.«

Liputin trat schweigend aus der Grotte heraus. Peter Stepanowitsch hob wieder die Laterne in die Höhe.

»Warum haben Sie sich da versteckt? Weshalb sind Sie nicht herausgekommen?«

»Ich nehme an, daß wir alle das Recht haben, uns nach Gutdünken zu bewegen,« murmelte Liputin, übrigens wahrscheinlich ohne selbst recht zu wissen, was er sagen wollte.

»Meine Herren,« begann Peter Stepanowitsch mit erhobener Stimme und unterbrach so zum ersten Male das bisherige halbe Geflüster, was einen starken Eindruck machte. »Ich glaube, Sie wissen recht wohl, daß wir jetzt keinen Anlaß haben, noch zu schwatzen. Alles ist gestern klar und deutlich gesagt und wiederholt worden. Aber vielleicht wünscht jemand, wie ich an den Gesichtern sehe, eine Erklärung abzugeben; in diesem Falle bitte ich, es schnell zu tun. Hol's der Teufel, wir haben wenig Zeit; Erkel kann ihn jeden Augenblick bringen …«

»Er wird ihn jedenfalls bringen,« fügte Tolkatschenko hinzu.

»Wenn ich nicht irre, wird zuerst die Übergabe der Druckerei stattfinden?« erkundigte sich Liputin; auch jetzt schien er selbst nicht zu wissen, warum er die Frage stellte.

»Nun, selbstverständlich dürfen die Sachen nicht verloren gehen,« versetzte Peter Stepanowitsch und hob die Laterne zu seinem Gesichte in die Höhe. »Aber wir sind ja gestern alle übereingekommen, daß die faktische Übergabe nicht nötig ist. Mag er Ihnen nur den Fleck zeigen, wo er sie vergraben hat; ausgraben können wir sie dann selbst. Ich weiß, daß es hier irgendwo zehn Schritte von einer Ecke dieser Grotte entfernt ist … Aber hol's der Teufel, wie haben Sie das nur vergessen können, Liputin? Es war doch verabredet, daß Sie ihm allein entgegengehen und wir erst nachher herauskommen sollten! … Sonderbar, daß Sie erst noch solche Fragen stellen; oder tun Sie es nur so zwecklos?«

Liputin schwieg mit finsterer Miene. Der Wind schaukelte die Wipfel der Fichten.

»Ich hoffe doch, meine Herren, daß ein jeder seine Pflicht tun wird,« sagte Peter Stepanowitsch heftig und ungeduldig.

»Ich weiß, daß Schatows Frau zu ihm gekommen ist und ein Kind bekommen hat,« begann Wirginski auf einmal; er war in großer Aufregung, überhastete sich, so daß er die Worte nicht ordentlich aussprach, und gestikulierte heftig, »Auf Grund der Kenntnis des menschlichen Herzens kann man überzeugt sein, daß er jetzt nicht denunzieren wird … weil er glücklich ist … Daher bin ich heute bei allen gewesen, habe allerdings nur wenige getroffen. Ich möchte meinen, daß vielleicht jetzt überhaupt nichts nötig ist …«

Er hielt inne; der Atem stockte ihm.

»Wenn Sie, Herr Wirginski, auf einmal glücklich würden,« erwiderte Peter Stepanowitsch, auf ihn zutretend, »würden Sie dann — nicht eine Denunziation, davon kann nicht die Rede sein, sondern irgendeine gewagte, einem Bürger wohlanstehende Tat aufschieben, die Sie sich vor dem Glücke vorgenommen hätten, und die Ihnen trotz der Gefahr, das Glück zu verlieren, als Ihre Pflicht und Schuldigkeit erschiene?«

»Nein, ich würde sie nicht aufschieben! Unter keinen Umständen würde ich sie aufschieben!« versetzte mit ganz sinnlosem Eifer Wirginski, dessen ganzer Körper in Bewegung geriet.

»Sie würden eher wieder unglücklich werden wollen als ein Schuft?«

»Ja, ja … Ich würde sogar ganz im Gegenteil … ich würde lieber ein vollständiger Schuft sein wollen … das heißt nein … ein Schuft überhaupt nicht, sondern im Gegenteil: ich würde lieber vollständig unglücklich sein wollen als ein Schuft.«

»Nun, so wissen Sie denn, daß Schatow diese Denunziation nach seiner tiefsten Überzeugung für eine ihm als Bürger wohlanstehende Tat hält; der Beweis dafür ist, daß er selbst der Behörde gegenüber bis zu einem gewissen Grade Gefahr läuft, wiewohl man ihm gewiß zum Dank für die Denunziation vieles verzeihen wird. Ein solcher Mensch tritt unter keinen Umständen von seinem Vorhaben zurück. Kein Glück kann ihn davon abbringen; nach Verlauf eines Tages kommt er zur Besinnung, macht sich Vorwürfe, geht hin und führt seine Absicht aus. Überdies sehe ich gar kein Glück darin, daß seine Frau nach drei Jahren zu ihm gekommen ist, um ein Stawroginsches Kind zu gebären.«

»Aber es hat ja niemand die Denunziation gesehen,« äußerte Schigalew plötzlich mit großem Nachdruck.

»Ich habe die Denunziation gesehen,« rief Peter Stepanowitsch; »sie ist vorhanden, und dieses ganze Gerede jetzt ist sehr dumm, meine Herren!«

»Aber ich,« brauste Wirginski auf, »ich protestiere … ich protestiere aus aller Kraft … Ich will … Was ich will, ist dies: ich will, daß, wenn er kommt, wir alle heraustreten und ihn alle fragen, und daß wir, wenn es wahr ist und er es bereut, das annehmen und ihn, wenn er sein Ehrenwort gibt, loslassen. Jedenfalls ist ein ordentliches Gericht nötig; es muß gerichtsmäßig verfahren werden. Aber daß wir uns alle verstecken und dann über ihn herfallen, das ist nicht das Richtige.«

»Auf ein Ehrenwort hin die gemeinsame Sache gefährden, das ist der Gipfel der Torheit! Hol's der Teufel, wie dumm ist das alles jetzt, meine Herren! Und was wollen Sie jetzt im Augenblicke der Gefahr für eine Rolle spielen?«

»Ich protestiere, ich protestiere,« wiederholte Wirginski.

»Schreien Sie wenigstens nicht; sonst hören wir das Signal nicht. Schatow, meine Herren … (Hol's der Teufel, wie dumm das jetzt ist!). Ich habe Ihnen schon gesagt, daß Schatow Slawophile ist, das heißt einer der dümmsten Menschen … Übrigens, zum Teufel, das ist ganz gleichgültig und schert uns nichts! Sie machen mich nur ganz wirr! … Schatow, meine Herren, war ein verbitterter Mensch, und da er trotzdem, ob nun gern oder ungern, zu unserer Gesellschaft gehörte, so hoffte ich bis zum letzten Augenblick, es würde möglich sein, ihn zum Besten der gemeinsamen Sache zu benutzen und ihn in seiner Eigenschaft als verbitterter Mensch zu verwenden. Ich habe ihn geschont trotz der striktesten Vorschriften … Ich habe ihn hundertmal mehr geschont, als er verdiente! Aber nun hat er zu guter Letzt eine Denunziation aufgesetzt; pfui Teufel! … Und nun versuche es einmal einer von Ihnen, sich jetzt davonzuschleichen! Keiner von Ihnen ist berechtigt, die gemeinsame Sache im Stich zu lassen! Sie können sich mit ihm küssen, wenn Sie wollen; aber dadurch, daß Sie einem Ehrenworte vertrauen, die gemeinsame Sache preiszugeben, dazu sind Sie nicht berechtigt! So handeln Lumpe und von der Regierung erkaufte Subjekte!«

»Wer ist denn hier von der Regierung erkauft?« fragte Liputin mürrisch.

»Sie vielleicht. Sie würden besser tun zu schweigen, Liputin; Sie reden ja doch nur, um zu reden, aus Angewohnheit. Erkauft, meine Herren, sind alle diejenigen, die sich im Augenblicke der Gefahr feige benehmen. Aus Furcht findet sich immer ein Dummkopf, der im letzten Augenblicke hinläuft und schreit: ‚Ach, begnadigt mich, und ich will alle angeben!‘ Aber seien Sie sich darüber klar, meine Herren, daß Sie jetzt durch keine Denunziation mehr Begnadigung erlangen werden. Wenn man Ihnen auch eine Milderung der Strafe um zwei Stufen bewilligt, so blüht doch einem jeden von Ihnen Sibirien, und außerdem werden Sie auch einem anderen Schwerte nicht entgehen. Und dieses andere Schwert ist schärfer als das der Regierung.«

Peter Stepanowitsch war in Wut und sprach manches Ungehörige. Schigalew trat mit Festigkeit drei Schritte auf ihn zu.

»Seit gestern abend habe ich die Sache überdacht,« begann er im Tone der Überzeugung und, wie immer, in seiner methodischen Manier (ich glaube, wenn die Erde unter ihm eingestürzt wäre, so hätte er selbst dann den Ton seiner Stimme nicht verstärkt und die Akkuratesse seiner methodischen Darlegung auch nicht um ein Pünktchen vermindert.) »Bei dieser Überlegung bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß der beabsichtigte Mord nicht nur den Verlust kostbarer Zeit bedeutet, die zur Erreichung wichtigerer und näherliegender Ziele verwendet werden könnte, sondern sich überdies auch als ein verderbliches Abweichen von dem normalen Wege darstellt, das der Sache stets den größten Schaden gebracht und ihren Erfolg um Jahrzehnte verzögert hat, indem man sich dem Einflusse leichtfertiger Menschen und insbesondere politischer Intriganten unterwarf statt demjenigen reiner Sozialisten. Ich bin hier erschienen, einzig und allein um zur Belehrung aller gegen das beabsichtigte Unternehmen zu protestieren und mich dann im gegenwärtigen Augenblicke, den Sie, ich weiß nicht warum, den Augenblick der Gefahr nennen, zu entfernen. Ich gehe fort, nicht aus Furcht vor dieser Gefahr und nicht aus Sympathie für Schatow, mit dem mich zu küssen ganz und gar nicht in meiner Absicht liegt, sondern einzig und allein weil diese ganze Sache von Anfang bis zu Ende meinem Programme vollständig zuwiderläuft. Was etwaige Besorgnisse anlangt, ich könnte denunzieren oder mich von der Regierung erkaufen lassen, so können Sie ganz beruhigt sein: ich werde nicht denunzieren.«

Er drehte sich um und ging weg.

»Hol's der Teufel, er wird ihnen begegnen und Schatow warnen!« rief Peter Stepanowitsch und zog seinen Revolver heraus.

Man hörte das Knacken vom Spannen des Hahnes. »Sie können überzeugt sein,« sagte Schigalew, sich noch einmal umwendend, »daß, wenn ich Schatow auf dem Wege treffen sollte, ich ihn vielleicht grüßen, aber ihn nicht warnen werde.«

»Aber wissen Sie auch wohl, daß Sie mir für dieses Verhalten vielleicht werden büßen müssen, Herr Fourier?«

»Ich bitte Sie, zu beachten, daß ich kein Fourier bin. Dadurch, daß Sie mich mit diesem süßlichen, abstrakten Faselhans in einen Topf werfen, zeigen Sie nur, daß mein Manuskript, obwohl Sie es in Händen gehabt haben, Ihnen doch völlig unbekannt geblieben ist. Was Ihre Rache anlangt, so muß ich Ihnen sagen, daß Sie den Hahn ganz zwecklos gespannt haben; in diesem Augenblicke ist das für Sie durchaus unvorteilhaft. Wenn Sie mir aber für morgen oder für übermorgen drohen, so werden Sie außer überflüssigen Sorgen und Mühen auch wiederum nichts für sich dadurch gewinnen, daß Sie mich erschießen: Sie können mich töten, werden aber doch früher oder später auf mein System herauskommen. Leben Sie wohl!«

In diesem Augenblicke ertönte in einer Entfernung von etwa zweihundert Schritten aus dem Parke von der Seite des Teiches her ein Pfiff. Liputin antwortete, gemäß der Abrede vom vorhergehenden Tage, sofort ebenfalls mit einem Pfiffe (zu diesem Zwecke hatte er sich, da er sich auf seinen ziemlich zahnlosen Mund nicht verlassen konnte, schon am Morgen auf dem Markte für eine Kopeke ein tönernes Kinderpfeifchen gekauft). Erkel hatte zu Schatow schon vorher gesagt, es werde gepfiffen werden, so daß bei diesem kein Argwohn entstehen konnte.

»Seien Sie unbesorgt; ich werde um die beiden seitwärts herumgehen, und sie werden mich überhaupt nicht bemerken,« flüsterte Schigalew beruhigend.

Und darauf begab er sich ohne Eile, und ohne seinen Schritt zu beschleunigen, endgültig durch den dunklen Park nach Hause.

Jetzt ist es vollständig, bis in die kleinsten Einzelheiten bekannt, wie dieses schreckliche Ereignis sich abgespielt hat. Zuerst trat Liputin den beiden Ankömmlingen Erkel und Schatow dicht bei der Grotte entgegen; Schatow grüßte ihn nicht und reichte ihm nicht die Hand, sondern sagte sogleich eilig und laut:

»Nun, wo haben Sie denn hier einen Spaten, und haben Sie nicht noch eine zweite Laterne? Fürchten Sie nichts; hier umher ist keine Menschenseele, und die Leute in Skworeschniki würden es jetzt nicht hören, selbst wenn hier mit Kanonen geschossen würde. Hier ist es, hier, an dieser Stelle …«

Er stieß mit dem Fuße auf die Erde, wirklich gerade zehn Schritte von einer hinteren Ecke der Grotte, nach dem Walde zu. Gerade in diesem Augenblicke stürzte Tolkatschenko, hinter einem Baum hervorspringend, sich von hinten auf ihn, und Erkel packte ihn von hinten an den Ellbogen. Liputin fiel von vorn über ihn her. Alle drei warfen ihn sofort zu Boden und drückten ihn auf die Erde nieder. Nun sprang Peter Stepanowitsch mit seinem Revolver hinzu. Es wird erzählt, Schatow habe noch die Möglichkeit gehabt, den Kopf zu ihm hinzuwenden, ihn zu sehen und zu erkennen. Drei Laternen beleuchteten die Szene. Schatow stieß plötzlich einen kurzen, verzweifelten Schrei aus; aber zu weiterem Schreien ließ man ihm nicht Zeit: Peter Stepanowitsch setzte ihm den Revolver genau und fest, gerade von vorn, gegen die Stirn und drückte ihn ab. Der Schuß tönte, wie es scheint, nicht sehr laut; wenigstens hörte man in Skworeschniki nichts davon. Schigalew, der kaum dreihundert Schritte weggegangen war, hörte natürlich sowohl den Schrei als auch den Schuß, drehte sich aber nach seiner eigenen späteren Aussage nicht um und blieb nicht einmal stehen. Der Tod trat fast augenblicklich ein. Die volle Fähigkeit, die weiteren Anordnungen zu treffen, bewahrte sich nur Peter Stepanowitsch; daß er auch kaltblütig geblieben wäre, möchte ich nicht glauben. Sich niederkauernd durchsuchte er eilig, aber mit fester Hand die Taschen des Ermordeten. Geld fand sich nicht (das Portemonnaie war unter Marja Ignatjewnas Kopfkissen geblieben). Es fanden sich zwei oder drei wertlose Papiere: ein Zettel mit Kontornotizen, das Titelblatt eines Buches und eine alte ausländische Wirtshausrechnung, die Gott weiß wie zwei Jahre lang in seiner Tasche stecken geblieben war. Diese Papiere steckte Peter Stepanowitsch in seine eigene Tasche, und da er auf einmal bemerkte, daß alle starr dastanden, den Leichnam anblickten und nichts taten, so begann er ärgerlich und unhöflich zu schimpfen und sie anzutreiben. Zur Besinnung kommend, liefen Tolkatschenko und Erkel davon und brachten im Nu aus der Grotte zwei Steine, die sie dort schon am Vormittag niedergelegt hatten; jeder wog etwa zwanzig Pfund und war bereits zurechtgemacht, das heißt fest und haltbar mit Stricken umwunden. Da in Aussicht genommen war, den Leichnam nach dem nächsten (dem dritten) Teiche zu tragen und ihn dort zu versenken, so machte man sich daran, ihm diese Steine an die Füße und an den Hals zu binden. Das Anbinden besorgte Peter Stepanowitsch, während Tolkatschenko und Erkel nur die Steine und Stricke hielten und sie ihm einer nach dem andern hinreichten. Zuerst tat dies Erkel, und während Peter Stepanowitsch brummend und schimpfend mit einem Stricke die Füße des Leichnams zusammenschnürte und an ihnen diesen ersten Stein anband, hielt Tolkatschenko seinen Stein diese ganze ziemlich lange Zeit über in den Händen, wobei er sich mit dem ganzen Oberkörper stark und gleichsam respektvoll vorbeugte, um ihn unverzüglich auf das erste Verlangen hin darzureichen; es kam ihm gar nicht in den Sinn, seine Last inzwischen auf die Erde zu legen. Als endlich beide Steine angebunden waren und Peter Stepanowitsch sich von der Erde erhob, um die Gesichter der Anwesenden zu mustern, da trug sich plötzlich etwas Seltsames, ganz Unerwartetes und für alle Überraschendes zu.

Wie schon gesagt, standen mit Ausnahme von Tolkatschenko und Erkel alle da, ohne etwas zu tun. Wirginski hatte zwar, als alle sich auf Schatow stürzten, dies ebenfalls getan, hatte aber Schatow nicht angefaßt und nicht geholfen, ihn festzuhalten. Ljamschin hatte sich erst nach dem Schusse zu der Gruppe gesellt. Darauf waren sie alle die ganze Zeit über, während der Leichnam zurechtgemacht wurde, was wohl zehn Minuten dauerte, eines Teiles ihres Bewußtseins beraubt gewesen. Sie standen um den Leichnam herum und schienen nicht sowohl Unruhe und Aufregung als vielmehr nur Erstaunen zu empfinden. Liputin stand ganz vorn, dicht bei dem Leichname. Wirginski stand hinter ihm und sah ihm mit einer besonderen Art von Neugier, als ob er unbeteiligt wäre, über die Schulter; er hob sich sogar auf die Fußspitzen, um besser zu sehen. Ljamschin versteckte sich hinter Wirginski, schaute nur selten und furchtsam hinter ihm hervor und verbarg sich immer sogleich wieder. Als die Steine angebunden waren und Peter Stepanowitsch sich aufrichtete, fing Wirginski auf einmal am ganzen Körper leise zu zittern an, schlug die Hände zusammen und rief traurig mit lauter Stimme:

»Das ist nicht das Richtige, nicht das Richtige! Nein, das ist gar nicht das Richtige!«

Er hätte vielleicht noch etwas zu seinem so spät kommenden Ausruf hinzugefügt; aber Ljamschin ließ ihn nicht weitersprechen; auf einmal umfaßte er ihn mit aller Kraft, preßte ihn von hinten zusammen und kreischte dabei in einer ganz unnatürlichen Weise. Es kommen Augenblicke eines starken Affekts, zum Beispiel des Schreckens, vor, wo der Mensch auf einmal mit einer fremdartigen Stimme aufschreit, mit einer Stimme, wie man sie bei ihm von vornherein gar nicht voraussetzen konnte, und das macht manchmal einen geradezu furchtbaren Eindruck. Ljamschin schrie nicht mit menschlicher, sondern mit einer Art von tierischer Stimme. Immer fester und fester, sich krampfhaft anstrengend, preßte er von hinten Wirginski mit seinen Armen zusammen; er kreischte ohne Pause und Unterbrechung, starrte alle mit weit aufgerissenen Augen an, machte den Mund weit auf und stampfte heftig mit den Füßen auf die Erde, als ob er auf ihr einen Trommelwirbel ausführen wolle. Wirginski war so erschrocken, daß er selbst wie von Sinnen aufschrie, und suchte in einer so grimmigen Wut, wie man sie bei ihm gar nicht hätte erwarten können, sich aus Ljamschins Armen loszureißen, wobei er ihn kratzte und stieß, soweit er mit den Armen nach hinten reichen konnte. Erkel half ihm schließlich, Ljamschin loszureißen. Aber als Wirginski voller Angst zehn Schritte beiseite gesprungen war, erblickte Ljamschin plötzlich Peter Stepanowitsch, heulte von neuem auf und stürzte sich nun auf diesen. Über den Leichnam stolpernd, fiel er über diesen hinweg auf Peter Stepanowitsch und umpackte diesen so fest mit seinen Armen, indem er sich mit seinem Kopfe gegen dessen Brust drückte, daß weder Peter Stepanowitsch noch Tolkatschenko noch Liputin im ersten Augenblicke etwas dagegen tun konnten. Peter Stepanowitsch schrie, schimpfte und schlug ihn mit den Fäusten auf den Kopf; als er sich endlich mit Not und Mühe losgerissen hatte, ergriff er seinen Revolver und richtete ihn gerade auf den offenen Mund des immer noch heulenden Ljamschin, den nun Tolkatschenko, Erkel und Liputin fest an den Armen gefaßt hatten; aber Ljamschin heulte trotz des Revolvers immer weiter. Schließlich ballte Erkel sein Taschentuch zusammen und stopfte es ihm geschickt in den Mund; auf diese Weise hörte das Schreien auf. Tolkatschenko hatte ihm inzwischen mit einem übriggebliebenen Ende Strick die Hände zusammengebunden.

»Das ist sehr sonderbar,« sagte Peter Stepanowitsch, der erstaunt und beunruhigt den Verrückten betrachtete.

Er war sichtlich betroffen.

»Ich hatte ihn ganz anders beurteilt,« fügte er nachdenklich hinzu.

Einstweilen ließ man Erkel bei ihm. Man mußte sich mit dem Toten beeilen: es war so viel Geschrei gewesen, daß es doch irgendwo gehört sein konnte. Tolkatschenko und Peter Stepanowitsch hoben die Laternen in die Höhe und faßten den Leichnam unter den Kopf. Liputin und Wirginski griffen nach den Beinen; so trugen sie ihn. Mit den beiden Steinen war die Last ziemlich schwer, und die Entfernung betrug mehr als zweihundert Schritte. Der Stärkste von allen war Tolkatschenko. Er riet, man solle Schritt halten; aber niemand antwortete ihm, und sie gingen, wie es sich gerade traf. Peter Stepanowitsch ging rechts und trug, ganz gebückt, den Kopf des Toten auf seiner Schulter; mit der linken Hand hielt er von unten den Stein. Da Tolkatschenko auf der ganzen ersten Hälfte des Weges nicht auf den Gedanken kam, beim Halten des Steines zu helfen, so schrie ihm Peter Stepanowitsch dies schließlich mit einem Schimpfworte zu. Dieses Zuschreien war ein plötzliches und vereinzeltes; dann trugen sie alle wieder schweigend, und erst dicht am Teiche rief Wirginski, der unter der Last gebeugt ging und von ihrem Gewichte matt geworden zu sein schien, auf einmal wieder mit ebenso lauter, weinerlicher Stimme wie vorher:

»Das ist nicht das Richtige, nein, nein, das ist gar nicht das Richtige!«

Der Ort, wo dieser dritte, ziemlich große Teich von Skworeschniki endete, und nach dem sie den Ermordeten hintrugen, war eine der ödesten und am wenigsten besuchten Stellen des Parkes, besonders in dieser späten Jahreszeit. Der Teich war an diesem Ende beim Ufer mit Gras durchwachsen. Die Laternen wurden hingestellt, der Leichnam geschwenkt und ins Wasser geworfen. Es erscholl ein dumpfer, lange nachhallender Ton. Peter Stepanowitsch hob eine Laterne in die Höhe; hinter ihm standen die andern, und alle spähten mit gespanntem Interesse, wie der Tote versinken würde; aber es war nichts mehr zu sehen: der Körper mit den beiden Steinen war sogleich untergegangen. Die starken Streifen, die über die Oberfläche des Wassers hinliefen, erstarben bald. Die Sache war beendet.

»Meine Herren,« wandte sich Peter Stepanowitsch an alle, »jetzt werden wir uns trennen. Ohne Zweifel empfinden Sie jenen freien Stolz, der mit der Erfüllung einer freien Pflicht verknüpft ist. Sollten Sie aber jetzt zu meinem Bedauern für solche Gefühle zu aufgeregt sein, so werden Sie das ohne Zweifel morgen empfinden, wo es schon eine Schande sein würde, es nicht zu empfinden. Ljamschins schmähliche Aufregung bin ich bereit als Fieberwahn anzusehen, um so mehr da er, wie ich höre, wirklich schon am Vormittag krank gewesen ist. Ihnen aber, Wirginski, wird ein Augenblick unbefangenen Nachdenkens zeigen, daß, wo das Interesse der gemeinsamen Sache in Frage kommt, man nicht im Vertrauen auf ein Ehrenwort handeln darf, sondern genau so handeln muß, wie wir es getan haben. Die Folgezeit wird Ihnen zeigen, daß eine Denunziation wirklich vorgelegen hat. Ich bin bereit, Ihre Äußerungen von vorhin zu vergessen. Was Gefahr anlangt, so ist eine solche aller Voraussicht nach nicht vorhanden. Niemandem wird es in den Sinn kommen, einen von Ihnen zu verdächtigen, besonders wenn Sie selbst es verstehen werden, sich richtig zu benehmen; so wird die Hauptsache von Ihnen selbst abhängen und von Ihrer vollständigen Überzeugung, daß wir recht getan haben, einer Überzeugung, in der Sie sich, wie ich hoffe, schon morgen befestigen werden. Eben darum unter anderm haben Sie sich ja zu einer besonderen, wohlorganisierten freien Vereinigung von Gesinnungsgenossen zusammengeschlossen, um zum Besten der gemeinsamen Sache im gegebenen Augenblick einer dem andern seine Energie mitzuteilen und, wenn es nötig sein sollte, einer den andern zu beobachten und zu kontrollieren. Jeder von Ihnen ist zu genauester Rechenschaft verpflichtet. Sie sind dazu berufen, altersschwache, durch langen Stillstand verfaulte Einrichtungen zu erneuern; halten Sie sich das immer zur Belebung Ihres Mutes vor Augen. Jede Ihrer Handlungen hat vorläufig zum Ziele, daß alles zusammenstürzt: sowohl der Staat als auch seine Moral. Nur wir werden übrigbleiben, die wir uns von vornherein zur Übernahme der Gewalt bestimmt haben: die Verständigen werden wir auf unsere Seite herüberziehen, und auf den Dummen werden wir herumreiten. Darüber müssen Sie sich klar sein. Wir müssen die jetzige Generation durch Erziehung umbilden, um sie der Freiheit würdig zu machen. Wir organisieren uns, um die Leitung zu übernehmen; wir müßten uns schämen, wenn wir nicht mit starker Hand nach alledem greifen wollten, was untätig daliegt und uns von selbst mit aufgesperrtem Maule dazu einladet. Ich werde sogleich zu Kirillow gehen, und morgen früh werde ich von ihm jenes Schriftstück erhalten, in welchem er kurz vor seinem Tode in Gestalt einer an die Regierung gerichteten Erklärung alles auf sich nimmt. Nichts kann wahrscheinlicher sein als eine solche Kombination. Erstens war er mit Schatow verfeindet; sie hatten zusammen in Amerika gelebt, also Zeit gehabt, sich miteinander zu zanken. Es ist notorisch, daß Schatow seinen früheren Anschauungen untreu geworden war; also beruhte ihre Feindschaft auf Verschiedenheit der Anschauungen und auf Furcht vor Denunziation, war somit die unversöhnlichste, die es überhaupt gibt. All das wird in dieser Weise niedergeschrieben werden. Endlich wird darin noch erwähnt werden, daß Fedka bei ihm im Filippowschen Hause Unterkunft gehabt hat. Auf diese Weise wird das alles jeden Verdacht von Ihnen völlig fernhalten, da es all diese Schafsköpfe ganz wirr im Kopfe machen wird. Morgen, meine Herren, werden wir uns nicht sehen; ich unternehme für ganz kurze Zeit eine Reise in den Kreis. Aber übermorgen werden Sie von mir Mitteilungen erhalten. Ich würde Ihnen raten, speziell morgen zu Hause zu bleiben. Jetzt wollen wir uns alle paarweis auf verschiedenen Wegen entfernen. Sie, Tolkatschenko, bitte ich, sich Ljamschins anzunehmen und ihn nach Hause zu bringen. Sie können auf ihn einwirken und ihm namentlich auseinandersetzen, wie sehr er in erster Linie sich selbst durch seinen Kleinmut schadet. An Ihrem Verwandten Schigalew, Herr Wirginski, will ich ebensowenig zweifeln wie an Ihnen selbst: er wird nicht denunzieren. Sein Verhalten bleibt sehr bedauerlich; aber er hat doch noch nicht erklärt, daß er aus unserer Gemeinschaft ausscheide, und daher ist es noch zu früh, ihn zu begraben. Nun schnell, meine Herren; wenn unsere Gegner auch Schafsköpfe sind, so kann Vorsicht doch nicht schaden …«

Wirginski ging mit Erkel zusammen fort. Bevor Erkel Ljamschin an Tolkatschenko übergab, führte er ihn noch zu Peter Stepanowitsch hin und teilte diesem mit, Ljamschin sei zur Besinnung gekommen, bereue, bitte um Verzeihung und könne sich nicht einmal erinnern, was eigentlich mit ihm vorgegangen sei. Peter Stepanowitsch ging allein und schlug einen Umweg auf der andern Seite der Teiche am Park entlang ein. Dieser Weg war der längste. Zu seiner Verwunderung holte ihn auf halbem Wege Liputin ein.

»Peter Stepanowitsch, Ljamschin wird denunzieren!«

»Nicht doch; er wird zur Besinnung kommen und sich sagen, daß er als erster würde nach Sibirien gehen müssen, wenn er denunzierte! Jetzt wird niemand denunzieren. Auch Sie werden es nicht tun.«

»Und Sie?«

»Ohne Zweifel werde ich Sie alle beiseite schaffen, sobald Sie Miene machen, Verrat zu begehen, und Sie wissen das. Aber Sie werden keinen Verrat begehen. Sind Sie mir darum zwei Werst nachgelaufen?«

»Peter Stepanowitsch, Peter Stepanowitsch, wir werden uns vielleicht nie wiedersehen!«

»Wie kommen Sie auf einen solchen Gedanken?«

»Sagen Sie mir nur eines!«

»Nun, was? Übrigens wünsche ich, daß Sie sich davonscheren.«

»Nur eine einzige Antwort, aber eine wahre: sind wir das einzige Fünferkomitee auf der Welt, oder ist es richtig, daß noch mehrere hundert Fünferkomitees existieren? Ich frage vom höchsten Gesichtspunkte aus, Peter Stepanowitsch.«

»Das sehe ich an Ihrer hochgradigen Aufregung. Aber wissen Sie auch wohl, Liputin, daß Sie gefährlicher sind als Ljamschin?«

»Ich weiß, ich weiß; aber — die Antwort, Ihre Antwort!«

»Sie sind ein dummer Mensch! Gerade jetzt, möchte ich meinen, kann Ihnen das ganz gleichgültig sein, ob es ein Fünferkomitee gibt oder tausend.«

»Also nur eines! Das hatte ich doch gewußt!« rief Liputin. »Ich habe es diese ganze Zeit her gewußt, daß es nur eines gibt, bis auf diesen Augenblick …«

Und ohne eine andere Antwort abzuwarten, drehte er sich um und verschwand schnell in der Dunkelheit.

Peter Stepanowitsch dachte ein wenig nach.

»Nein, es wird keiner denunzieren,« sagte er in entschiedenem Tone vor sich hin. »Aber die Gruppe muß zusammenbleiben und gehorchen, oder ich will sie … Ach, ist das aber eine jämmerliche Gesellschaft!«