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Häßlich

Häßlich ist das Gegenteil von schön, also dasjenige, was geistiges Mißfallen erregt; es wächst aus dem Sinnlich-Unangenehmen hervor und beruht stets auf einem Widerspruch, meist dem Widerspruch zwischen der Idee und ihrer sinnlichen Darstellung, durch den die Idee Einbuße erleidet. Die höchste Steigerung des Häßlichen im natürlichen Dasein ist das Ekelerregende, der vollständige Sieg des Sinnlichen, im geistigen Dasein die Gemeinheit des Charakters, die unverhüllte Selbstsucht. Sobald dagegen geistiges Leben ins Häßliche hineinleuchtet, kann auch ein Verbrecher wie Richard III. oder ein Lump wie Falstaff ästhetisch erträglich sein. Das Häßliche tritt jedesmal mit scharfem Ausdruck an uns heran, wodurch es sich vom ästhetisch Indifferenten unterscheidet. Schönes und Häßliches berühren sich im Charakteristischen. Erst wo dieses aufs Gefühl bezogen wird, kann es schön und häßlich genannt werden. Bei rein wissenschaftlicher Betrachtung verschwindet dagegen der Unterschied. Daher ist die. Natur als solche niemals für den Forscher häßlich oder schön, sondern wird es erst für den Ästhetiker. Der Affe erscheint erst häßlich, sobald man ihn mit dem Menschen vergleicht und an der Idee desselben durchs Gefühl mißt. Unmittelbar suchen wir daher das Häßliche nur an einem Kunstwerk, weil es sich von vornherein an den Geschmack des Menschen wendet, nicht an den wissenschaftlichen Forschungstrieb. Vgl. K. Rosenkranz, Ästhetik des Häßlichen. 1853.