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Heuristik

Heuristik (nlt. vom gr. heuriskein = finden) heißt die Erfindungskunst oder die Anweisung, auf methodischem Wege Erfindungen zu machen. Früher suchte man sie in einer willkürlichen Kombination logischer Begriffe, so Raimund Lullus (1235-1316) mit seiner Ars magna (Großen Kunst) und Leibniz (1646-1716) mit seiner Kombinationskunst (ars combinatoria). Fruchtbarer waren Lord Bacons (1561-1626) Winke in seinem Novum Organen, ebenso die Anweisungen Herschels und Whewells und die Methoden der experimentellen Forschung. Stuart Mills (1806-1873.) Es ist aber unmöglich, sowohl für alle Wissenschaften eine Methode der Forschung zu erfinden, als auch die verschiedenen Methoden der Erfindung auf Regeln zu bringen: Scharfsinn, Kombination, Genie und Zufall tun bei der Erfindung ebensoviel wie methodische Induktion. Am leichtesten ist das Erfinden, wo es sich um Verfeinerung von bereits vorhandenen Instrumenten, Maschinen u. dgl. handelt. Fast unmöglich dagegen ist es, dem künstlerischen Erfindungsgeiste Bahnen zu weisen. – Das heuristische Verfahren in der wissenschaftlichen Darstellung ist die Schilderung des Weges, auf welchem die Lehren einer Wissenschaft gefunden worden sind oder wenigstens hätten gefunden werden können. Es überliefert also die Disziplin nicht als etwas Fertiges, sondern als etwas Werdendes. Dieses Verfahren, das man auch genetisch oder analytisch nennt, hat hohen pädagogischen Wert. Für die Naturwissenschaft ist vor allem die Induktion und die Zurückführung des Qualitativen auf Quantitätsverhältnisse brauchbar; doch hat auch die Teleologie bei der Behandlung der Organismen heuristischen Wert. Vgl. Stuart Mill, A System of Logic Rationative and Inductive, übersetzt von Gomperz. Leipzig 1884. J. Schiel, Die Methode der induktiven Forschung. Braunschweig 1865. Liard, les logiciens anglais contemporains. Paris 1878. Vgl. auch Reduktion, Hypothese.