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3) Milzbrandgift

3) Das Milzbrandgift. Wespen, Bienen und andere Insekten, die dieses Gift von dem daran krepierten Vieh nicht selten auf Menschen und andere Tiere übertragen (wohin vorzüglich die Schmeißfliegen und blinden Fliegen gehören), erregen durch ihren Stich alsdann bald heftige Zufälle: starke Geschwulst, brennenden Schmerz, Röte, Fieber, Angst; es bildet sich bald eine bläuliche, schnell brandig werdende Blase (Milzbrandblatter, schwarze oder bösartige Blatter, Pustula maligna, Pustula gangraenescens), entstanden durch das Anthrax- oder Milzbrandgift, welches indessen am häufigsten Menschen ergreift, die mit milzbrandkrankem Vieh umgehen oder in Berührung mit den Fellen der daran Krepierten kommen. Ansteckung und Übertragung des Giftes von Menschen auf Menschen findet nicht statt; eben so sind zahlreiche Beobachtungen gemacht worden, dass Menschen sowohl das Fleisch solcher milzbrandkranken, geschlachteten Tiere, als auch das Fleisch vom tollen Hunde ohne nachteilige Folgen genossen haben.

Hilfsmittel. Dieselben, wie bei Vipern- und Schlangengift. Man schneide die Pustel auf, reinige sie mit Salzsäure, lege warme Umschläge von Semmelkrumen, in Wasser gekocht, über, mit Zusatz von Chlorwasser (Aqua oxymuriatica) oder Kampferspiritus, bis zur Ankunft des Arztes.

Die gewöhnlichen Stiche der nicht durch Anthraxgift vergifteten Wespen, Bienen u. s. w. sind nicht gefährlich; doch erregen sie bei empfindlicher Haut, bei Kindern oft starke Geschwulst, Fieber u. s. w.

Behandlung. Ist Jemand von Wespen, Bienen, Mücken gestochen, oder durch Ameisen und Raupendreck verletzt, so reibe man die Stellen mit frischer Erde, mit Öl, mit Knoblauchsaft, mache Umschläge von Essig und Wasser, von Wein, von Branntwein und Wasser, und gebe, wenn Fieber dazu kommt, viermal täglich einen Teelöffel voll Cremortartari, in einem Glas Zuckerwasser aufgelöst, auch zuweilen ein Glas Limonade zu trinken. Ist nach Bienen- oder Wespenstichen der Stachel des Insekts stecken geblieben, so entfernt man ihn mittelst eines Federmessers.

Gegen verschluckte Wespen, Bienen, Raupen u. s. w. lasse man Baumöl, Honig und Haferschleim in Menge trinken, gegen verschluckte Blutegel dient starkes Salzwasser und später Haferschleim oder Mandelmilch als Getränk.

Sind lebende Insekten: Ameisen, Hornisse, Ohrwürmer u. s. w. ins Öhr gekrochen, so gieße man einen Teelöffel voll erwärmtes Baum- oder Rüböl ins Ohr, und die Tiere werden bald herauskriechen. In Tannen- und Fichtenwäldern, worin sich die Wanderraupe oder Prozessionsraupe (Lasiocampa prozessionea) öfters aufhält, und sich daselbst in einzelnen Jahren in so großer Menge vorfindet, dass sie ganze Waldungen zerstört, verursachen beim Verpuppen derselben deren zurückgelassene, raue Hüllen, wenn sie mit der Haut in Berührung kommen, oft Geschwulst, Entzündung und Fieber, wogegen innerlich und äußerlich viel kaltes Wasser und Essig, auch das aus Cremortartari und Zucker bereitete Kristallwasser (s. oben S. 14) nützlich ist.